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Regio-S-Bahn kommt voran: langsam, aber sicher

Ulm / Lesedauer: 6 min

Das Großprojekt soll Ulm, Neu-Ulm und Memmingen enger mit den sechs umliegenden Kreisen verknüpfen
Veröffentlicht:20.05.2018, 11:44

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Es ist ein ehrgeiziges und außergewöhnliches Projekt: Die Regio-S-Bahn Donau-Iller soll sechs Kreise und drei Städte enger verbinden. Das Netz reicht von der Schwäbischen Alb bis ins Allgäu und nach Oberschwaben. Die Kreise Neu-Ulm, Günzburg, Unterallgäu, Heidenheim, Biberach und Alb-Donau beteiligen sich. Außerdem sind die Städte Ulm, Neu-Ulm und Memmingen im Boot. Sie alle haben sich im Verein Regio-S-Bahn Donau-Iller zusammengeschlossen, der sich auch an der Finanzierung beteiligen will. Bis Ende 2019 stehen dem Verein für seine Arbeit 1,6 Millionen Euro zur Verfügung.

Einen Zeitplan gibt es nicht, noch liegt vieles im Vagen. Die Auflagen sind streng. Um nötige Fördergelder zu erhalten, müssen die Planer eine Wirtschaftlichkeitsstudie vorlegen. Für die müssen einige offene Fragen geklärt werden. Immerhin: Vereins-Geschäftsführer Oliver Dümmler spricht von zwei „kleineren Leuchttürmen“, die fertig sind. Auf bayerischer Seite die reaktivierte Linie Senden-Weißenhorn, auf baden-württembergischer Seite die Verbindungsstrecke zwischen Laupheim-West und Laupheim Stadt.

Ein Überblick über den Stand der Planungen

Donaubahn (künftig: S 5 und S 8): Auf der flussaufwärts verlaufenden Bahnlinie hängen die Planer der Regio-S-Bahn in der Luft. Klar ist zwar, was gemacht werden muss: Auf der Strecke, die bis Riedlingen (Kreis Biberach) Teil des S-Bahn-Netzes werden soll, braucht es zweigleisige Abschnitte.

Außerdem müssen der Bahnhof Blaubeuren modernisiert und ein Bahnhof kurz vor Riedlingen reaktiviert werden. Unklar ist aber, wo ein zweites Gleis gebraucht wird. Derzeit verkehren Züge, die sich in den Kurven neigen und dadurch schneller fahren können. Ab 2026 werden andere Fahrzeuge eingesetzt, die vermutlich langsamer unterwegs sind. Für den Fahrplan müssen die Planer die Zeiten aber genau kennen. Erst dann entscheidet sich, wo sich die Züge begegnen werden – und wo die Strecke zweigleisig ausgebaut werden muss.

Filstalbahn (künftig: S 1): Die Arbeiten für die Neubaustrecke Ulm-Stuttgart laufen. Sobald sie fertig ist, erhofft sich der Verein Kapazitäten für die Regio-S-Bahn. Er will die Filstalbahn bis Geislingen (Kreis Göppingen) in ihr Netz aufnehmen. Dann sollen die S-Bahnen stündlich fahren.

Südbahn (künftig: S 1 und S 7): Die Strecke Richtung Bodensee ist neben der Achse Stuttgart-Ulm-München die einzige zweigleisige. Die Elektrifizierung, läuft und soll 2021 abgeschlossen sein. „Es sind alle Voraussetzungen da, um das Angebot zu erweitern“, sagt Dümmler, der die Südbahn eine „sehr starke Strecke“ nennt.

Brenzbahn (künftig: S 2: Auf dem Weg nach Norden plagt den Verein Regio-S-Bahn ein altes Problem. Vor Jahren wurde das Jahr 2019 als Termin für die Fertigstellung der zweigleisig ausgebauten Abschnitte auf der Brenzbahn ausgerufen. Der Ausbau soll stündlich einen Express und eine S-Bahnen nach Aalen sowie stündliche S-Bahnen nach Langenau oder Sontheim an der Brenz (Kreis Heidenheim) ermöglichen. Doch der Zeitplan war nur ausgewählt worden, um auf Fördergelder zugreifen zu können. Seit klar ist, dass der Termin unrealistisch ist, hat die Regio-S-Bahn Vertrauen verloren. „Die Zahl hat sich in den Köpfen eingebrannt“, berichtet Dümmler.

Derzeit wird für die Brenzbahn geprüft, ob die neuen Stationen Ulm-Messe und Aalen Süd sowie ein Wendegleis in Sontheim gebaut werden können.

