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Klimawandel

Studie: Junge Menschen sehen Klimawandel und Umweltschutz als wichtigste Herausforderung

Ulm / Lesedauer: 3 min

Ein Großteil der jungen Befragten ist offenbar dazu bereit, auf einen Teil des Einkommens zu verzichten. Das Thema hat bei jungen Menschen immens an Bedeutung gewonnen.
Veröffentlicht:16.02.2020, 05:00

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Das Thema Umwelt- und Klimaschutz halten junge Menschen in der Region Donau-Iller-Riß für die größte Herausforderung, der unser Land gegenübersteht. Das zeigen Ergebnisse einer aktuellen Studie unter mehr als 500 jungen Menschen aus der „Innosüd“-Region, die Wissenschaftler der Hochschulen Neu-Ulm und Biberach im Sommer und Herbst 2019 durchgeführt haben.

Umwelt- und Klimaschutz stehen für über 70 Prozent der jungen Menschen in der Region ganz oben auf der Liste der drängendsten Herausforderungen – und das mit weitem Abstand vor Themen wie Vertrauensverlust in die Politik beziehungsweise Unzufriedenheit mit der Politik, Zuwanderung/Migration und soziale Sicherung beziehungsweise soziale Gerechtigkeit.

Im Vergleich zu früheren Befragungen hat das Thema damit immens an Bedeutung gewonnen. Die aktuelle Studie enthält auch Fragen aus einer Studie des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit aus dem Jahr 2016, in der ein Querschnitt der Bevölkerung ab 14 Jahren befragt wurde.

Damals stand das Thema Zuwanderung/Migration an erster Stelle, gefolgt vom Bereich Kriminalität/Frieden/Sicherheit. Die Themen Umwelt- und Klimaschutz lagen mit weitem Abstand auf Platz drei.

Verschobene Prioritäten abhängig von Themen in den Medien

„Die verschobenen Prioritäten liegen aber sicher auch daran, welche Themen in den Medien behandelt wurden,“ so Jens Boscheinen von der Hochschule Neu-Ulm (HNU). Und weiter: „2015 und 2016, zum Zeitpunkt der Befragung des Bundesumweltministeriums, war die Flüchtlingskrise das große Thema. Im vergangenen Jahr haben die Proteste von Fridays for Future die Debatte um den Klimawandel angeheizt.“

Außerdem wird von der Politik seitens der Befragten gefordert: „Mehr handeln statt reden“. Für mehr als zwei Drittel der Umfrageteilnehmer sollte Umweltschutz Vorrang für Deutschland haben – selbst, wenn er das Wirtschaftswachstum beeinträchtigt. Konkreten Maßnahmen stehen die Befragten allerdings unentschlossen gegenüber: Nur etwas mehr als die Hälfte von ihnen begrüßt zum Beispiel die Idee einer deutschlandweiten CO2-Steuer.

Die jungen Menschen sind auch selbst zum handeln bereit: Über 80 Prozent stimmen der Aussage zu: „Jede(r) einzelne von uns muss heute im eigenen Umfeld Verantwortung dafür übernehmen, dass wir für die nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Umwelt erhalten.“

Dafür wären die Befragten sogar bereit, mehr zu zahlen: Über 70 Prozent halten es für vorstellbar, nach dem Ende ihres Studiums oder ihrer Ausbildung einen Teil ihres Einkommens für ein klimaneutrales Leben auszugeben.

Handlungsmöglichkeiten sehen die Befragten vor allem im Bereich der Mobilität. Sie können sich vorstellen, die öffentlichen Verkehrsmittel oder das Fahrrad mehr zu nutzen und Autofahren und Fliegen zu reduzieren. In puncto Konsum und Essgewohnheiten schlagen sie zum Beispiel vor, regional und saisonal einzukaufen, sich vegan oder vegetarisch zu ernähren und Müll und Plastik zu vermeiden.

Geringes Engagement bei Protesten wie „Fridays for Future“

Das Engagement bei Protesten wie den Fridays-for-Future-Demonstrationen fällt dennoch gering aus: Nur fünf Prozent der Befragten sind selbst schon bei einer Demonstration mitgelaufen – und das, obwohl fast die Hälfte von ihnen glaubt, dass die Fridays-for-Future-Bewegung die Zukunft verändern wird.

Über 600 Studierende, Schüler und Auszubildende im Alter von zehn bis 39 Jahren beteiligten sich an der Studie, darunter vor allem Studenten aus den Städten Biberach, Neu-Ulm und Ulm sowie den angrenzenden Landkreisen. 507 der Online-Fragebögen konnten ausgewertet werden. Das Durchschnittsalter der Befragten lag bei etwa 23 Jahren.