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Stabbruch

Stabbruch war kein Beinbruch

Ulm / Lesedauer: 3 min

Zehnkämpfer: Mathias Brugger empfiehlt sich mit starker Leistung für die EM
Veröffentlicht:28.05.2018, 18:33

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Der Ulmer Mathias Brugger hat sich mit der besten Leistung seiner Karriere für die Europameisterschaften empfohlen. Daneben hat der Leichtathlet des SSV Ulm 1846 auch beruflich und privat viel um die Ohren. Dennoch hat Brugger am Wochenende im österreichischen Götzis den besten Zehnkampf seiner Karriere abgeliefert. Mit 8304 Zählern blieb er erstmals über der 8300-Punkte-Marke und war als Fünfter der zweitbeste Deutsche, nur knapp hinter dem WM-Dritten Kai Kazmirek (8329).

Es war ein bemerkenswertes Comeback von Brugger neun Monate nach dem abgebrochenen WM-Zehnkampf von London, das unter den zahlreichen mitgereisten Fans – darunter Familie, Freunde und alle seine Trainingspartner – für Staunen und Gänsehaut sorgte.

Die ersten Steine waren Mathias Brugger und seinem Trainer Christopher Hallmann schon am Samstag vom Herzen gepurzelt. Die entscheidende Frage lautete: Hält die Patellasehne am linken Knie? Die Antwort: Ja, sie hält. Sogar so gut, dass Brugger in den kritischen Sprungdisziplinen bessere Leistungen ablieferte als im Vorjahr. 7,32 Meter waren es im Weitsprung, später stellten vier blitzsaubere Versuche im Hochsprung bis einschließlich zwei Meter die Weichen für Tag zwei.

Gut über die Hürden gekommen

In den Hürden startete er eindrucksvoll: In 14,24 Sekunden legte Brugger über die Hürden die zweitbeste Zeit seiner Karriere hin und mit dem Diskus mit 46,04 Metern seinen zweitbesten Wurf. Kurios dabei: Eigentlich war sein erster Versuch verunglückt, er wollte ihn aber dennoch messen lassen. Die Kampfrichter hatten jedoch versäumt, den Einschlagpunkt zu markieren. So durfte Brugger den Wurf wiederholen und der zweite Versuch saß. Das Meisterstück jedoch gelang ihm im Stabhochsprung, als er nach einem Stabbruch im ersten Versuch noch fünf Meter im dritten meisterte. Das Publikum belohnte ihn dafür auf dem Weg in die Katakomben mit Extra-Applaus.

Kaum zu glauben, dass nicht mal magere 51,72 Meter mit dem Speer ihn auf seinem Weg zur Bestleistung ausbremsen konnten. 4:24 Minuten musste er zum Abschluss über 1500 Meter laufen. Nach einem Solo an der Spitze des Feldes stoppten die Uhren bei 4:23,93 Minuten. Das bedeutete Bestzeit in der Disziplin und Bestleistung im Zehnkampf.

„Ich freue mich riesig – Besonders darüber, dass alles gehalten hat“, sagte Brugger: „In neun Disziplinen habe ich meine Ziele erreicht, mit dem Speer hätte ich gerne sechs Meter weiter geworfen. Da habe ich den dritten Platz wohl verschenkt.“ Sein Geheimnis für den nervenstarken Auftritt nach monatelanger Wettkampf-Pause? „Ich wusste vorher, dass ich mich mental besser fühle als im vergangenen Jahr“, erklärte der Ulmer, der seit vergangenem Herbst Bauingenieur-Wesen studiert und zurzeit die Hochzeit mit Freundin Maria plant: „In meinem Leben gibt es zurzeit viele andere wichtige Dinge, das hat mir viel Druck genommen.“

Mit der Leistung aus Götzis rückt nun auch ein Start bei der Heim-EM im August in Berlin in Reichweite. Die Norm von 8000 Punkten hat Brugger deutlich übertroffen, insgesamt gibt es drei deutsche Startplätze im Zehnkampf, die endgültig nach dem Mehrkampf-Meeting am 16./17. Mai in Ratingen vergeben werden.