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Dieselkrise

Was Märkte der Mittelständler beschleunigt und bremst

Ulm / Lesedauer: 3 min

Eine neue Studie beleuchtet die Situation der regionaler Firmen. Ein Zahntechnik-Spezialist Bredent gibt Einblicke, wie die globalen Spannungen das Geschäft belasten.
Veröffentlicht:22.08.2019, 18:09

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Regionale Unternehmer haben Vertrauen in die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Produkte, setzen auf Exporte und fürchten Handelskonflikte und die Dieselkrise. Das sind Ergebnisse der Commerzbank-Mittelstandstudie „Wie sicher sind die Märkte?“

Am Dienstag stellte Oliver Wenzler , Direktor Firmenkunden Ulm, die regionale Auswertung vor. Demnach führen 61 Prozent der Mittelständler in Baden-Württemberg Waren oder Dienstleistungen aus, in Bayern sind es 56 Prozent.

Die Sendener Unternehmensgruppe Bredent ist einer der Mittelständler, für die das Exportgeschäft entscheidend ist: Die Ausfuhr macht nach Firmenangaben rund 60 Prozent der 55 Millionen Euro Jahresumsatz aus.

In 92 Ländern vertreten

Der Zahntechnik-Spezialist ist in 92 Ländern vertreten. Bredent ist eine von wenigen Firmen, die sowohl Implantate als auch prothetische Werkstoffe im Angebot haben – und damit gewissermaßen Anbieter von Zahntechnik-Komplettlösungen.

„Wir profitieren immer noch vom qualitativen Wert des Siegels Made in Germany“, berichtet Gerald Micko , in der Geschäftsleitung für die Finanzen verantwortlich. Für Bredent bedeute die hohe Zahl an Exportländern Risikodiversifizierung: „Es läuft nie überall gut. Wir haben immer irgendwo einen Schritt zurück oder eine Krise“, sagt Micko. Aber es blieben immer auch erfolgreiche Märkte.

In China wird vorsichtiger gehandelt

Die wichtigsten Exportländer regionaler Mittelständler sind die Vereinigten Staaten, China und Frankreich – doch in den USA und in Frankreich erleben Commerzbank-Direktor Wenzler zufolge viele Firmen eine Bauchlandung. Bei China stelle man sich auf große Unterschiede ein und handle vorsichtiger, Unterschiede gebe es aber auch in den anderen Staaten.

Bredent-Geschäftsleiter Gerald Micko beschreibt: „Wir argumentieren mit Nutzen-Argumenten. In Amerika muss man sagen: buy five, get ten.“ Also: kauf’ fünf, nimm zehn – erst dann komme man überhaupt ins Gespräch. Die Produkte seien die gleichen, die Vertriebswege aber völlig anders.

Globale Handelskonflikte sind zu spüren

Regionale Unternehmen spüren der Studie zufolge Folgen globale Handelskonflikte, des Abgasskandals und von Schuldenkrisen wie in Italien. Das gilt auch für Bredent. Der Markt in dem süditalienischen Markt sei zwar groß und stabil, aber er wachse nicht. Der Sendener Zahntechnik-Spezialist selbst ist seit der Gründung vor 45 Jahren immer größer geworden, sogar auf dem Höhepunkt der Finanzkrise.

In manchen Ländern, so hat es Micko erlebt, sind die Prozesse noch schwieriger als anderswo. Für die Gründung zweier Joint Ventures in Indien und China habe man neun Monate gebraucht – drei Mal so lange wie es in Deutschland dauere, Unternehmenskooperationen zu schließen.

Und die Registrierung eines Medizinsprodukts in China habe sechs Jahre in Anspruch genommen. In dieser Zeit habe man wegen überraschender Gesetzesänderungen zwei Mal von vorne beginnen müssen. Anders in der Türkei, wo die europäische Registrierung anerkannt werde.

Der Bredent-Geschäftsleiter hofft darauf, dass die Regeln harmonisiert werden. Doch statt dessen beobachtet er einen Aufbau der Bürokratie. Wegen der neuen Entsenderichtlinie der Europäischen Union brauche man eine neue Halbtagskraft – nur, um die nötigen Formulare zu bearbeiten.