Großaufgebot
Zwei Straftäter aus Psychiatrie geflohen – Polizei sucht weiterhin mit Großaufgebot
Ulm / Lesedauer: 4 min
Die Fahndung nach zwei aus dem Bezirkskrankenhaus in Günzburg entflohenen Männern dauert weiter an. Das teilt das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West auch am Montagabend erneut mit.
Die beiden Männer waren in der Nacht von Sonntag auf Montag entflohen. Mit mehreren Fotos hoffen die Ermittler seit Montagmorgen auf Hinweise auf den Aufenthaltsort der beiden Männer. Sie waren unter anderem wegen Diebstahls mit dem Gesetz in Konflikt geraten und wurden wegen Suchterkrankungen in der Klinik behandelt.
Die Öffentlichkeitsfahndung habe laut Polizei am späten Nachmittag mehrere voneinander unabhängige Hinweise ergeben, wonach sich die beiden Männer im Bereich des Gewerbegebiets Scheppach Nord-West aufgehalten haben sollen.
Die Polizei erreichten gegen 16.45 Uhr und gegen 17.15 Uhr entsprechende Zeugenaussagen, wonach sich die Gesuchten im Bereich eines Heimwerkermarktes und eines Outlet-Centers in der Messerschmittstraße aufhielten.
Die Fahndungsmaßnahmen der Polizei wurden daraufhin intensiviert. Die Polizeiinspektion Burgau wurde von benachbarten Dienststellen unterstützt, es war unter anderem wieder ein Polizeihubschrauber und Polizeihunde im Einsatz.
Die groß angelegte Suche wurde gegen 19 Uhr erneut reduziert. Sie erbrachte keine weiteren Hinweise.
Kontrollpunkte in Günzburg eingerichtet und Nahverkehr überprüft
Bereits im Laufe der Nacht zum Montag und während des gesamten Tages seien umfangreiche Suchmaßnahmen durchgeführt worden. Unter anderem wurden mehrere Kontrollpunkte in Günzburg und Umgebung eingerichtet, zudem wurde der öffentliche Nahverkehr überprüft. Die Suche verlief aber erfolglos.
Überraschungsmoment ausgenutzt
Nach dem derzeitigen Ermittlungsstand der Kriminalpolizei rief einer der beiden Männer in der Nacht zum Montag gegen 1.22 Uhr unter einem Vorwand eine Mitarbeiterin des Krankenhauses zum gemeinsamen Zimmer. Es gelang beiden, unter Ausnutzung eines Überraschungsmoments, das Doppelzimmer zu verlassen.
Unter Vorhalt eines spitzen, selbstgefertigten Gegenstandes dirigierten sie die Mitarbeiterin bis zur Sicherheitsschleuse, die mit einem weiteren Mitarbeiter besetzt war. Dieser erkannte die Bedrohung der Mitarbeiterin und entriegelte die Türe.
Den Männern gelang anschließend die Flucht. Als sie das Gebäude verlassen hatten, ließen sie von der Mitarbeiterin ab und ließen auch den Gegenstand zurück. Die Frau blieb unverletzt.
Einer der entwichenen Männer ist der 28-jährige deutsch-russische Staatsangehörige Alexander G .
Er hat laut Polizei eine normale Statur, hellbraune Haare und ist etwa 1,70 Meter groß. Er trägt eine weiße Sportjacke und eine weiße Hose mit drei roten Streifen an der Seite.
Der zweite Mann ist der 23-jährige ukrainische Staatsangehörige Ruslan-Oleksandr Tsopa . Von ihm ist bekannt, dass er etwa 1,75 Meter groß und von dicklicher Statur ist. Er hat kurze dunkle Haare und ist komplett dunkel bekleidet.
Die Männer trugen weiße Schuhe beziehungsweise schwarze Schuhe mit auffällig weißen Sohlen.
Die veröffentlichten Fotos der beiden Männer entsprechen nach Angaben der Polizei ihrem aktuellen Aussehen. Lediglich der Bart von Ruslan-Oleksandr Tsopa ist etwas kürzer als auf dem Bild (siehe ganz oben). Die Polizei spricht von einem „Drei-Tage-Bart“.
Beide waren wegen Diebstahls in Günzburg untergebracht
G. war im Zusammenhang mit räuberischen Diebstahls, Tsopa im Zusammenhang mit schweren Bandendiebstahls verurteilt worden.
Beide Patienten wurden wegen ihrer Suchterkrankungen seit Juni beziehungsweise Anfang Juli in der Klinik für Forensische Psychiatrie in Günzburg im Maßregelvollzug behandelt.
Therapie hätte abgebrochen werden sollen
Wie Georg Schalk, Sprecher der Bezirkskliniken Schwaben, mitteilte, habe man jedoch „massive Zweifel gehabt, ob die Männer an einem Therapieerfolg interessiert waren“. Bei beiden hätte in Kürze die Therapie abgebrochen und sie hätten wieder in ihre jeweiligen Justizvollzugsanstalten zurückgebracht werden sollen.
Sollten die zwei Männer gefasst werden, werden sie laut Sprecher keinesfalls mehr in der Günzburger Klinik untergebracht.
Durch die Polizeiinspektion Günzburg seien sofort umfangreiche Fahndungsmaßnahmen, unter anderem unter Einsatz eines Polizeihubschraubers, eines Personensuchhundes und Unterstützungskräften der Bayerischen Bereitschaftspolizei, in der Nacht eingeleitet worden, heißt es in der Mitteilung weiter.
Mögliche Hinwendungsorte sind der Polizei nicht bekannt.
Die Kriminalpolizeiinspektion Neu-Ulm hat die Ermittlungen übernommen, der zurückgelassene Gegenstand wurde sichergestellt.
Die Bevölkerung wird gebeten, bei direktem Kontakt nicht an die Entflohenen heranzutreten, sondern sofort die Notrufnummer 110 zu wählen.
Hinweise, insbesondere zum aktuellen Aufenthaltsort der beiden Männer, werden von der Polizeiinspektion Günzburg unter der Telefonnummer 08221/9190 entgegengenommen.