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Südstadtbogen

Was wird aus dem Südstadtbogen?

Ulm / Lesedauer: 3 min

Nach Realgrund-Insolvenz hofft Neu-Ulm, dass das 140-Millionen-Projekt fortgeführt wird
Veröffentlicht:22.12.2019, 18:00

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450 neue Wohnungen, ein 13-stöckiges Hochhaus, 850 Parkplätze im Untergrund, Gesamtkosten 140 Millionen Euro: Der Südstadtbogen südwestlich der Hermann-Köhl-Straße und der Memminger Straße in der Neu-Ulmer Innenstadt ist eines der größten Bauprojekte in der Region. Vor zwei Jahren war Spatenstich, die Fertigstellung war für Ende 2022 anvisiert. Doch jetzt scheint die Zukunft des Millionen-Projekts entlang der Bahngleise nahe der Glacis-Galerie in Gefahr. Denn der Bauherr, die Ulmer Realgrund AG, hat Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt (wir berichteten).

Und nun? „Die Stadt Neu-Ulm bedauert diese Entwicklung und hofft, dass sich unter Mitwirkung aller Beteiligten eine tragfähige Lösung finden lässt, die vor allem auch eine Fertigstellung des Projektes gewährleistet“, heißt es in einer Stellungnahme aus dem Rathaus zu der schlechten Nachricht kurz vor Weihnachten. Das Letzte, was die Stadt gebrauchen kann, wäre eine Brache auf 16 800 Quadratmetern in bester Lage. Sie ist aber auch an dem Vorhaben beteiligt, indem sie Realgrund 390 Parkplätze auf einer Ebene der Tiefgarage des Südstadtbogens abgekauft hat. Pro Stellplatz zahlt die Stadt 30 000 Euro. Das ergibt insgesamt eine Summe von 11,7 Millionen Euro. Sieben Millionen hat die Stadt bereits an Realgrund überwiesen. Bezahlt worden sei nur das, was bisher auch gebaut worden sei, heißt es in der städtischen Stellungnahme. Alle Stellplätze in der Tiefgarage, darunter auch die städtischen, seien im Rohbau fertiggestellt. Aktuell fehle noch der Einbau der Technik.

Die 390 Stellplätze im Untergrund dienen als Ersatz für das Parkhaus am Bahnhof, das abgerissen wurde. Die freie Fläche neben der Glacis-Galerie mietet wiederum Realgrund. Die Firma will das Grundstück zwei Jahre lang als Baustellenfläche für den Südstadtbogen nutzen. „Welche Konsequenz die Insolvenz der Firma Realgrund mit Blick auf den städtischen Invest im Bereich der Stellplätze haben wird, kann derzeit noch nicht gesagt werden“, teilte die Stadt Neu-Ulm mit. Auch zum weiteren zeitlichen Verlauf des Gesamtprojekts sowie der Nutzbarkeit der Tiefgaragenstellplätze könne derzeit seitens der Stadt keine Aussage getroffen werden. Die weitere Entwicklung des Projekts hänge maßgeblich vom Fortgang des Insolvenzverfahrens ab. Mutmaßungen werde die Stadt nicht anstellen.

Die ursprüngliche Idee, das Gelände am Bahntrog zu bebauen, hatte Ulrich Nickel . Der Illertisser Unternehmer kaufte im Jahr 2011 das brachliegende Gelände und wollte dort gemeinsam mit finanzkräftigen Partnern ein neues Stadtviertel namens „Grüne Höfe“ entwickeln. Es kam anders: 2015 kaufte Realgrund Nickel das Gelände ab. „Sie haben schon mehrfach bewiesen, was sie können und dass sie Qualität abliefern“, kommentierte Noerenberg vor vier Jahren. Nun ist die Zukunft des Projekts ungewiss.

Die Fäden laufen jetzt bei Patrick Wahren zusammen. Der Betriebswirtschaftler, Restrukturierungsexperte, Wirtschaftsprüfer und geschäftsführende Gesellschafter der Kanzlei SGP Schneider Geiwitz & Partner ist Handlungsbevollmächtigter. Eine Wasserstandsmeldung in diesem noch sehr frischen Sachverhalt wollte er aber nicht abgeben. Die Realgrund AG habe die Investoren bereits über den gestellten Insolvenzantrag und die Anordnung der Eigenverwaltung informiert und in Anbetracht der Situation gebeten, sich kurzfristig gemeinsam zu treffen. „Bei diesem Termin soll die weitere Vorgehensweise besprochen werden“, sagte Wahren.

Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch gab sich optimistisch, dass Realgrund eine gute Zukunft habe. In Ulm baut Realgrund gerade 60 Mietwohnungen sowie Gewerbeflächen an der Karlstraße/Ensingerstraße sowie 130 Wohnungen inklusive Supermarkt an der Ecke Karlstraße/Neutorstraße. Nicht nur wegen des relativ neuen Insolvenzrechts ist Czisch guter Dinge, dass Realgrund diese Projekte vollenden könne. „Es geht nicht mehr nur um Tod oder Leben. Es gibt etwas dazwischen“, so der OB über Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Seit geraumer Zeit hätten er und die gesamte Bauverwaltung die „enorme Kostenspirale“ der Baupreise sorgenvoll beobachtet. Der Trend zu immer größeren Bauprojekten werde wohl nun ein Ende finden.