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Viele Betriebe suchen händeringend Azubis

Ulm / Lesedauer: 3 min

45 000 Besucher kommen zur Bildungsmesse in Ulm - Das Handwerk hat Probleme, Pflegeberufe sind gefragt
Veröffentlicht:25.02.2018, 20:36

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Die Autokennzeichen im Umfeld der Messehallen sprachen eine unmissverständliche Sprache: Das Einzugsgebiet der Ulmer Bildungsmesse ist enorm groß. Etwas mehr als 45 000 Besucher in den drei Tagen der Veranstaltung registrierte Jürgen Eilts, Geschäftsführer der Ulm-Messe GmbH. Die neunte Auflage der von der Stadt Ulm in Kooperation mit der IHK Ulm veranstalteten Bildungsmesse sei perfekter als alle bisherigen gewesen, erklärte Gerhard Semler, Leiter der Abteilung Bildung und Sport der Stadt Ulm. Allerdings habe die Veranstaltung mit 280 Ausstellern und 45 000 Besuchern inzwischen eine Dimension erreicht, die nicht weiter steigerbar sei: „Mehr geht eigentlich nicht.“

Dichtes Gedränge in den Messehallen herrschte vor allem am Donnerstag, als Jugendliche von ihren Lehrern begleitet zur Bildungsmesse kamen, und am Samstag, dem Tag, an dem Eltern mit ihren Kindern kamen. Etwa drei Stunden verbringen die Besucher auf der Suche nach dem geeigneten Beruf auf der Messe, beobachtete Jürgen Eilts – und die Jugendlichen sind inzwischen auf den Besuch dieser Fachmesse sehr gut vorbereitet und stellen ganz gezielte Fragen.

Mathias Auch von der Ulmer Agentur für Arbeit stellte fest, dass viele geflüchtete Jugendliche mit ihren Betreuern zur Messe gekommen waren, und einen „hohen Migrantenanteil“ konstatierte auch Martina Doleghs, Geschäftsführerin im Bereich der Aus- und Weiterbildung bei der IHK Ulm. Ganz wichtig und dauernd besetzt waren die „Bewerber-Inseln“, in denen sich Schüler darüber informieren konnten, wie man sich bewirbt und welche Dokumente nötig sind. Ein neues Phänomen: Am Samstag fragten erstmals auch Väter und Mütter, die ihre Kinder zur Fachmesse begleitet hatten, nach Weiterbildungsangeboten oder nach Möglichkeiten der beruflichen Veränderung.

IHK-Hauptgeschäftsführer Otto Sälzle kritisierte, dass die OECD Deutschland mit der Forderung nach mehr akademischen Abschlüssen keinen Gefallen getan habe, habe man doch die ganz andere Qualität der nicht universitären Ausbildung in Deutschland damit verkannt. Mehrere Tausend Meister, Techniker und Fachwirte fehlen und im Bereich des Handwerks sieht Thomas Jung von der Kreishandwerkerschaft Ulm eine gesellschaftliche Herausforderung aufziehen: Immer mehr Handwerksbetriebe sterben, was die Leistungen der verbleibenden Betriebe deutlich verteuern dürfte, weil das Angebot sinkt. Probleme gebe es bereits am Bau. „Wir befinden uns in einer Transformationsphase“, sagte er: Liegt das Angebot deutlich unter der Nachfrage, werden die Löhne steigen – und das Handwerk als Ausbildungsberuf dadurch wieder attraktiv.

Probleme, Auszubildende zu finden, hat speziell das Lebensmittelhandwerk. Der Bäcker- und Konditorberuf beispielsweise bedeute eben ein frühes Aufstehen und die Fleischereibetriebe haben ein extremes Nachwuchsproblem. „Bei der letzten Bildungsmesse waren die Fleischer noch mit dabei und sie haben tolle Angebote gemacht – und dann frustriert aufgegeben.“ Letztlich hätten die Jugendlichen am Stand der Fleischer nur Wurst probiert, sagt Jung, aber für den Beruf selbst habe es kein Interesse gegeben.

Ausbildung in der Industrie sehr gefragt

Große Nachfrage gab es dagegen diesmal für Pflegeberufe und auch für das Schreinerhandwerk interessierte sich manch ein Besucher. Vor allem aber herrsche ein enormer Run auf Ausbildung in einem der großen und namhaften Industriebetriebe der Region, sagt Otto Sälzle.

Für die Aussteller selbst, unter denen nur ein Zehntel aus Neu-Ulm kam, ist die Teilnahme an der Bildungsmesse deutlich teurer geworden: Das sei notwendig geworden, um nicht in die roten Zahlen zu rutschen, erklärte Gerhard Semler . Auch habe man die Sicherheitsvorkehrungen – unmerklich für die Besucher – deutlich verbessert.