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Brandanschlag

Ulmer Rat der Religionen verurteilt mutmaßlichen Brandanschlag

Ulm / Lesedauer: 4 min

Bislang unbekannte Täter haben in der Nacht zu Montag mehrere Brandsätze auf ein Gebäude in Ulm geworfen - galt der Anschlag einer Moschee?
Veröffentlicht:19.03.2018, 07:58

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Bislang unbekannte Täter haben in der Nacht zu Montag mehrere Brandsätze auf ein Gebäude in Ulm geworfen - galt der Anschlag einer Moschee?

Für Ahmet Güzel, Sprecher des Regionalverbands Schwaben der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş ( IGMG ), ist der Vorfall klar: Der Vorfall sei eindeutig gegen ihre Moschee und nicht gegen den Lebensmittelladen daneben gerichtet, sagte er im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“.

Zeugen hatten gegen 3 Uhr einen Brand in dem Gebäude in der Schillerstraße, in dem ein Obst- und Gemüsehandel sowie im Hinterhaus eine Moschee untergebracht sind, gemeldet. Vor Ort konnten die Polizisten laut Pressemitteilung die Flammen mit einem Feuerlöscher bekämpfen. Ob überhaupt ein Schaden entstanden ist und wie hoch dieser gegebenenfalls ausfällt, ist laut Polizei noch unklar.

Derzeit gehen die Ermittler davon aus, dass Unbekannte zwei Flaschen mit einer brennbaren Flüssigkeit gegen die Wand des Hauses geworfen haben. Während eine Flasche ohne weitere Folgen zerbrochen sei, habe die zweite Flasche die Fassade des Gebäudes in Brand gesetzt, teilte die Polizei mit. In unmittelbarer Nähe zum Brandort seien drei weitere Flaschen mit einer brennbaren Flüssigkeit sichergestellt worden, hieß es am Montagnachmittag in einer Pressemitteilung von Polizei und Staatsanwaltschaft. Diese stammten vermutlich von denselben Tätern.

Die Hintergründe der Tat seien den Beamten derzeit nicht bekannt. Die Kriminalpolizei hat für die weiteren Ermittlungen eine Ermittlungsgruppe gebildet. Sie hofft jetzt auch auf Hinweise und fragt:

  • Wer hat am frühen Montag gegen 3 Uhr in der Schillerstraße, nahe der Neuen Straße, verdächtige Personen gesehen?
  • Wer hat dort sonst Verdächtiges gesehen?
  • Wem sind am frühen Montag in Ulm Personen aufgefallen, die mit Bierflaschen hantiert haben?
  • Wer kann sonst sachdienliche Hinweise geben?

Ulmer Rathaus meldet sich zum Vorfall

Am Montagnachmittag meldete sich dann auch das Ulmer Rathaus zum „glücklicherweise glimpflich verlaufenden Brand“, wie es in einer Stellungnahme heißt.  Es handele sich möglicherweise um eine Tat mit religiösen oder politschen Motiven, daher äußere sich auch der Rat der Religionen - Volker Bleil (evangelische Kirchengemeinde), Israfil Polat (DITIB Moscheeverein) und Shneur Trebnik (jüdische Synagoge) - und auch Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch.

Sie seien besorgt und betroffen angesichts eines möglichen politischen oder religiösen Motivs: „Wir verurteilen diese Tat auf das Schärfste. Ganz gleich, was die Hintergründe oder Motive der Täter sein mögen, werden wir Anschlägen auf Gebetshäuser unabhängig von Konfession oder Religionsgemeinschaft entschieden entgegentreten. Unterschiede im Glauben dürfen nie Anlass für Gewalt sein“, heißt es in der Mitteilung der Stadt.

Es wurde mit dem Leben von Menschen gespielt

OB Czisch äußerte sich ebenfalls betroffen: „Es ist dem schnellen und professionellen Einsatz unserer Polizei zu verdanken, dass der Vorfall glimpflich ausgegangen ist. Nicht vorzustellen, was hätte passieren können, wenn ein Feuer nachts in dem Haus, das von vielen Familien bewohnt wird, ausgebrochen wäre. Egal, welche Motive die oder der Täter für sich reklamieren: Hier wurde fahrlässig und unverantwortlich mit dem Leben und der Gesundheit von Menschen gespielt.“

Noch am Montag soll ein Treffen der Sprecher des Rats der Religionen an den Räumen der Moschee stattfinden, „um dort vor Ort Präsenz und Solidarität zu zeigen“.

Die Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG), Regionalverband Schwaben, Ortsverein Ulm, mit Sitz in der Schillerstraße hat Bilder vom Vorfall auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht . Dazu teilt die Gemeinde mit, dass in der Nacht auf Montag gegen 3 Uhr ein Brandanschlag verübt worden sei. Die Gemeinde bedaure den Vorfall. Bereits zuvor hatte es im Internet Spekulationen gegeben, der Brandsatz könnte der Moschee gegolten haben.

AKP-Politiker äußert sich auf Twitter

Mustafa Yeneroğlu, ein deutsch-türkischer Jurist und AKP-Abgeordneter des türkischen Parlaments, hat auf Twitter den mutmaßlichen Brandanschlag verurteilt.

IGMG wendet sich an Seehofer

Zuletzt hatte sich die IGMG in einem offenen Brief an Innenminister Horst Seehofer gewandt . In dem Schreiben warnt der Generalsekretär der Religionsgemeinschaft, Bekir Altaş, dass Anschläge gegen Moscheen zunehmend auch durch PKK-Anhänger und -Sympathisanten verübt werden.

Die IGMG gilt mit mehr als 31 000 Mitgliedern als die größte Gruppe der legalistischen Islamisten in Deutschland und wird ihrerseits vom Landesverfassungsschutz beobachtet.