Radar

Ulmer Radare gehen in Serie

Ulm / Lesedauer: 3 min

2017 trennte sich das Rüstungsunternehmen Hensoldt vom Airbus-Konzern ab - Veränderungen am Standort Ulm
Veröffentlicht:26.04.2018, 20:28

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Am Ulmer Standort des Rüstungsunternehmens Hensoldt tut sich bald was. Geschäftsführer Thomas Müller spricht sogar von einer vollkommenen Veränderung des größten Produktionsstandorts des Unternehmens. Der Paradigmenwechsel liege in der Umstellung von der Einzelfertigung zur Serienfertigung, sagt Pressesprecher Lothar Belz .

Bisher seien die Radare in Handarbeit hergestellt worden. Nun will Hensoldt aber mehr Aufträge annehmen. Um die parallel abzuarbeiten, müsse die Produktion automatisiert werden. Das sei eine Entwicklung, die dem Standort nur gut tue und ihn auch langfristig sichere, sagt Sprecher Belz. Der Output des Unternehmens werde sich vervielfältigen. Von einem der größeren Modelle sollen dann beispielsweise 50 statt wie bisher zwischen zehn und zwölf Geräte pro Jahr das Werk verlassen.

Am Ulmer Standort arbeiten derzeit rund 2000 Mitarbeiter von Hensoldt und etwa 500 Airbus-Angestellte. Airbus hatte vor genau einem Jahr seine Verteidigungselektronik-Sparte ausgegliedert und an einen Investor verkauft. Daraus ging Hensoldt hervor.

Zaun trennt Unternehmen

Weil Rüstungsunternehmen allerdings der Geheimhaltung unterliegen, müssen die beiden Unternehmen dafür sorgen, dass die Firmengeheimnisse auch bei der jeweiligen Firma bleiben. So musste etwa das IT-System von Hensoldt und Airbus getrennt werden, sagt Sprecher Belz. Außerdem werde derzeit ein Zaun auf dem Betriebsgelände errichtet. Auf der einen Seite werden künftig die Airbus-Angestellten arbeiten, auf der anderen die von Hensoldt.

Doch die Unternehmensführung von Hensoldt sieht nicht für den Ulmer Standort eine positive Zukunft voraus. Chef Müller gibt sich bei einer Pressekonferenz auf der Berliner Luftfahrtmesse ILA hochzufrieden mit dem Verlauf des ersten Geschäftsjahres. 2017 seien bei Hensoldt Aufträge im Wert von 1,2 Milliarden Euro eingegangen, der Umsatz lag bei knapp 1,1 Milliarden Euro. An die Mitarbeiter sei eine Erfolgsbeteiligung von je 2625 Euro ausbezahlt worden, schreibt das Unternehmen in einer Pressemitteilung.

Das mit dem Investor vereinbarte Ziel, bis 2020 einen Jahresumsatz von zwei Milliarden Euro zu erreichen, hält Müller für gut machbar. Um weiter zu wachsen will Hensoldt weitere Firmen übernehmen. Das junge Unternehmen habe es in nur einem Jahr geschafft, eine neue Identität aufzubauen und sich eine anerkannte Position im Markt für Sensoren, Optronik und Avionik zu erarbeiten, sagt Müller.

Auch an der Vertriebsstrategie hat das Unternehmen gefeilt. Sabine Hipp, die für Verkauf und Marketing zuständig ist, berichtet, Hensoldt sei nun in über 18 Ländern aktiv. Die deutsche Bundeswehr sei zwar der Hauptkunde, doch durch den schnellen Aufbau von Vertriebsnetzen habe auch der Export zugenommen.

Drohnen abfangen

Dabei produziert Hensoldt nicht nur für das Militär. So soll etwa der „Dronecatcher,“ den Müller als Neuentwicklung von Hensoldt vorstellte, auch im zivilen Bereich zum Einsatz kommen. Das Gerät könne feindliche Drohnen mit einem Netz aus der Luft fischen und sicher auf den Boden bringen, wo sie dann unschädlich gemacht werden sollen. Drohnenangriffe seien ja längst nicht mehr nur im militärischen Bereich denkbar, sagte Müller.

Auf der ILA zeigte Hensoldt außerdem erstmals sein neues Passivradar. Es sendet selbst keine Strahlen aus, sondern empfängt nur, so könne das Gerät von anderen Radaren nicht geortet werden. Einsatzbereiche für die hochempfindlichen Digitalempfänger sieht Müller in der Luftverteidigung, im Schutz von Großveranstaltungen und in der Flugsicherung.