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Tim von Winning neuer Baubürgermeister in Ulm

Ulm / Lesedauer: 3 min

Gemeinderat wählt den 44-Jährigen mit großer Mehrheit
Veröffentlicht:25.02.2015, 21:26

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Die Stadt Ulm hat einen neuen Baubürgermeister: Der Gemeinderat hat am Mittwoch „mit großer Mehrheit“ (OB Ivo Gönner) den 44 Jahre alten Chefstadtplaner im Tübinger Rathaus, Tim von Winning, zum Leiter des Baudezernats gewählt. Der parteilose von Winning setzte sich gleich im ersten Wahlgang mit 31 von 40 Stimmen klar gegen seine beiden Mitbewerber durch. Er tritt im Mai die Nachfolge von Alexander Wetzig an, der nach 24 Jahren als Ulmer Baudezernent dann 68-jährig in den Ruhestand geht.

„Das Feld ist ausgeglichen, es gibt keinen Favoriten“, meinte ein erfahrener Stadtrat auf dem Weg ins Rathaus ganz nachdenklich zur Wahl des neuen Baubürgermeisters. In der Tat hatte sich im Vorfeld der Wahl und während des Auswahlverfahrens - insgesamt hatten sich 26 Männer und Frauen um die Wetzig-Nachfolge beworben - kein absoluter Top-Favorit herausgeschält. Den Stadträten stellten sich am Mittwoch im großen Sitzungssaal des Rathauses die drei ins Finale vorgedrungenen Bewerber in alphabetischer Reihenfolge vor: Monika Beltinger (52), zuletzt berufsmäßige Baustadträtin in Kempten, Julius Mihm (48), Baubürgermeister der Stadt Schwäbisch Gmünd, und als letzter der spätere „Sieger“ Tim von Winning.

Während die Power-Point-Präsentation von Monika Beltinger arg brav ausfiel und Julius Mihm die Stadträte mit einem intellektuell anspruchsvollen Vortrag in Grund und Boden redete, absolvierte der dritte im Bunde, Tim von Winning, seine Vorstellung betont lässig und locker. Dabei nutzte der 44-Jährige auch geschickt seinen Heimvorteil: Der gelernte Architekt und Stadtplaner war nämlich bereits einmal von 2002 bis 2005 als Sachgebietsleiter für Projektentwicklung im Ulmer Baudezernat unter Alexander Wetzig tätig. Dort hatte er unter anderem auch das viel gelobte städtebauliche Projekt „Neue Mitte“ betreut.

Sein zehnjähriger Sohn kam in Ulm zur Welt, und überhaupt habe er sehr gerne hier gelebt, ließ der Kandidat die Stadträte wissen. „Ulm hat mich geprägt“, berichtete von Winning weiter, vor allem die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit innerhalb der Verwaltung und mit dem Gemeinderat habe er noch in guter Erinnerung.

Für Ulm spreche auch die Tatsache, „dass hier parteipolitische Interessen nicht so ausgeprägt sind und es keine klaren Mehrheiten gibt und man deshalb immer um Kompromisse ringen muss“, sagte der parteilose Chefstadtplaner aus Tübingen, der dort unter dem grünen Oberbürgermeister Boris Palmer arbeitet.

Wohnen in der Stadt ist wichtig

Ulm, so der künftige Baubürgermeister weiter, habe einen beispiellosen Wandel in seiner Innenstadt vollzogen und dadurch eine extreme Attraktivitäts-Steigerung erreicht. Sein wichtigstes Ziel als Baubürgermeister sei es, das innerstädtische Wohnen wieder attraktiver zu machen und für eine stärkere soziale Mischung in den Wohnquartieren zu sorgen.

In der Verkehrspolitik bekannte sich von Winning zum Prinzip der Verkehrsvermeidung und der maßvollen Verkehrslenkung. Die Stadt müsse versuchen, auf das Mobilitätsverhalten der Bürger Einfluss zu nehmen. Für ihn gelte überdies die alte Planer-Weisheit: „Wo etwas verkehrt steht, entsteht Verkehr“.

Diese Aussagen brachten dem Kandidaten prompt kritische Nachfragen der Freien Wähler ein. FWG-Stadtrat Timo Ried zeigte sich vom Begriff „Verkehrsvermeidung“ geradezu entsetzt, wo Ulm doch als Verkehrsknoten und Industriestandort vom Verkehr lebe, und Helga Malischewski hakte nach: „Einflussnahme auf das Verkehrsverhalten - wie wollen Sie das machen?“.

Der Kandidat aus Tübingen, wo bekanntlich die Verkehrspolitik des grünen OB oft umstritten ist, ließ sich freilich nicht aufs ideologische Glatteis locken. Es gehe ihm nicht darum, das Auto aus der Stadt zu verbannen, „sondern die Verkehrsinfrastruktur effizienter zu nutzen.“ Im Übrigen bekannte der Wetzig-Nachfolger als seine persönliche Meinung: „Ich bin gegen eine City-Maut, wir werden aber auf Dauer nicht ohne Road-Pricing auskommen“. Im Klartext: Irgendwann werden die Bürger - nicht nur in Ulm - für das Benutzen von Straßen bezahlen müssen.