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Außenfort

Sogar die Ulmer Festung kann Bienen nicht schützen

Ulm / Lesedauer: 4 min

Milbe bedroht Bienenvölker in der Imkerei im großen Außenfort der Ulmer Verteidigungsanlagen
Veröffentlicht:26.06.2017, 18:30

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Fort Albeck ist das größte Außenfort der ehemaligen Bundesfestung Ulm, es führt auf der Kuppe des Safranberges trotz seines auffällig schönen bogenförmigen Reduits eher ein verstecktes Dasein: Sie hatten keine Idee, dass es Fort Albeck gibt, bekannten Teilnehmer beim Besuch der Festungs-Imkerei von Udo Brauch. Nach dem Krieg wurde Fort Albeck von kleinen Handwerksbetrieben genutzt; heute haben im Gebäude Vereine ihr zuhause - und im Wall gibt es eine Kleingartenanlage. Die ist seit sechs Jahren die Heimat der Ulmer „Festungsbienen“, die die Leidenschaft von Udo Brauch und seiner Lebensgefährtin Petra Alurralde sind.

Im Garten am Fort surrt und summt es an diesem heißen Juni-Nachmittag. Es duftet nach Wildkräutern, und viele Blumen blühen. Freilich krabbelt auch allerlei Getier um die Füße der Besucher, die sich in der Festungsimkerei fasziniert erklären lassen, wieso inzwischen Stadtbienen häufig bessere Honigproduzenten sind als Bienen auf dem Land: Monokulturen wie Raps beschränken die Blütezeiten auf dem Land, während Bienen gerade am Stadtrand durch die Blütenfülle und die Obstbäume in Kleingartenanlagen und Privatgärten eine Vielfalt von Nahrungspflanzen vorfinden.

Trotzdem ist auch das kurze Leben von Stadtbienen (Arbeiterinnen werden im Sommer nur sechs Wochen alt, Männchen leben einen Sommer, und nur die Königin hat eine Lebenserwartung von fünf Jahren) nicht einfach: 50 Bienenvölker mit jeweils etwa 60 000 bis 80 000 Tieren hatten Brauch und Alurralde im vergangenen Sommer - so viele, dass sie Bienenkästen nicht nur bei Fort Albeck und am Fort Oberer Kuhberg hatten, sondern dass sie auch Völker verkaufen konnten. Dann kamen der Winter und die späte Kälte im April. Nur die Hälfte der Völker blieben dem Imker-Paar, und sie mussten wieder Bienen zukaufen. Hauptgrund für das Bienensterben, erklärt Udo Brauch, ist die Varroa-Milbe, ein Parasit, der wohl mit für Forschung importierten Bienen nach Europa kam und der sich vom Blut von Bienen ernährt. Durch die Bisswunden werden Bienen geschwächt und anfällig für Viren.

Weil es keine „chemische Keule“ gegen die Milben gibt, die nicht auch in den Honig gelangen würde, wird Ameisensäure zur Bekämpfung verwendet - doch ist die nicht ausreichend wirksam. „Unsere Bienen wurden auf Friedfertigkeit und Standorttreue gezüchtet“, erklärt Udo Brauch. Der Nachteil dessen: Ihr Immunsystem ist weit schwächer als das von aggressiveren Artgenossen. Eine Bedrohung der einheimischen Bienen stellt neuerdings die asiatische Hornisse dar, die sich gern vor dem Flugloch von Bienenkästen aufhält, auf die müden und schwer beladenen Bienen wartet, die vom einer Sammeltour zurückkehren, und sie erbeutet. Es sei wohl eine Folge der Globalisierung, dass die Tiere nach Europa kamen - ebenso wie der Kleine Beutenkäfer, der aus Afrika stammt und vor kurzer Zeit über Ägypten in Europa eingeschleppt wurde. „Noch ist er nur in Italien - in Kalabrien und Sizilien - nachgewiesen“, sagt Brauch. Starker Befall mit Beutenkäfern vernichte ein einheimisches Bienenvolk aber in kurzer Zeit komplett - anders als in Afrika, wo sich Honigbienen wirkungsvoll gegen den Käfer zur Wehr setzen, indem sie die Käfer in Zellen und Spalten einsperren und die Ritzen mit Bienenharz verkleben.

Wie man Bienen helfen kann? Mit Klee im Garten, mit Blumen, mit Bäumen wie Linden und Kastanien, deren Blüten für die Honigproduzenten reichlich Nahrung bieten. Etwa drei Kilometer beträgt der Radius beträgt der Sammel-Radius eines Bienesvolkes, in dem sich die Tiere auskennen, und Udo Brauch erntet amüsiertes Gelächter unter den Besuchern, als er erzählt, dass es deshalb nicht möglich ist, ein Bienenvolk von einem benachbarten Imker zu kaufen. „Am Abend wären die Bienen wieder zuhause.“ Wie viel Honig ein Bienenvolk liefert, möchte eine Besucherin wissen. „Etwa 40 Kilogramm“, berichtet Udo Brauch. „Bis maximal 60 Kilogramm.“

Geschätzt 30 000 Arten von Wildbienen schwirren weltweit umher. In Deutschland sind es nur etwa 500 - und es werden immer weniger. Doch Bienen sind lebensnotwendig. 80 Prozent der Pflanzen sind auf die Bestäubung von Bienen Hummeln und Co. angewiesen.