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Kriminalität

Tödlicher Überfall: Verdächtige kannte das Opfer

Ulm / Lesedauer: 3 min

Ermittlungserfolg im Fall des tödlichen Überfalls – Ein Mann aus Ulm und seine Ehefrau sitzen in Haft
Veröffentlicht:17.01.2018, 19:49

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Die Gedenktafel der Nachbarn steht noch immer auf dem Briefkasten. Die Rollläden sind heruntergelassen. Knapp zwei Wochen ist der skrupellose Einbruch in ein Reihenhaus im Veltlinerweg auf dem Ulmer Eselsberg her, bei dem ein 59-Jähriger ums Leben kam. Jetzt hat die Polizei zwei Tatverdächtige festgenommen und bereits dem Haftrichter vorgeführt. Nach ersten Erkenntnissen sollen sie das Opfer gekannt und bewusst ausgesucht haben.

„Es besteht dringender Tatverdacht“, sagte Oberstaatsanwalt Michael Bischofberger im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“: „Ein Geständnis gibt es aber noch nicht.“ Doch schon seit Mittwoch vergangener Woche, also nur fünf Tage nach dem Einbruch, sitzt ein 39-jähriger Mann aus Ulm in Untersuchungshaft. Seit Dienstag nun auch dessen 46 Jahre alte Ehefrau. Ob weitere Täter in Betracht kommen oder die Tatverdächtigen für weitere Einbrüche in der Umgebung in Frage kommen, werde laut Polizeisprecher Wolfgang Jürgens noch untersucht.

Die Ermittler hatten in der Wohnung des Opfers individuelle Spuren sicherstellen können, die sie auf den der Polizei bekannten 39-Jährigen brachte. Um welche Art es sich dabei handelt – ob zum Beispiel ein Fingerabdruck oder DNA-Spuren –, wollte die Staatsanwaltschaft nicht sagen. Auch nicht, warum und woher den Behörden der 39-Jährige bekannt ist. „Wir wollen kein Täterwissen preisgeben“, so Bischofberger. Die Spuren konnten aber dem Verdächtigen zugeordnet werden und sollen nach Einschätzung der Ermittler dem Täter gehören.

Widersprüchliche Aussagen

Bei der anschließenden Vernehmung verstrickte sich der Mann in Widersprüche. Die weiteren Ermittlungen hätten den Verdacht gegen den Georgier und seine russischstämmige Ehefrau bekräftigt, sodass Haftbefehle erlassen wurden.

Die Staatsanwaltschaft geht nach derzeitigem Stand zudem davon aus, dass zumindest einer der beiden Tatverdächtigen das Opfer kannte. Laut Oberstaatsanwalt Bischofberger habe sich die 46-jährige Frau „nicht nur einmal, sondern wiederholt im Zeitraum des vergangenen Jahres berechtigt dort aufgehalten“. Warum, sei noch unklar. Anwohner berichten von einem Pflegedienst, der regelmäßig vorbeischaute – mit wechselndem Personal. Aber auch der Hausmeisterservice und eine Putzfrau waren öfters dort.

„Aber das legt uns den Schluss nahe, dass das Opfer nicht zufällig ausgewählt wurde“, sagte Michael Bischofberger. Die Tatverdächtigen verfügten demnach über Insiderwissen, zum Beispiel auch, wo Wertgegenstände aufbewahrt wurden. Das hätte bei einer möglichen Gerichtsverhandlung weitreichende Folgen: „Da sind wir dann nicht mehr bei einem Diebstahl, sondern bei Raub mit Todesfolge, wenn nicht sogar Mord.“

In der Nacht zum Dreikönigstag, so die derzeitigen Erkenntnisse, waren die Einbrecher über die Garagentür und den Keller in die Wohnung im Veltlinerweg eingedrungen, wo der 59-jährige Mann zusammen mit seiner 91 Jahre alten Mutter wohnte. Sie wurden von den Unbekannten überrascht. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Täter den 59-Jährigen angriffen, ihn niederschlugen und dabei am Kopf verletzten. Laut Obduktion verstarb er als Folge dieser Verletzungen wenig später. Der Mutter gehe es den Umständen entsprechend gut.

Beute fehlt weiterhin

Die Polizei bildete eine Sonderkommission, die noch am Tag der Tat ihre Ermittlungen aufgenommen hatte. Anwohner wurden befragt, Spezialisten sicherten die Spuren am Tatort. Die Behörden gehen weiter davon aus, dass die Einbrecher Schmuck erbeuteten. Dieser konnte noch nicht gefunden werden. Die Verdächtigen schweigen dazu.