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Luftballon

Luftballons erinnern an „Weiße Rose“-Widerständler Christoph Probst

Ulm / Lesedauer: 3 min

Die Christoph-Probst-Realschule gedenkt ihres Namensgebers, der 1943 hingerichtet wurde
Veröffentlicht:25.02.2018, 21:44

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Am 22. Februar 1943 schreibt Christoph Probst an seine Familie: „Innerlich bin ich ganz ruhig und harre der Dinge, die da kommen sollen.“ Wenige Stunden darauf wird er zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Genau 75 Jahre später gedenken Jugendliche in Neu-Ulm des Namensgebers ihrer Schule – der Christoph-Probst-Realschule. Sie versammeln sich vor dem Gebäude. Die 15-jährige Lia Becker hält eine kurze, anrührende Ansprache, dann lassen die Buben und Mädchen weiße Luftballons in den eisigen Februarhimmel steigen.

Christoph Probst war Mitglied der „Weißen Rose“, wird aber neben den Scholl-Geschwistern oft vergessen. Das zeigt sich allein daran, dass es in Deutschland gut 200 Schulen gibt, die nach den Geschwistern Scholl benannt sind. Christoph Probst hingegen dient lediglich drei Schulen als Namensgeber. Das wundert Lia Becker sehr: „Ich habe erst gestern davon gelesen, dass es tatsächlich nur diese paar Schulen mit dem Namen gibt. Dabei hat Probst viel mehr Aufmerksamkeit verdient.“

Mit der Bedrohung durch das Nazi-Regime war Christoph Probst früh in Berührung gekommen, denn seine Tante war Jüdin. Ab 1939 studierte er in München Medizin und lernte Alexander Schmorell kennen und schließlich auch die Geschwister Scholl. Der Widerstandskämpfer Probst handelte bei der „Weißen Rose“ vor allem im Hintergrund. Man wollte ihn aus den gefährlichen Aktionen heraushalten, um seine Familie zu schützen. Trotzdem war Probst maßgeblich beteiligt – was ihm schließlich zum Verhängnis wurde. Am 18. Februar nahm die Gestapo Hans und Sophie Scholl fest. Probst konnte nur überführt werden, weil Hans Scholl während der Festnahme den Entwurf für das siebte Flugblatt bei sich trug – das einzige, bei dem Probst aktiv mitgeschrieben hatte.

Noch während des Gerichtsprozesses hatten die Geschwister Scholl versucht, Probst zu schützen, indem sie möglichst viel Schuld auf sich nahmen – vergebens. Der 23-Jährige hinterließ drei kleine Kinder und eine Frau, die zu der Zeit am Kindbettfieber litt.

Heute, 75 Jahre später, merkt man den Schülern an, dass sie die Gedenkfeier nicht als lästige Pflichtveranstaltung draußen in der Kälte erleben. Sie sind stolz auf den Namensgeber ihrer Schule. „Ich finde, der Name unserer Schule hat Bedeutung, und es ist gut, dass damit eine Geschichte erzählt wird“, sagt Laura Wassermann aus der zehnten Klasse.

Wichtig sind Courage, Persönlichkeit, Respekt

In den vergangenen Wochen hatten sich die Schüler immer wieder mit der Geschichte der „Weißen Rose“ und insbesondere mit Probst auseinandergesetzt. Im Unterricht wurden Rosen verteilt und Flyer mit der Geschichte des Namensgebers. Die zehnten Klassen hielten in den fünften Klassen Vorträge über das Leben des Schulnamensgebers. Für das Foyer entwarfen die Kinder im Kunst- und Ethikunterricht eine Ausstellung zum Thema. Vor allem aber erinnerte man sich gemeinsam an die Werte, für die der Name der Schule stehen soll: Ihre Ziele sind es, Courage zu entwickeln, Persönlichkeit zu stärken und besonders Respekt zu zeigen.