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Kommandozentrum

Nato-Kommandozentrum kommt nach Ulm

Ulm / Lesedauer: 3 min

Bündnis will neues Kommandozentrum für schnelle Truppen- und Materialtransporte.
Veröffentlicht:20.03.2018, 21:31

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Die Bundeswehr will das neue Kommandozentrum für schnelle Truppen- und Materialtransporte der Nato in Ulm ansiedeln. Es soll am Standort des Multinationalen Kommandos Operative Führung eingerichtet werden, teilte das Verteidigungsministerium am Dienstag mit. Die offizielle Entscheidung des westlichen Militärbündnisses fällt beim Nato-Verteidigungsministertreffen im Juni 2018. Zeitweise war für das sogenannte Joint Support and Enabling Command (JSEC) auch der Standort Köln-Bonn im Gespräch.

Vom Standort Ulm erwartet die Bundeswehr Synergieeffekte. Das seit 2013 in der dortigen Wilhelmsburgkaserne stationierte Multinationale Kommando mit Stabsoffizieren aus rund einem Dutzend Ländern soll von diesem Sommer an jederzeit in der Lage sein, Nato-Kriseneinsätze mit bis zu 60 000 Soldaten zu führen.

„Es ist eine große Herausforderung für den Ausbau unserer Fähigkeiten im multinationalen Umfeld, der wir uns gerne stellen“, so der Inspekteur der Streitkräftebasis, Generalleutnant Martin Schelleis , „mit dem Multinationalen Kommando Operative Führung in Ulm haben wir in der Streitkräftebasis eine sowohl in der Bundeswehr als auch international einzigartige Dienststelle, um zur Lastenteilung im Bündnis beizutragen.“

Dass die strategische Bedeutung der alten Garnisonsstadt Ulm bald enorm wachsen, begrüßen die Soldaten des Ulmer Kommandos: „Wir bringen erhebliche Synergieeffekte mit“, sagte der Sprecher des Kommandos, Oberstleutnant Hagen Messer, am Dienstag im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“, „unsere bisherigen Aufgaben bleiben ja erhalten, neue kommen hinzu.“ In den vergangenen Jahren habe das Kommando operative Kenntnisse und Fähigkeiten entwickelt, die jetzt in den Aufbau des Zentrums für Truppen- und Materialtransporte eingebracht würden: „Wir haben das bei Übungen und in der Vorbereitung ja schon bewiesen.“

Bei seiner Verabschiedung im Januar hatte Generalleutnant Richard Roßmanith, der das Kommando von Ende Dezember 2012 bis Ende Januar 2018 geführt hatte, bereits auf die Möglichkeit hingewiesen, dass die Nato das Ulmer Kommando mit einer neuen Aufgabe betrauen könnte.

Reaktion auf russische Politik

Mit der Stärkung ihrer Kommando- und Streitkräftestruktur reagiert die Nato vor allem auf die als aggressiv wahrgenommene Politik Russlands. Im Zuge der Entspannungspolitik waren die Strukturen in den vergangenen Jahrzehnten enorm reduziert worden. Von den zeitweise mehreren Dutzend Hauptquartieren sind nach Nato-Angaben heute nur noch sieben übrig. Sorgen bereiten neben dem Zustand von militärisch nutzbaren Straßen- und Schienenverbindungen in Richtung Osten vor allem bürokratische Hürden beim Transport von Truppen und Ausrüstung.

Neben Deutschland werden vermutlich die USA ein weiteres Kommando aufbauen, um die Transportwege zwischen Nordamerika und Europa über den Atlantik besser zu sichern. Dabei geht es auch um den Schutz sensibler Infrastruktur. Im Atlantik liegen zum Beispiel Datenkabel, über die Internet- und Kommunikationsverbindungen laufen.

Zertifizierung im Mai geplant

Das bereits in Ulm befindliche Multinationale Kommando soll die Fähigkeit zur Führung großer Militäreinsätze bei der Nato-Übung „Trident Jaguar“ im Mai im Nato-Trainingszentrum im norwegischen Stavanger unter Beweis stellen.

Nach der erwarteten Zertifizierung durch die Nato soll das Kommando ab Juli 2018 für ein Jahr in ständiger Bereitschaft bleiben, um innerhalb von maximal 60 Tagen Nato-Einsätze im Ausland führen zu können.