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Betrugsversuch

Mehr als 50 falsche Polizisten versuchen den Betrug

Ulm / Lesedauer: 3 min

Betrüger haben am Montag etwa 50 Bürger im ganzen Landkreis heimgesucht -Allein in Weißenhorn werden 38 Fälle registriert.
Veröffentlicht:14.11.2018, 20:50

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Die Masche ist altbekannt, doch eine solche Welle von Betrugsversuchen hat es in der Region vermutlich noch nicht gegeben: Falsche Polizisten haben am Montag in den Landkreisen Neu-Ulm und Günzburg mehr als 50 Bürger mit Anrufen heimgesucht. Allein in Weißenhorn gab es 38 Fälle, aber auch in Neu-Ulm und Illertissen schlugen die Täter zu.

Das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West lobte das Verhalten der Bürger: Alle Angerufenen hätten sich richtig verhalten, das Gespräch beendet und die richtige Polizei informiert. Die Ermittler gehen jedoch davon aus, dass die Zahl der betrügerischen Anrufe noch deutlich höher ist, als bislang bekannt. Unter Umständen wurden Personen finanziell geschädigt oder stehen aktuell noch in Kontakt mit den vermeintlichen Polizeibeamten. Um an weitere Ermittlungsansätze zu gelangen, werden etwaige Geschädigte gebeten, sich mit der örtlichen Polizeidienststelle in Verbindung zu setzen. Auch verdächtige Wahrnehmungen sind für die Polizei wichtig.

Allein in Weißenhorn hat ein Betrüger sich am Montagabend in mindestens 38 Fällen als Polizist ausgegeben. Er klapperte offenbar das gesamte Stadtgebiet ab. Der Unbekannte meldete sich am Telefon mit der bekannten Masche, wonach in der Nachbarschaft Einbrecher festgenommen worden seien, bei denen angeblich der Name und die Anschrift des Angerufenen gefunden wurden. Das Display der Angerufenen zeigte dann die manipulierte Nummer 07309/110 an. Man solle jetzt alle Fenster und Rollläden geschlossen halten, riet der Unbekannte. Dann fragte er nach Geld und Wertgegenständen in der Wohnung. Den Angerufenen war aber die Betrugsmasche aus den Medien mittlerweile hinlänglich bekannt, sodass sie auf Fragen und Forderungen des falschen Polizisten nicht eingingen, sondern anschließend sich mit der richtigen Polizei in Verbindung setzten und den Vorfall zur Anzeige brachten.

Auch in Neu-Ulm wollten Betrüger mindestens fünf Bürger am Telefon übers Ohr hauen. Hierbei tischten die Anrufer den überwiegend älteren Leuten die Masche von festgenommenen Straftätern auf. Dazu verwendeten sie in mindestens zwei der Fälle die technisch manipulierte Telefonnummer 0731/110, um den „offiziellen“ Charakter des Anrufs zu verstärken. Die Angerufenen fielen nicht auf die Betrüger herein. Sie beendeten die Gespräche, ohne dass ein Schaden entstand. Bei der Polizeiinspektion Illertissen wurden drei Anrufe falscher Polizeibeamter registriert, die zwischen 20.55 und 21.15 Uhr eingingen. In allen Fällen wurde den Angerufenen mitgeteilt, dass die Polizei zwei Einbrecher festgenommen habe. Bei den Festgenommenen sei ein Handzettel aufgefunden worden, der auch die Adresse des Angerufenen enthalte. Sie sollten nachsehen, ob bei ihnen etwas entwendet wurde. Den Angerufenen im Alter zwischen 67 und 80 Jahren kam die Geschichte jeweils verdächtig vor und so beendeten sie das Gespräch und informierten die Polizei.

Lügen über Einbrecherbanden

Im Bereich Günzburg riefen Unbekannte in etwa einem Dutzend Fälle Bürger zuhause an. Die weiblichen und männlichen Anrufer erzählten ihnen unter anderem, dass eine Einbrecherbande festgenommen worden sei und bei dieser Bande auch ein Zettel mit der Adresse der Angerufenen gefunden wurde. Die Bürger wurden seitens der Täter angewiesen, alle Fenster und Türen zu schließen. In den Telefongesprächen wurden die Angerufenen auch danach gefragt, ob sie Wertgegenstände zu Hause haben. Die Leute ließen die Unbekannten jedoch abblitzen.

Laut Polizeisprecher Jürgen Krautwald ist die Masche der falschen Polizisten weiter auf dem Vormarsch. Die Zahlen seien „regelrecht explodiert“. Im Bereich des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West gab es zwischen Januar und Oktober 911 Fälle – im Vorjahr waren es im gleichen Zeitraum noch 177 gewesen. Die Polizei geht zudem von einer hohen Dunkelziffer aus.