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Schwänzen fürs Klima: So reagieren die Schulen

Ulm / Lesedauer: 3 min

Schwänzen ist Schwänzen, oder doch nicht? In Ulm haben Schüler für eine bessere Klimapolitik gestreikt. Die Schulen gehen unterschiedlich damit um.
Veröffentlicht:21.01.2019, 18:29

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Sie schwänzten für das Klima – doch für die Schülerinnen und Schüler in der Region, die am Freitag an der Streikaktion in Ulm teilgenommen haben, dürfte die Aktion glimpflich abgehen. Zwar hatte Bayerns Kultusminister Michael Piazzolo (Freie Wähler) kurz zuvor noch daran erinnert, dass die Schulpflicht gelte, aber es den Schulleitern überlassen, wie sie damit umgehen, wenn Schüler lieber auf die Straße gehen, als die Schulbank zu drücken. Bei denen gehen die Ansichten darüber auseinander, wie mit dem Thema umzugehen ist.

Der 18-jährige Noah Epple , Schüler der Fachoberschule (Fos) Neu-Ulm und einer der Organisatoren des Schülerstreiks spricht von einer vergleichsweise kooperativen Haltung der regionalen Schulen. Ihm sei bisher, im Gegensatz zu Städten wie Heidelberg, nichts von Strafmaßnahmen bekannt.

„Viele mussten bei uns zwar immer noch ,schwänzen’, aber die Schulen sehen nach unseren Infos darüber hinweg.“ Noah zeigt sich überwältigt vom Erfolg der über den Messengerdienst WhatsApp organisierten Aktion auf dem Ulmer Marktplatz, an der statt der angemeldeten 50 Schüler und Studierenden am vergangenen Freitag seiner Einschätzung nach 150 teilgenommen haben. Die Aktion zeige, „dass unsere Generation auf jeden Fall mitbestimmen will bei ihrer Zukunft.“

Schon zwei Tage vor dem Streik seien Schüler auf ihn zugekommen, erklärt Marcus Zimmermann-Meigel , stellvertretender Schulleiter des Lessing-Gymnasiums in Neu-Ulm. „Wir haben an der Schule eine Tu-Was-AG.“ Diese beschäftige sich damit, was Schülerinnen und Schüler für eine bessere Welt tun können. „Frei geben für den Streik konnten wir ihnen natürlich nicht“, sagt Zimmermann-Meigel, „schon aus Gründen der Aufsichtspflicht. Aber wir haben eine Lösung gefunden, denn das Thema Umweltschutz wird unsere Schüler ein Leben lang begleiten“.

Geografie-Lehrer ist dabei

Teilgenommen haben schließlich etwa 20 bis 30 Schüler des Lessing-Gymnasiums, begleitet von einem Geografie-Lehrer. „Wir haben das als Exkursion gestaltet, und die Nachbesprechung ist uns wichtig. In ihr werden wir Fragen diskutieren wie die: ,Was ist das für eine Gruppierung, die zum Streik aufgerufen hatte?’“

Stefan Vielweib, Schulleiter des Inge-Aicher-Scholl-Realschule in Pfuhl, musste eine solche Lösung nicht suchen, weil niemand von der Schule am Streik teilnehmen wollte. „Aber ich sehe das so, dass durch den Termin der Demo Probleme heraufbeschworen wurden, die bei einem Termin am Nachmittag nicht entstanden wären.“

Schwänzen ist Schwänzen, und da bekommt man eine auf die Nase.

Auch der Schulleiter des Vöhringer Illertal-Gymnasiums, Ralf Schabel, stand nicht vor der Entscheidung, weil von seiner Schule niemand zum Schulstreik ging. „Wir haben eine sehr exotische Lage, völlig in der Pampa“, konstatiert er. Schabel hat jedoch eine klare Linie: Wären Schüler mit der Bitte, am Schulstreik teilnehmen zu dürfen, zur Schulleitung gekommen, hätte man mit demokratischen Spielregeln eine Lösung verhandelt.

Den versäumten Unterricht nachzuholen beispielsweise. „Aber unentschuldigt zu fehlen und sich Rechte selbst herausnehmen, das geht gar nicht“, sagt Schabel. „Schwänzen ist Schwänzen, und da bekommt man eine auf die Nase.“

An der Neu-Ulmer Fachoberschule, die Noah Epple besucht, freut sich Schulleiterin Maike Tholen über das umweltpolitische Engagement ihrer Schüler und hatte eine eindeutige Lösung: „Wir haben viele Schüler, die am Freitag ab 11.15 Uhr keinen Unterricht mehr haben“, sagt sie. Zum Schulstreik gehen durfte jeder, der ab diesem Zeitpunkt frei hatte. Schwänzen empfindet auch sie als schwierig.

„An der Fos sind die Schüler ja nur zwei Jahre, und wir haben volljährige Schüler, die selbst entscheiden müssen, ob sie wertvoller Unterrichtszeit fernbleiben.“ Von der Fos seien nur Schüler zum Streik gegangen, die sowieso bereits frei hatten.