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Fachmarktzentrum

Millionen-Schaden an der Erhard-Brücke

Ulm / Lesedauer: 3 min

Sanierung dringend erforderlich - Hauptverkehrsader betroffen - Beton bröselt
Veröffentlicht:07.12.2017, 19:35

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Die Ludwig-Erhard-Brücke in Ulm, die die Innenstadt unter anderem mit dem Fachmarktzentrum ( Ikea ) an der Blaubeurer Straße verbindet, braucht dringend eine Sanierung für über eine Million Euro. Bei den regelmäßigen Brückenprüfungen sind den Spezialisten der Stadt Ulm Unregelmäßigkeiten an der Brüstung aufgefallen, die beseitigt werden müssen. Unklar ist, wann die Arbeiten beginnen. Derzeit behindern viele Baustellen den Verkehr in diesem Teil Ulms, so dass eine weitere Baustelle ungelegen käme.

Ortstermin am Donnerstagmittag an der Südseite der großen Brücke, die sich vom Blaubeurer Tor über die Bahngleise in Richtung Innenstadt spannt. Die Ingenieure Gerhard Fraidel und Karlheinz Schüle haben einen großen Mobilkran bestellt und ein Unternehmen, das mit einer riesigen Säge Beton zersägen kann. Ein Stück der Betonbrüstung muss herausgesägt werden, damit Gewissheit herrscht, welche Schäden an der Brücke vorhanden sind.

Beim Bau der knapp 300 Meter langen Brücke war 1989 entschieden worden, für die Brüstung Betonfertigteile zu verwenden. Die knapp vier Meter langen und rund fünf Tonnen schweren Teile wurden dazu quasi über die Ränder der Brückenfahrbahn gestülpt und mit Moniereisen sowie durch Verguss mit Beton befestigt.

Bei einer Überprüfung fallen dann Risse am Übergang vom Gehweg zum Brüstungsbeton auf. Sicherheitsbewusst wollen die Ingenieure wissen, wie tief die Risse gehen und ob dort mit Streusalz vermischtes Wasser eindringen kann. An mehreren Stellen werden die Schlitze aufgemeißelt.

An einer Stelle rutscht der Meißel in einen Hohlraum. Fingerdicke Spalte lassen Wasser ungehindert eindringen. Mehrere Eisenstäbe im Beton weisen Einkerbungen durch Chloridfraß auf. Dann fällt die schnelle Entscheidung, dass man nun Gewissheit braucht: Was ist mit der Brücke los?

Nach gut einer Stunde Sägearbeit wird ein Brüstungselement auf den Boden darunter herabgelassen. Es zeigt sich das befürchtete Bild. Beim Bau der Brücke wurde offenbar der Hohlraum nicht auf einmal mit Beton verfüllt. Eine Kante zeigt deutlich, dass in zwei Vorgängen betoniert wurde. Dabei wurden auch noch unterschiedliche Betonqualitäten verwendet. Am Übergang bilden sich Spalte, in die Wasser eindringen kann und durch die Ausdehnung beim Gefrieren zerstörende Kräfte entwickeln kann.

Im schlimmsten Fall können sich Betonteile lösen

Insgesamt stufen von der Stadt beauftragte Prüfingenieure die Brüstung auf mindestens 180 Metern Länge als sanierungsbedürftig ein. Wenn hier nicht in den nächsten Monaten gehandelt wird, kann sich im ungünstigsten Fall ein Betonteil lösen und auf die 15 Meter tiefer liegende Bahnstrecke stürzen.

Eigenartig: Es gibt die Schäden nur auf der Südseite, nicht auf der Nordseite.

Wie die Brüstungsteile in den nächsten Monaten abgenommen werden, muss nun ermittelt werden. Denn nicht überall kann man mit einem Kran von unten arbeiten. Auch sind einige Gleise mit einer 15 000 Volt führenden Oberleitung überspannt. Diese muss für die Arbeiten abgeschaltet werden, daher muss auch das Vorgehen mit der Bahn abgestimmt werden.

Wenn die Brüstung fehlt, muss ein neuer Absturzschutz montiert werden. Eine erste Idee der Ulmer Ingenieure ist ein Baukastensystem aus dem Gerüstbau, das zwei Meter hoch Fußgänger und Radfahrer schützen soll. Aber auch hier wird wegen der Oberleitung eine Genehmigung der Bahn benötigt. Daher wird nun testweise ein Stück montiert, damit die Bahn-Mitarbeiter es begutachten können.

Normalerweise wird die Haltbarkeit einer solchen Straßenbrücke auf 80 Jahre ausgelegt, eine Vollsanierung ist nach 40 Jahren fällig. Die vorzeitigen Arbeiten werden nach einer ersten Schätzung auf rund 1,5 Millionen Euro veranschlagt. Wie schnell die Arbeiten abgewickelt können, ist Fraidel noch unklar: „Wir müssen mit dem vorhandenen Personal auskommen.“

Marode Brücken im ganzen Stadtgebiet

Auch andere Brücken benötigen Sanierungsarbeiten, die Wallstraßenbrücke wurde erst diese Woche in Nachtarbeit von unten untersucht. Die Brücke über die Harthauser Straße ist gerade an ihren Dehnfugen in Arbeit und die Neubauplanungen für die Adenauerbrücke kommen auch noch auf die Stadt zu.