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Warum Autofahrer in Ulmer Frauenstraße nicht mehr in die Falle tappen

Ulm / Lesedauer: 3 min

Tempo-30-Zone ist Vergangenheit, doch an der erlaubten Höchstgeschwindigkeit hat sich nichts geändert – Trotzdem sind Gegner zufrieden
Veröffentlicht:26.09.2018, 10:22

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Am Montag haben die Mitarbeiter des Ulmer Baubetriebshofs Verkehrsschilder aufgestellt – wieder einmal. Die Stadt hat neue Tempolimits eingeführt, um den Verkehrslärm zu senken – wieder einmal. Volker Typke sieht das entspannt. Dabei kämpft der Ingenieur aus Illerrieden seit Jahren gegen die Stadt und ihre Versuche, die Geschwindigkeit im Zentrum einzuschränken. Auch mit den Tempo-30-Schildern in der Frauenstraße hat Typke seinen Frieden geschlossen. Wie kommt das?

Typke ist Sprecher der Bürgerinitiative „Gegen Tempo 30 – für Tempo 50“, in der sich Pendler zusammengeschlossen haben. Der Illerriedener und seine fünf Mitstreiter gehen gegen Geschwindigkeitsbegrenzungen vor, die sie für nicht gerechtfertigt halten. Im Mai hat der Petitionsausschuss des Landtags die Sicht der Bürgerinitiative bestätigt: Eine Tempo-30-Zone ist in der Frauenstraße nicht zulässig. Seit Anfang August stehen dort runde statt eckiger Schilder: Aus der Tempo-30-Zone ist eine Straße geworden, auf der ein Tempolimit von 30 Stundenkilometern gilt. Die Stadt beruft sich auf eine städtebauliche Entwicklung, die dort vorgesehen ist. Die Frauenstraße soll nicht mehr Teil des Hauptverkehrsnetzes sein, sondern als Einzelhandelsstandort aufgewertet werden. Eine Niederlage für die Bürgerinitiative also? Volker Typke sieht das anders.

Kritikpunkt der Gegner war nicht nur das aus ihrer Sicht unnötige Ausbremsen des Berufsverkehrs. Die bisherige Regelung sei eine Falle gewesen: Wer auf der Frauenstraße unterwegs ist, hat grundsätzlich Vorfahrt – es gilt kein rechts vor links. Auf der Straße gibt es Ampeln, Schutzstreifen für Radfahrer und separate Busspuren. Wer sich nicht auskenne, komme nie auf die Idee, in einer Tempo-30-Zone unterwegs zu sein, kritisiert die Bürgerinitiative. Dass die Stadt dort regelmäßig mit Blitzern die Geschwindigkeit kontrollierte, sei unfaires Abkassieren.

Nun weisen nicht mehr bloß acht Schilder am Anfang der Zone auf die Geschwindigkeitsbegrenzung hin. Es gibt jetzt 26 Verkehrszeichen in regelmäßigen Abständen. Was aus Sicht von Baubürgermeister Tim von Winning eine bedauerliche „Aufforstung im Schilderwald“ ist, nennt Gegner-Sprecher Typke „nicht optimal, aber fair“.

Jahrelang war Tempo 50 in der Frauenstraße, die eine der wichtigsten Verkehrsadern im Ulmer Zentrum ist, erlaubt. 2015 wurden die eckigen Schilder errichtet, die auf die Tempo-30-Zone hinweisen. Das Ziel: weniger Lärm und weniger Unfälle. Nur eins davon wurde erfüllt. „Die Unfallzahlen waren davor und danach etwa gleich hoch“, sagt ein Sprecher der Polizei.

Die Bürgerinitiative hat versucht, das neue Tempolimit mit einer weiteren Petition zu stoppen. Eine schriftliche Antwort des zuständigen Ausschusses liegt zwar noch nicht vor, doch der Sprecher der Initiative hat das Signal erhalten: Diesmal wird der Versuch keinen Erfolg haben. „Ich bin mir nicht schlüssig, ob ich noch Lust habe, Zeit hineinzustecken“, sagt Volker Typke. Mehr Gerechtigkeit und Transparenz für die Autofahrer – das genügt dem Ingenieur. Dass er auf seiner Pendelstrecke von Illerrieden nach Ulm nun definitiv einen weiteren Abschnitt mit Tempo 30 hinnehmen muss, akzeptiert Typke. „50 ist besser, aber so ist es auch okay“, sagt er. An der jetzigen Regelung gebe es rechtlich wohl nichts zu rütteln. Den Ärger der vergangenen Jahre vergisst Volker Typke aber nicht: „Es ist erschreckend, wie oft man der Stadt Ulm ihre Grenzen aufzeigen muss, bis sie nach geltendem Recht agiert.“