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Daumendruck

Bombe erfolgreich entschärft: Die Bilder vom Großeinsatz

Ulm / Lesedauer: 6 min

Der Großeinsatz in Neu-Ulm, bei dem eine 500 Kilogramm schwere Fliegerbombe entschärft wurde, verlief aus Sicht der Polizei erfolgreich. 62 Personen hatten sich geweigert, ihre Wohnungen zu verlassen.
Veröffentlicht:16.03.2018, 20:12

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Nach mehr als sieben Stunden Warten und Daumendrücken herrscht nun Gewissheit und Erleichterung. Die beiden Bombenentschärfer des bayerischen Sprengkommandos, Roger Flakowski und Martin Radons, haben es geschafft: Die 500 Kilogramm schwere Fliegerbombe, die am vergangenen Donnerstag auf der Baustelle des Südstadtbogens entdeckt wurde, ist am Sonntagnachmittag gegen 15.30 Uhr entschärft worden. Das teilte das für Neu-Ulm zuständige Polizeipräsidium Schwaben Süd/West mit. Die für die Aktion gesperrten Straßen und Bahnstrecken wurden wieder freigegeben.

Der Einsatz lief aus polizeilicher Sicht ohne Probleme.  An 197 Objekten im Sicherheitsbereich konnten keine Personen mehr angetroffen werden, da sie bereits vor Beginn der Evakuierung ihre Häuser und Wohnungen verlassen hatten. Insgesamt wollten 62 Personen ihre Wohnungen nicht verlassen und verblieben auf eigene Gefahr dort. Insgesamt waren 652 Einsatzkräfte am Sonntag eingebunden. Hiervon viele Ehrenamtliche,etwa  von der Feuerwehr, dem BRK und dem THW.

Zuvor mussten rund 12.600 Menschen ab 8 Uhr am Sonntagmorgen ihre Haushalte in der Neu-Ulmer Innenstadt verlassen. Nass, kalt, ungemütlich war es. Doch auch wenn das Wetter eher zum Daheimbleiben einlud, die Menschen mussten raus. Rund um die Bombe wurde eine Sperrzone im Radius von 500 Meter eingerichtet. Polizisten sperrten ab 8 Uhr die Straßen ab. Es gab keine Ausnahmen, alle mussten raus aus dem Gebiet. Die Polizei hatten kurz vor der Freigabe zur Entschärfung das Gebiet noch einmal mit einem Helikopter überflogen, um zu überprüfen, dass auch wirklich alle Menschen die Sicherheitszone verlassen haben.

Am vergangenen Donnerstag ist eine 500 Kilogramm schwere Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg in der Nähe des Neu-Ulmer Einkaufszentrums Glacis-Galerie entdeckt worden. Der Verdacht auf eine weitere Bombe auf demselben Arial konnte im Laufe des Sonntagvormittags nicht erhärtet werden. Demnach ist nur eine Bombe entschärft worden.

Evakuierung funktionierte reibungslos

Die sechs Stunden andauernde Evakuierung habe nach erster Einschätzung der Polizei reibungslos funktioniert: „Alles läuft nach Plan - die einzelnen Blöcke werden nach und nach evakuiert, zusätzlich gibt es im Sicherheitsbereich Lautsprecherdurchsagen“, so für Neu-Ulm zuständige Polizeipräsidium Schwaben Süd/West am Vormittag per Twitter.

Auch Neu-Ulms Oberbürgermeister Gerold Noerenberg , der sich auch aus einem Helikopter heraus einen Überblick über die Lage machen konnte, war mit dem Verlauf der Evakuierung zufrieden: „Es läuft hervorragend und es ist beeindruckt, wie das ganze Räderwerk ineinandergreift. Es gibt bisher keine besonderen Vorkommnisse“, sagte er gegen 11 Uhr. Er schaute in einer Sammelunterkunft in der Weststadt vorbei und war verwundert, dass nur wenige der 250 Gestrandeten ein Buch bei sich hatten.

12.600 Menschen haben nach Angaben der Stadtverwaltung ihre Wohnungen und Häuser verlassen müssen. 600 Helferinnen und Helfer von Polizei, Rotem Kreuz und Feuerwehr sind von Haus zu Haus gegangen und forderten die Bewohner auf, ihre vier Wände zu verlassen.

