StartseiteRegionalRegion Ulm/Alb-DonauUlmWunsch nach gutem Essen bringt 22-Jährigen zu Einbrecherbande

Einbrecherbande

Wunsch nach gutem Essen bringt 22-Jährigen zu Einbrecherbande

Ulm / Lesedauer: 3 min

Fünf Männer müssen sich derzeit vor Gericht wegen gemeinschaftlichen Bandendiebstahls verantworten
Veröffentlicht:29.04.2014, 19:40

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Sich mal ein gutes Essen mit Freunden gönnen, in der Disco feiern und gemeinsam eine teure Flasche Wodka trinken. Das lockte einen heute 22-jährigen Bulgaren an, für eine Einbrecherbande Schmiere zu stehen und Werkzeuge im Baumarkt zu besorgen. Er ist der jüngste im Bunde von fünf Männern, die derzeit wegen gemeinschaftlichen Bandendiebstahls vor der Großen Jugendkammer des Landgerichts Ulms angeklagt sind.

Am zweiten Verhandlungstag hatten die Angeklagten das Wort.Weil der Bulgare zur Tatzeit Heranwachsender war, musste sich die Jugendkammer mit dem Fall beschäftigen, der Einblick gibt in die vernetzte Einbrecherwelt. Der junge Mann, arbeitslos wie die anderen Angeklagten auch, trieb sich gerne in Discos herum und war fasziniert vom „gehobenen“ Lebensstil seiner wesentlich älteren Kumpels. Was denn gutes Essen für ihn bedeute, fragte ihn der Vorsitzende Richter Thomas Keckeisen und bekam die Antwort: „Kein Döner“. Er sei so richtig reingerutscht in diesen Schlamassel. „Ehrlich gesagt, ich war scharf aufs Geld“, sagte er leicht zerknirscht vor Gericht.

Doch das waren die anderen auch. Lange Zeit nahm die Vernehmung des ältesten Angeklagten in Anspruch. Der gebürtige Ulmer, der als Lagerist gearbeitet hat, ist einschlägig vorbestraft und stellte seine Erfahrung in den Dienst der Bande. Unumwunden gestand er am Dienstag größtenteils die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft, in zahlreichen Fällen in den Jahren 2012 und 2013 in wechselnden Formationen der Bande im Raum Ulm, Alb-Donau-Kreis sowie den Landkreisen Göppingen, Biberach und Sigmaringen auf Beutezug gewesen zu sein.

Bevorzugt kundschafteten er und seine Komplizen Sonnenstudios und Firmengebäude aus, wobei ihnen das Internet behilflich war. Mit stets neuem Werkzeug und wechselndem Schuhwerk machte man sich nachts und an späten Nachmittagen an den Türen der Einbruchsobjekte zu schaffen. Meist genügte ein Schraubenzieher, um sie zu öffnen. Wenn das nicht gelang, wurde ein Brecheisen verwendet. Oft war der Schaden größer als die Beute.

Manchmal reichte das gestohlene Geld gerade, die Fahrtkosten auszugleichen, sagte der Mann. Gerade in den Sonnenstudios war in der Regel nicht viel zu holen. Zuweilen teilte man nach dem Einbruch nicht mehr als 100 bis 150 Euro untereinander auf, was dem großen Lebensstil nicht entsprach, den sie angeblich führten. Am Rande des Verfahrens kam jedoch der Verdacht auf, dass die angeklagten Einbrüche nur die Spitze des Eisbergs gewesen sein könnten. Nicht gerade professionell gingen die Angeklagten zuweilen vor.

In einem Ulmer Hotel trugen sie nächtens einen Tresor aus dem Haus, erzeugten aber dabei so laute Geräusche, dass das Nachtpersonal aufmerksam wurde und die Einbrecher ohne Beute flüchten mussten. Den größten Coup, der ihnen dann auch zum Verhängnis wurde, landeten die Einbrecher in einem Ort im Alb-Donau-Kreis, nachdem sie einen Insider-Tipp in einer Kneipe bekommen hatten: Eine Automatenfirma mit internationalen Kontakten war das Objekt der Begierde.

Der älteste der Angeklagten schilderte, wie leicht er die „uralten“ Kellerfenster der Firma öffnen konnte. Die Täter filzten die Büroräume und standen vor einem ganzen Arsenal original verpackter Elektronikware: Handys, Tablets und Navigationsgeräte sowie ein Tresor. Mit diesem Einbruch schnellte die Gesamtbilanz der Bande von einigen tausend Euro in zwei Jahren auf nunmehr 50 000 Euro hoch. 14 Verhandlungstage mit 63 Zeugen müssen die fünf Angeklagten nun über sich ergehen lassen, bis nach 14 Verhandlungstagen voraussichtlich am 24. Juli das Urteil gesprochen wird.