Obdachlosenheim
Obdachlosenheim in Ulm wird verkauft: Wie es jetzt für Wohnungslose weitergeht
Ulm / Lesedauer: 3 min
Die Zahl der wohnungslosen Menschen nimmt zu. Auch in Ulm gibt es etwa 300 Menschen, die kein Dach über dem Kopf haben, wobei von einer Dunkelziffer von deutlich mehr Betroffenen ausgegangen wird. Gründe dafür, dass Männer und Frauen auf der Straße leben, gibt es unterschiedliche – Verlust der Arbeit, Scheidung, steigende Lebenshaltungskosten in Deutschland oder auch eine persönliche Entscheidung.
Das angemietete Haus auf dem Michelsberg, in dem die Caritas in Ulm seit 28 Jahren ihre Fachberatungsstelle für Wohnungslose samt Tagesstätte und Aufnahmehaus untergebracht hat, steht nun zum Verkauf. Am 21. Januar wird es versteigert. Die Caritas steht vor vielen offenen Fragen.
von der Caritas Harald Fallert-HeppEs ist klar, dass das Haus keine guten Bedingungen für die Wohnungslosen mehr bietet.
„Wir sind nicht naiv“, sagt Harald Fallert-Hepp, Fachleiter Soziale Hilfen in der Caritas-Regionalleitung. Dass die Versteigerung des Hauses Michelsbergstraße 5 für die Wohnungslosen in Ulm mittelfristig Veränderungen mit sich bringen wird, steht außer Zweifel. „Das Haus wurde uns zum Kauf angeboten“, berichtet Fallert-Hepp. „Wir haben ein Angebot abgegeben, aber es war zu niedrig.“ Auch wurde die Caritas über den Tod eines Mitglieds der Erbengemeinschaft informiert, die das Haus besitzt.
Kurzfristig keine Kündigung fürchten
Kurzfristig müssen die Obdachlosen Ulms eine Kündigung nicht fürchten, denn der Gewerbemietvertrag sieht eine Kündigungsfrist von einem Jahr für die Caritas als Mieter und für den Eigentümer vor. Ob sich ein künftiger neuer Eigentümer oder auch die Caritas selbst zur Kündigung entschließen, wird sich nach dem Eigentumsübergang nach der Versteigerung zeigen. „Es ist klar, dass das Haus keine guten Bedingungen für die Wohnungslosen mehr bietet“, sagt Fallert-Hepp. „Das Haus ist in einem schlechten baulichen Zustand, und entweder muss das Haus vom neuen Eigentümer saniert werden, oder wir müssen eine Alternative für die Wohnungslosenhilfe finden.“ Wobei auch das nicht leicht ist, denn die Tagesstätte beispielsweise müsste barrierefrei sein.
Harald Fallert-Hepp von der CaritasEine solche Einrichtung soll widerspiegeln, dass Obdachlose ihre Würde haben, die wir ihnen auch geben wollen.
Fallert-Hepp sieht eine Lösung eventuell in der Ausgliederung und Dezentralisierung des Aufnahmehauses, das für Obdachlose zudem die Möglichkeit bedeutet, Post zu empfangen und Wäsche zu waschen. Eine solche räumliche Verkleinerung der Wohnungslosenberatung und ihrer Angebote könnte es erleichtern, ein neues Zuhause für die anderen Dienste der Wohungslosenhilfe – wie Kleiderkammer, Tagesstätte, ambulante Hilfen und Beratung – zu finden.
Immer wieder auf Mängel hingewiesen
Man habe die Eigentümergemeinschaft immer wieder auf Mängel hingewiesen, sagt Harald Fallert-Hepp. „Die Zahl der Duschen im Gebäude reicht für die Wohnungslosen nicht aus.“ Die Möglichkeiten des Hauses entsprechen nicht dem, was sich die Caritas für wohnungslose Menschen vorstelle und ihnen offerieren möchte. „Eine solche Einrichtung soll widerspiegeln, dass Obdachlose ihre Würde haben, die wir ihnen auch geben wollen.“ In den acht Zimmern des etwa 300 Quadratmeter großen Aufnahmehauses gebe es aktuell auch Zweibettzimmer. „Das ist nicht mehr Standard.“ Zudem ziehe sich durch das Haus auf dem Michelsberg ein Riss, die Treppe verschiebe sich.
Das etwa im Jahr 1910 erbaute Wohn- und Geschäftshaus in der Michelsbergstraße 5 hat einen Geschäftswert von 740 000 Euro und eine Wohn- und Nutzfläche von 662 Quadratmetern, so ein Gutachten.