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Vorbehalt

Vorbehalte sorgen für Unverständnis

Ulm / Lesedauer: 3 min

Der Ulmer Bau-Investor Bekir Cam kann nicht verstehen, warum ihm inNeu-Ulm bei seinem Vorhaben am Bahntrog so viele Vorbehalte entgegenschlagen
Veröffentlicht:21.03.2018, 18:07

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Nein, dieses Wort will Bekir Cam nicht auf sich sitzen lassen: Sepekulant. Als einen solchen hat ihn Oberbürgermeister Gerold Noerenberg bezeichnet, „sogar vier Mal“. Er und sein Vater Kemal halten das für üble Nachrede. „Wir sind keine Heuschrecken.“ Dennoch tun sich die Cams mit Teilen der Neu-Ulmer Kommunalpolitik ausgesprochen schwer, vor allem mit dem Oberbürgermeister. „Wir wissen nicht, was für ein Problem er mit uns hat. Das ist für jeden ein Rätsel, keiner weiß das“, beteuert Bekir Cam.

Tatsache ist, dass sein Familien-Unternehmen das letzte noch freie Grundstück am Bahntrog bebauen möchte (wir berichteten). Es ist 8800 Quadratmeter groß, relativ schmal und soll von der Reuttier Straße aus erschlossen werden. Vergangene Woche hat der Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt wieder mal darüber debattiert und das Vorhaben einen Schritt weitergebracht. Doch die CSU und nicht zuletzt der Oberbürgermeister machten starke Vorbehalte geltend, nicht zuletzt wegen der Verkehrserschließung, die über die viel befahrene Reuttier Straße erfolgen soll. Dabei kanzelte der OB in öffentlicher Sitzung seinen eigenen Stadtbaudirektor Markus Krämer ab, der die Ansicht vertrat, der Anschluss sei machbar. Er berief sich dabei auf ein entsprechendes Verkehrsgutachten. Auch Bekir Cam kann nicht verstehen, dass manche Stadträte – im Wesentlichen ist es die CSU-Fraktion – hier ein Problem sehen, wenn doch in zwei Gutachten festgehalten sei, der Anschluss sei unproblematisch

Gegenüber unserer Zeitung wehrte er sich gegen Mutmaßungen, seine Firma sei nicht seriös. Die Hausverwaltung Cam gebe es seit 35 Jahren, sie verfüge über zehn „Objekte“, unter anderem in Ulm, mit rund 200 Mietern – und die seien seriös: „Wir haben keine Imbissbuden, Spielotheken und kein Rotlicht. Zu unseren Mietern gehören die Diakonie, Vereine und zum Beipiel das Ulmer Zelt. Wir haben eine starke soziale Ader.“

Auf dem Gelände, das Cam der Bahn abgekauft und damit die Stadt als Mitbieterin ausgestochen hat, sollen unter anderem ein Hotel, eine Einrichtung für Senioren und fünf Wohnhäuser entstehen. Zudem will das Unternehmen das alte Fabrikgebäude der Lederwarenfabrik Leplat zu einem Studentenwohnheim mit 65 Appartements ausbauen. Auch dieses Projekt kommt seit Jahren nicht voran, weil er immer wieder von der Stadtverwaltung gebremst worden sei. Nach eigenen Angaben hat Cam vor, in das gesamte Bauprojekt 35 Millionen Euro zu stecken. Alles werde seriös über Ulmer Banken finanziert. Die Investitionssumme sei durch eigenen Immobilienbesitz gedeckt, der mehr als 35 Millionen Euro wert sei, versichert Cam. „Es ist alles selbst finanziert, es ist alles selbst erarbeitet.“ Der Bestand sei zu 90 Prozent schuldenfrei. Was die Bonität betrifft, so habe er der Stadt zwei Finanzierungsbescheide gebracht.

Im Vergleich zu anderen fühlt sich Cam ungleich behandelt, denn was sei denn beim Südstadtbogen anders als bei ihm, fragt er. Dort hatte einst der Illertisser Ulrich Nickel ehrgeizige Pläne entwickelt, die er dann doch nicht stemmen konnte. Jetzt zieht dort das Ulmer Unternehmen Realgrund ein neues Stadtquartier hoch – wenn nicht gerade ein Blindgänger im Boden die Bauarbeiten zeitweilig zum Erliegen bringt, wie bereits zweimal geschehen. „Ich habe alle Gutachten wie Realgrund auch“, versichert Cam.

In diesem Jahr soll der Bebauungsplan fertig sein. Die dafür noch benötigten Gutachten zum Artenschutz oder zum Brandschutz erwartet er in den nächsten Wochen. Was die weiteren Verhandlungen zum Bebauungsplan betrifft, so signalisiert Cam Kompromissbereitschaft, denn: „Wir wollen so schnell wie möglich weitermachen.“