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Kontrollaktion

Polizei nimmt getunte Autos ins Visier

Ulm / Lesedauer: 4 min

Verkehrssicherheit: Aufgemotzte Fahrzeuge kontrolliert die Polizei am Freitagabend in Ulm und Neu-Ulm
Veröffentlicht:14.10.2018, 20:45

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Acht Autos hat die Polizei nach einer Kontrollaktion sichergestellt. Erstmalig hatten die Ulmer und die Neu-Ulmer Polizei in einer gemeinsamen Aktion ein Augenmerk auf verkehrsunsichere Fahrzeuge. Mehrere Dutzend Polizeibeamte hielten dazu in den Innenstädten nach auffälligen Fahrzeugen Ausschau.

Gefühlt war es für Elmar Stachel die Zehnte seiner Kontrollaktionen. Genau Buch geführt hat der Ulmer Polizist und Einsatzleiter aber nicht. Seit rund drei Jahren organisiert er zu unregelmäßigen Terminen die Großkontrollen gegen die Poser- und Tuningszene in Ulm. Dabei werden gezielt Fahrzeuge kontrolliert, die durch Fahrweise oder Geräuschentwicklung den Polizisten auffallen: „Wir haben viele Beschwerden an den Poser-Strecken und ich verstehe die Leute.“ Gerade entlang des Altstadtrings leiden Anwohner unter den Autofahrern, die mit ihrem Fahrzeug Runde um Runde drehen und durch Lautstärke auffallen wollen, das toleriert die Polizei aber auch nur innerhalb der gesetzlichen Grenzen.

Viele technische Regeln sollen für Sicherheit auf den Straßen sorgen, technische Kontrollen sind aber aufwändig und brauchen viel Fachkunde. Stachel holt sich dazu Hilfe. Ein Sachverständiger der Dekra wird beauftragt und das Gelände einer Autowerkstatt mit Hebebühne wurde ebenfalls angemietet. Dann schwärmen Streifenwagen und zivile Polizeifahrzeuge aus und halten nach auffälligen Autos Ausschau.

Poser ziehen nach Neu-Ulm

Diesen Freitag war aber einiges neu: Kollegen aus Neu-Ulm waren erstmals mit dabei. Die Ulmer Kontrollen hatten in den vergangenen Monaten zur Folge, dass sich die Poser von Ulm nach Neu-Ulm verlagerten. Das fiel natürlich in Neu-Ulm auf und „auf Arbeitsebene“ wurde da nach einer Lösung gesucht. Der direkte Kontakt unter den Streifenbeamten beider Städte führte dazu, dass man eine gemeinsame Kontrolle verabredete. Die Polizisten dieser Sonderschicht haben sich alle freiwillig gemeldet, darunter auffallend viele junge Beamte. „Wann hat man denn sonst so eine Gelegenheit?“ erklärt einer von ihnen, warum er bei der Kontrolle dabei ist. Der direkte Kontakt zum Sachverständigen und viele erfahrene Beamte der Laupheimer Verkehrspolizei, die Tipps an den Nachwuchs weitergeben können. Ganz praktisch und eben nicht nur als Schulungsmappe oder in einem Vortrag.

Eines der frühen Kontrollopfer ist ein alter VW Golf, hergerichtet als „Rat Car“. Der Wagen wurde mit viel Liebe zum Detail „gealtert“ und kunstvoll Beschädigungen und Rostflecke angebracht. Der Lack wird abgeschliffen und dann Säure aufgetragen, damit Rost entsteht. Wenn genug Rost an der richtigen Stelle ist, wird er geglättet und mit Klarlack versiegelt. Eine Gefahr für Fußgänger durch scharfkantige Ecken ist dabei nicht zulässig. Die Polizisten messen außerdem nach, ob die Tieferlegung des Fahrwerks auch den Vorschriften entspricht. Zum Ende der Kontrolle gibt es dann ein Lob für die kunstvolle Gestaltung. Der Fahrer verrät dann noch, dass er die Motorhaube teilweise neu lackieren muss: Irgendjemand hat ihm zwischen seine geplant angebrachten Beschädigungen Kratzer gemacht, die da nicht hingehören.

Ausführliches Gutachten

Daneben viele Sportwagen. Und immer wieder die gleichen Tuningfehler: Schalldämpfer, aus denen man das Dämm-Material entfernt hat. Unnötiger Krach ist die Folge. Tieferlegungen, die zu tief sind und damit schleifen die Räder am Radkasten. Ein Autofahrer hat einfach den Innenkotflügel teilweise herausgeschnitten, um sein Fahrzeug noch tiefer zu legen. Am Freitag war dadurch Ende der Fahrt. Es ging nach der Sicherstellung per Abschleppwagen zum ausführlichen technischen Gutachten. Bei der schnellen Durchsicht am Freitag reichte dem Gutachter der Blick in das rechte hintere Radhaus. Weil das Rohr vom Tankstutzen zum Tank ungeschützt frei lag, besteht eine Beschädigungsgefahr.

Das elektrisch höhenverstellbare Fahrwerk eines anderen Sportwagen war zu viel für die Felgen. Der Fahrer hat sein Fahrzeug soweit heruntergelassen, dass die Felgen innen an den Federn schleiften und damit zur Gefahr wurden.

Ein anderer Test auf der Hebebühne wurde gleich mehreren Fahrzeugen zum Verhängnis: Durch untergestellte Kästen wurde das Fahrwerk verschränkt, dadurch federn einzelne Räder ganz ein. Bis sie die Reifen von innen gegen die Heckschürze drücken und dadurch beschädigt werden können.

Bei einem Sportwagen fehlten im Profil richtige Gummibrocken, weil bei eingeschlagener Lenkung das Rad schleift.

Das Fazit: Von 30 kontrollierten Fahrzeugen mussten 19 beanstandet werden. 18 dieser Beanstandungen führten zum Erlöschen der Betriebserlaubnis. Das führt zu gebührenpflichtiger Post von der Zulassungsstelle und zu einer zwangsweisen Abmeldung des Autos, wenn nicht kurzfristig nachgewiesen werden kann, dass das Auto durch Rückbau wieder verkehrssicher ist. Bei acht Fahrzeugen waren die Mängel so, dass die Polizei die unsicheren Autos sicherstellte und mit einem Abschleppwagen abtransportieren lies.