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Landwirtschaft

Die Bauern sind wieder wer

Berlin / Lesedauer: 3 min

Der „drittwichtigste Beruf“ nach Meinung der Deutschen - Trend geht zu mehr Heimatgefühl und Regionalität
Veröffentlicht:11.05.2012, 11:00

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Die deutsche Landwirtschaft genießt einen guten Ruf, Bauern sind hoch angesehen. „Die Anerkennung des Berufs Landwirt erfüllt mich als Bauernpräsident mir Befriedung", sagt Gerd Sonnleitner bei der Vorstellung einer Emnid-Studie in Berlin. Auf Platz drei nach dem Arzt (56 Prozent) und dem Lehrer (47 Prozent) kommt mit 44 Prozent der Landwirt, beim Polizisten sind es 38 Prozent, beim Politiker 14 Prozent - und beim Journalisten zum Vergleich 6 Prozent.

Alle fünf Jahre untersucht Emnid das Image der deutschen Landwirtschaft. Emnid-Chef Klaus-PeterSchöppner macht diesmal einen klaren Trend zu mehr Regionalität fest. In Zeiten sehr hoher Zukunftsbeunruhigung und kriselnder Finanzmärkte stellt er eine Renaissance der Heimat fest, der Überschaubarkeit, der Transparenz. Hand in Hand damit gehe ein wachsendes Interesse an grünen Themen. Äußerten vor zehn Jahren nur 35 Prozent großes Interesse an landwirtschaftlichen Themen, so sind es jetzt schon 46 Prozent, weitere 40 Prozent haben immerhin mittelgroßes Interesse.

Ältere interessieren sich eher für Landwirtschaft

Die Älteren interessieren sich weit mehr für Landwirtschaft als die 14 bis 29-Jährigen. Das sei jedoch kein Wunder, denn in dem Alter sei man mit anderen Dingen beschäftigt, so Schöppner. Entscheidend sei, ob das Interesse der jungen Leute später wieder zunehme.

Fernsehen, Tageszeitungen und Rundfunk sind die drei Top-Informationsquellen über Landwirtschaft. Weit zurück, aber mit steigender Bedeutung, kommt das Internet. 79 Prozent der Befragten finden, dass alle Medien mehr über landwirtschaftliche Themen berichten sollten. Die Mehrheit sieht derzeit eine ausgewogene Berichterstattung, 32 Prozent aber finden sie zu negativ. Auffällig ist laut Schöppner, dass selbst Skandale in der Landwirtschaft, wie kürzlich Wiesenhof, das Image nur sehr kurz schädigen.

Diskrepanz zwischen Wunsch und Realität

Die Bedeutung der Landwirtschaft wird von allen Befragten als sehr hoch eingeschätzt, das bäuerliche Leben als wichtiger Bestandteil deutscher Kultur angesehen. Und: Die Deutschen haben Mitgefühl mit der Landwirtschaft. Sie wissen um die Schwierigkeiten bei der Übergabe von Höfen, um die Konkurrenz mit landwirtschaftlichen Produkten aus anderen Staaten, um unsichere Einkommens- und Preissituation.

Schöppner macht aber eine hohe Diskrepanz zwischen Wunsch und Realität aus. Der Verbraucher trage oft ein romantisierendes Bild von der Landwirtschaft in sich. Hier sehen viele Befragte ein Versagen der Schulen, die ein irreales Bild vermittelten. Deshalb fordert der Bauernverband, dass verstärkt landwirtschaftliche Themen behandelt werden sollen. „Kühe leben heute zwar auch noch auf der Weide, aber nicht ausschließlich, Wachstum und Kosteneffizienz finden Sie in der gesamten Wirtschaft, da ist der Unternehmer Landwirt nicht ausgeschlossen“, sagt Bauernpräsident Gerd Sonnleitner. Doch anders als in anderen Branchen wird Technik in der Landwirtschaft von vielen nicht als Fortschritt empfunden. Der Verbraucher will beides – günstige Produkte und Genuss mit gutem Gewissen.

Doch die Landwirte müssen sich in globalisierten Agrarmärkten durchsetzen. „Dass wir dabei schon weltweit die höchsten Standards im Umwelt- und Tierschutz haben, dringt in der öffentlichen Diskussion nicht voll durch“, so Sonnleitner.

Den Bauern ist Qualität der Lebensmittel wichtig

Das besondere Interesse der Verbraucher gilt der Qualität von ihren Nahrungsmitteln, der Transparenz bei der Produktion von Lebensmitteln, dem Umgang mit Tieren, dem Anbau von Nutzpflanzen und dem biologischen Landbau. Weit zurück liegt der Urlaub auf dem Bauernhof – hier seien noch Steigerungsmöglichkeiten vorhanden, so Schöppner.

Erfreulich wenig Menschen fühlen sich von der landwirtschaftlichen Tierhaltung belästigt. 58 Prozent nie, 37 Prozent selten oder manchmal, aber nur vier Prozent oft. Das gute Image der Landwirte hat auch für Bauernpräsident Gerd Sonnleitner persönlich positive Folgen. Der hört nach 21 Jahren als Art Berufspolitiker im Sommer auf. „Dann kehre ich auf meinen Bauernhof zurück, um mein Ranking zu verbessern.“ So schön kann Landwirtschaft sein.