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Ruine am Petrusplatz droht die Zwangsversteigerung – Gläubiger kritisieren Sparkasse

Ulm / Lesedauer: 3 min

Die Verhandlungen rund um das Ex-Renftle-Gebäude am Neu-Ulmer Petrusplatz stocken. Noch vor Pfingsten soll neues Gutachten vorliegen.
Veröffentlicht:05.06.2019, 12:00

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Es droht die Zwangsversteigerung der Steinle-Ruine am Neu-Ulmer Petrusplatz. Wie Insolvenzverwalter Martin Hörmann auf Nachfrage unserer Zeitung sagt, würden die Verhandlungen mit dem Hauptgläubiger, der Sparkasse Ulm, stocken. Falls es keine Einigung gegen sollte, wäre eine Durchsetzung eines Anspruchs mit staatlichen Machtmitteln eine Option. „Aktuell gehe ich nach wie vor davon aus, dass eine Lösung zwischen der Sparkasse und den Käufern möglich ist“, so Hörmann.

Bei der Sparkasse Ulm hoffen die Beteiligten ebenso wenig, dass dieser letzte Ausweg genommen werden muss. „Wir suchen eine Lösung im Interesse aller Beteiligten“, sagt Sparkassen-Sprecher Boris Fazzini. Nach Medienberichten stehen für die Sparkasse Ulm 4,5 Millionen Euro auf dem Spiel. Diese Summe wollte Fazzini allerdings nicht kommentieren. Das Geldinstitut habe nun ein „externes Gutachten“ in Auftrag gegeben, das den Wert der Immobilie zweifelsfrei darstellen soll. Noch vor Pfingsten solle das Ergebnis vorliegen.

Es ist schon seltsam, dass die Sparkasse Ulm Steinle einen so hohen Kredit gegeben hat

Anonymer Gläubiger

Insolvenzverwalter Hörmann hatte ebenso ein Gutachten in Auftrag gegeben und einen Restwert von gut einer halben Million Euro ermittelt. Nun dürften ab Pfingsten die beiden Gutachten verglichen werden um auf Grundlage derer zu verhandeln, wie viel Geld die 13 Käufer zurück erhalten. „Es ist schon seltsam, dass die Sparkasse Ulm Steinle einen so hohen Kredit gegeben hat“, sagt ein Gläubiger unserer Redaktion, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Er habe als Gläubiger den nicht-öffentlichen Insolvenzbericht vorliegen. Und diesem sei zu entnehmen, dass die Firma Steinle seit 2012 fast nur Verluste geschrieben habe.

Nur 2016 habe sie 100.000 Euro Gewinn gemacht. Zwischen 2013 und 2017 allerdings hätten sich laut Insolvenzbericht die Verluste zwischen 200 000 und 800 000 Euro pro Jahr bewegt.

Vorwurf: Sparkasse hat sich blenden lassen

Der Vorwurf des Gläubigers: Die Sparkasse habe sich von Steinle blenden lassen. Denn Steinle war bis zu seiner schweren Erkrankung eine omnipräsente Figur des öffentlichen Lebens: Der immer als vermögend geltende Steinle sah sich als Förderer von Kunst, Kultur und Sport. Und stemmte Projekte wie Hieberpassage, Römerhöfe (beide Neu-Ulm ) oder den Magirushof (Ulm). Eine verlustreiche Firma passte nicht in das Bild eines Kunstsammlers und Initiators der „Günter-Steinle-Fondation“. Gespeist wurde sie durch die Beträge, die als Skonto-Leistungen der Bau-Geschäftspartner eingeräumt wurden. Da hatte sich Steinle wohl verkalkuliert.

Günter Steinle starb nach langer Krankheit im Alter von 77 Jahren. In seinen letzten Monaten musste Steinle aus der Ferne beobachten, wie sein Lebenswerk zugrunde ging. Die als Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) geführte Firma, vertreten durch Geschäftsführer Günter Steinle, stellte im Juni 2018 beim Amtsgericht Neu-Ulm einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Das Verfahren wurde dann im August eröffnet.

Der Zehn-Millionen-Bau am Petrusplatz brach Steinle das Genick: „P3 - Wohnen und Arbeiten am Petrusplatz“ – so wurde das Projekt beworben. Zwischen 299-000 und 1,1 Millionen Euro sollten die zehn Wohneinheiten kosten.Bezugstermin: Sommer 2017, verkündete eine Anzeige von Tentschert-Immobilien, der die Steinle-Projekte vermarktete. Und wie lange steht die Ruine noch am Petrusplatz? „Einige Monate“, so Hörmann, könnten die Verhandlungen noch dauern.