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Neue Ulmer Straßenbahnlinie 2 nimmt Fahrt auf

Ulm / Lesedauer: 4 min

„Wir können Großprojekte“, sagt Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch zum Start der neuen Straßenbahnstrecke
Veröffentlicht:09.12.2018, 21:21

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Immer wieder waren Zweifel zu hören. Und doch hat es geklappt: Nach nur drei Jahren Bauzeit ist am Samstag die Ulmer Straßenbahnlinie 2 festlich und pünktlich in Betrieb genommen worden. Seit Sonntag läuft der fahrplanmäßige Betrieb vom Kuhberg über den Hauptbahnhof zur Universität und der Wissenschaftsstadt.

Für den Samstagvormittag hatte der Bauherr, die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU), zum Festakt ins Ulmer Theater geladen. Rund 300 Gäste waren gekommen.

Unter den Festrednern war der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann , der gleich zu Beginn seiner Rede bekennen musste, dass er noch nie bei einer Straßenbahn-Eröffnung im Theater war. In der Ansprache erinnerte der Minister daran, dass man sich vor gut drei Jahren zum Spatenstich am Ulmer Kuhberg getroffen hatte und nun so schnell und pünktlich die Freigabe feiern konnte: „Bei anderen Großprojekten braucht man drei Jahre bis zum Spatenstich.“

Die Linie 2 in Ulm sieht Hermann als logischen Schritt, nachdem der Nahverkehr in Ulm so erfolgreich ist, dass zu Stoßverkehrszeiten die Busse fast schon hintereinander auf den Eselsberg fahren. Die Straßenbahn könne mit mehr Kapazität und ökologisch sinnvoll die innerstädtische Mobilität verbessern.

Zur Architektur des Kienlesbergbrücke merkte Hermann an: „Wer so ein schönes Münster hat, kann keine schlechten Bauten drumherum brauchen.“ Als weiterführende Aufgaben sieht der Minister eine noch bessere Vernetzung zwischen Straßenbahn, Eisenbahn, Bus und Carsharing. Die bereits beschlossene Regio-S-Bahn ist daher für ihn ein logischer Schritt.

Keine Baustellen behindern mehr den Verkehr

Noch vor dem Minister durfte der Ulmer Oberbürgermeister Gunter Czisch das Wort ergreifen. Er fasste seine Begeisterung zusammen: „Wir können Großprojekte“.

Am Samstagmorgen hatte sich der Oberbürgermeister nach eigenen Worten überlegt, wie er zum Festakt in die Innenstadt fahren sollte. Dann stellte er fest, dass es ja gar keine hinderlichen Baustellen mehr gibt. Das Gelächter des Saales war ihm damit sicher. Czisch gab zu, dass die Sperrung der Friedrich-Ebert-Straße im kommenden Jahr eine Belastung sein werde, die aber durch einen leistungsfähigen Nahverkehr abgemildert werde. Insgesamt müsse man „Mobilität neu denken“. Die E-Mobilität durch die Straßenbahn sei ein Baustein dafür.

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Czisch, der Aufsichtsratsvorsitzender der SWU ist, lobte den Bürgerdialog der „Task Force Linie 2“ als Schlüssel für das Gelingen. Mit einem Infomobil, Sprechstunden und über das Internet seien die Baustellen-Verantwortlichen erreichbar gewesen und hätten sich bemüht, Fragen zu klären, Probleme zu lösen und um Verständnis für die Einschränkungen und Belastungen während der Bauarbeiten zu werben. Zum Tonfall mancher Betroffener sagte Czisch ganz klar „Manchmal ist es unverschämt gewesen.“

Nach dem Festakt ging es zu Fuß vom Theater zur neuen Haltestelle „Stadtwerke“ in der Neutorstraße zu den beiden dort wartenden Straßenbahnen für die Festgäste.

Nach den obligatorischen Erinnerungsfotos starteten die beiden festlich geschmückten Wagen auf die Sekunde pünktlich zur Rundfahrt auf der neuen Strecke, zuerst zur Wissenschaftsstadt. Die Stadtwerke hatten zur Unterhaltung der Gäste die Schlagerband „Papi’s Pumpels“ an Bord, die in Werbefilmen für die Linie 2 mit dem Lied „Eine neue Linie ist wie ein neues Leben“ auf den neuen Nahverkehr aufmerksam machten. Für die Stimmung in der Straßenbahn waren die Musiker aber kaum notwendig, denn die Fahrgäste hatten miteinander Spaß und genossen den neuen Blick links und rechts der Strecke.

Der Ulmer SPD-Landtagsabgeordnete Martin Rivoir verbrachte die gesamte Premierenfahrt links der Fahrerkabine und filmte die Strecke mit seinem Smartphone. Dahinter betätigte sich der Oberbürgermeister als Stadtführer für den Verkehrsminister und den Tübinger Regierungspräsidenten Klaus Tappeser.

Der ehemalige Straßenbahn-Werkstattleiter Gerhard Späth ergänzte mit zahlreichen Anekdoten rings um den Ulmer Nahverkehr der vergangenen Jahrzehnte, während sein Sohn Jürgen, der „Leiter Schienenfahrzeuge“ der SWU, die Premierenstraßenbahn steuerte.

Entlang der Strecke waren Dutzende Straßenbahnfans aus Süddeutschland unterwegs, um die Inbetriebnahme zu fotografieren. Dabei saßen sie sogar teilweise auf den Bäumen, um optimale Fotostandorte zu haben.

Den ganzen Nachmittag über waren die Straßenbahnen voll, die Sitzplätzen reichten nie aus. Der Andrang der Interessierten schien nicht nachzulassen, was der SWU-Marketingleiter Marc Fuchs mit einem „Großartig“ zusammenfasste.

In den nächsten Monaten werden nun noch Restarbeiten entlang der Linie 2 durchgeführt. So fehlt eine dreistellige Anzahl Bäume, ebenso muss noch der eine oder andere Parkplatz angelegt werden. Weiter müssen Grasflächen noch eingesät werden.