Das betroffene Gebiet in der Innenstadt rund um den Bahnhof wurde nach und nach zur Geisterstadt. Beamte kontrollieren, dass niemand mehr vergessen wurde. Die meisten Betroffenen hatten Unterschlupf bei Freunden und Verwandten gefunden, viele waren bereits vorher weggefahren. Wer dazu keine Gelegenheit hatte, musste sich am Sonntagmorgen noch ein Plätzchen für die nächsten Stunden suchen. Das Donaubad war gut besucht, genauso wie die Kinos in Ulm und Neu-Ulm. Die Stadt hatte zudem zwei Notunterkünfte eingerichtet. In der Turnhalle einer Schule wurden Bierzeltgarnituren aufgestellt. Innerhalb des abgesperrten Sicherheitsbereichs „darf sich niemand befinden“, sagte Polizeivizepräsident Guido Limmer.

Lesen, spielen, rätseln, essen

Kinder vertrieben sich dort die Zeit mit Fußballspielen, andere machten Brettspiele, lasen Zeitungen, hatten Rätselhefte dabei, ein Student brütete über einer Semesterarbeit. Die Sanitätsdienste kümmerten sich unterdessen um warme Getränke und Essen. Mehr als 1000 Mahlzeiten wurden ausgegeben.

In der Nacht zum Sonntag hatte es in Neu-Ulm leicht geschneit. Bis auf vereinzelte Unfälle wegen Eisglätte – auch in der Sicherheitszone – hatte dies jedoch keine Auswirkungen auf den Zeitplan der Evakuierung sowie die anschließende Entschärfung. Dies hatte am Morgen auch schon die Pressesprecherin der Stadt Neu-Ulm so vermutet.

Von der Sperrzone betroffen war auch der Verkehr. Busse wurden umgeleitet. Der Bahnhof wurde nicht mehr angefahren, Züge wurden nach Ulm umgeleitet. Seit 8 Uhr waren die Straßen wie leergefegt. Helfer hatten die restlichen Innenstadtbewohner „freundlich überredet“ ihre Haushalte zu verlassen, so Limmer. Oberbürgermeister Gerold Noerenberg hatte bei der Pressekonferenz am Freitag davor gewarnt, die Gefahr nicht auf die leichte Schulter zu nehmen: „Es sollte keiner auf die Idee kommen, es besser wissen zu wollen.“ Jedoch blieb die Lage vor Ort ruhig und friedlich – auch in den Sammelnotunterkünften.

DRK organisierte Fahrdienste

Denn für alle, die während der Evakuierung keine Möglichkeit hatten, anderswo unterzukommen, stellte die Stadt die Turnhalle der Weststadtschule in der Schießhausallee zur Verfügung, auch die Mensa der Hochschule Neu-Ulm hatte geöffnet. Wer seine Wohnung nicht selbst verlassen konnte, für den stellte das Rote Kreuz einen Hol- und Bringdienst bereit. Stunde für Stunde leerten sich aber die Busse und damit auch die Sperrzone.

Die Donauklinik lag außerhalb der Evakuierungszone. Sämtliche Hotels, Gaststätten und Geschäfte, die am Sonntag geöffnet hatten, mussten aber für die Dauer des Einsatzes geschlossen bleiben.

Doch wie lange der Einsatz tatsächlich andauern würde, konnte im Voraus niemand genau sagen. Auch nicht Thomas Nägele, Leiter der Abteilung Sicherheit und Ordnung der Stadt Neu-Ulm. Für die Evakuierung hatte er fünfeinhalb Stunden geschätzt, was auch ungefähr eingehalten werden konnte.

Die Bombe wurde am Donnerstagnachmittag auf der Baustelle des Südstadtbogens unweit der Glacis-Galerie und in der Nähe vom Neu-Ulmer Bahnhof entdeckt. Es ist schon die zweite böse Überraschung dieser Art innerhalb von zwei Wochen. Doch der Anfang März entdeckte Sprengkörper war wesentlich kleiner und wog nur 75 Kilo, deshalb fielen die Sicherheitsmaßnahmen für die Entschärfung damals bei Weitem nicht so streng aus wie diesmal.

Bei dem jetzt entdeckten und entschärften Blindgänger handelt es sich um eine sogenannte Zehn-Zentner-Bombe mit zwei Zündern und deutlich höherer Sprengkraft. Sie wurde seit Donnerstag auf der Baustelle rund um die Uhr bewacht. Die könne man bis zur Entschärfung „ruhigen Gewissens liegen lassen“, sagte Sven Hornfischer, Sprecher des Polizeipräsidiums in Kempten.