Illertalbahn (künftig: S 6): Die viel frequentierte Strecke Ulm-Memmingen mit der Erweiterung bis Tannheim in Baden-Württemberg sei „mit der größte Brocken“, der bewältigt werden müsse, sagt Oliver Dümmler. Die Bahnlinie muss bis Senden zweigleisig ausgebaut werden, damit die Züge im gewünschten Takt fahren können: ein stündlicher Express zwischen Ulm und Memmingen, stündliche S-Bahnen zwischen Ulm und Buxheim sowie Illertissen und halbstündliche S-Bahnen zwischen Ulm und Weißenhorn. Die Stadt Neu-Ulm soll ins stündliche schnellere Zugsystem eingebunden werden. Ein zweigleisiger Ausbau bis Vöhringen ist eine Variante.

Eine Hürde scheint überwunden: Der Sendener Stadtrat hat unter anderem einer neu ausgehandelten Kostenaufteilung beim dortigen Bahnhofsumbau zugestimmt. Ursprünglich war das gar kein Teil des Projekts Regio-S-Bahn. „Wir haben geglaubt, die haben fertig gebaut, bis wir anfangen“, sagt Dümmler.

Doch die Kosten stiegen – zu stark für die klammen Finanzen der Stadt. Um den Umbau und damit eine Voraussetzung für die Regio-S-Bahn zu retten, steuert der Verein einen Anteil bei. Stadt, Freistaat und Verein teilen sich nun die Planungskosten. Das heißt: Auch der Landkreis Heidenheim zahlt in Senden mit. „Wir haben das Gesamtprojekt in Gefahr gesehen“, bekennt Dümmler.

Die nächste große Aufgabe wartet weiter im Süden: Rund um Memmingen sollen sechs neue Halte entstehen. Das soll unter anderem Schüler dazu bringen, mit dem Zug zum dortigen Berufsbildungszentrum zu fahren. Für die Planung der Haltestellen wollen die Macher die Elektrifizierung der Strecke München-Lindau abwarten. Auch anderswo könnten neue Stationen gebaut werden: in der Ortsmitte von Gerlenhofen und in Senden Nord.

Bayerische Donautalbahn (künftig: S 4): Zwischen Ulm und Günzburg sollen S-Bahnen den Takt der Regionalzüge verdichten. Doch derzeit sind die Gleise ausgelastet. Dümmler hofft auf den Streckenausbau zwischen Ulm und Augsburg. Dadurch könnten Kapazitäten für die Regio-S-Bahn auf der alten Strecke frei werden. Auf der Donautalbahn sind die neuen Halte Neu-Ulm Industrie und Burlafingen im Gespräch.

Mittelschwaben Bahn (künftig: S 4): Die Regio-S-Bahn soll zwischen Günzburg und Mindelheim stündlich fahren. Außerdem sollen die Züge von Günzburg weiter nach Ulm fahren. Die Passagiere müssten dann nicht mehr umsteigen.

Ob das gelingt, hängt vom Ausbau der Donautalbahn ab. Weil der Abschnitt Mindelheim-Memmingen Teil der Strecke München-Lindau ist, die elektrifiziert werden soll, ist noch unklar, wie viel Platz dort für die Regio-S-Bahn entstehen wird. Vorerst stehen kleinere Maßnahmen an: An mehreren Bahnhöfen sind bessere Fahrradständer angebracht worden – oder es gibt entsprechende Pläne.

„Bähnle“ (künftig: S 5): Die Strecke zwischen Senden und Weißenhorn ist bereits modernisiert. Das „Bähnle“ fährt stündlich, die Züge sind aber oft überfüllt. Die Regio-S-Bahn will die Strecke im Halbstundentakt bedienen. Mindestens in der Hauptverkehrszeit am Morgen und am späten Nachmittag, vielleicht häufiger.

Geplante größere Maßnahmen: Die Haltepunkte Biberach-Nord und Ummendorf (Kreis Biberach) werden neu gebaut, in Ummendorf könnte auch ein Wendegleis angelegt werden. Dort sollen die S-Bahnen enden, die über Laupheim Stadt fahren. Andere S-Bahnen, die bis Aulendorf (Kreis Ravensburg) verkehren, lassen den Abstecher nach Laupheim aus. Stündlich fahren sollen zwei Express-Züge nach Friedrichshafen und je eine S-Bahn nach Ummendorf und Aulendorf. Zu den Stoßzeiten ist eine dritte Linie bis Laupheim Stadt denkbar.