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In einer psychischen Krise? Uniklinik sucht Betroffene für vertrauliche Studie

Ulm / Lesedauer: 3 min

Oft gibt es zu wenig Ärzte. Nun wird ein neuer Ansatz untersucht.
Veröffentlicht:23.06.2020, 14:50

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Es gehe um eine „Begleitung auf Augenhöhe“, heißt es in der Mitteilung der Ulmer Uniklinik. Sie sucht Studienteilnehmer für ein internationales Forschungsprojekt. Untersucht werden soll, wie eine bessere Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen durch „Peer-Begleitung“ gelingen kann.

„Upsides“ heißt das neue Forschungsprojekt, im Zuge dessen die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II des Universitätsklinikums Ulm in Günzburg nun Teilnehmer aus dem Raum Ulm/Neu-Ulm, Günzburg und Augsburg suchen. Konkret melden können sich „Menschen, die sich aktuell in einer psychischen Krise befinden, aber auch Personen, die schon seit mehreren Jahren von einer psychischen Erkrankung betroffen sind und jemanden zum Austausch auf Augenhöhe suchen“. Kontakt: siehe Info-Hinweis.

Das steckt hinter der Studie

Bei dem Weg aus einer Krise könnten oft diejenigen am besten helfen, die den Weg selbst schon einmal gegangen sind. Diesem Prinzip folgt das Forschungsprojekt Upsides. „Das Projekt basiert auf der Idee, dass Menschen, die selbst von psychischen Erkrankungen betroffen waren, aufgrund ihrer Erfahrungen genau wissen, wie es anderen Betroffenen gerade geht und wobei sie Hilfe brauchen könnten“, erklärt Projektkoordinator Prof. Dr. Bernd Puschner, Leiter der Sektion Prozess-Ergebnis-Forschung an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II des Universitätsklinikums Ulm am Bezirkskrankenhaus Günzburg .

So läuft die Studie ab

Menschen mit einer psychischen Erkrankung bekommen im Rahmen der Studie Unterstützung von einer Person, die selbst Erfahrung mit psychischen Erkrankungen hat und gestärkt daraus hervorgegangen ist. Diese sogenannten „Peer-Begleiter“ sollen Betroffene auf ihrem Genesungsweg unterstürten, etwa durch Gespräche oder Ratschläge im Umgang mit der Erkrankung. Aber auch Hilfestellung bei der Tagesplanung oder Begleitung zu Arztterminen können dazu gehören.

Ein Betroffener spricht

David Meinecke hat das Training zum Upsides-Peer-Begleiter in Günzburg bereits absolviert: „Die Ausbildung war anstrengend, aber sie hat mir viel gebracht. Wir haben in der Gruppe viel gesprochen und reflektiert, das hat mir geholfen“, so Meinecke. „Als Peer-Begleiter kann ich gut nachvollziehen, was in dem anderen vorgeht. Man versteht sich gegenseitig besser, ist auf Augenhöhe. Die Peer-Begleitung füllt da einfach eine Lücke.“

Über das Upsides-Programm

Upsides ist ein internationales Verbundprojekt, das in sechs Ländern auf drei Kontinenten durchgeführt wird. Ziel ist es, das Modell der Peer-Begleitung sowohl in Industrieländern aber auch in Ländern mit mittleren und geringen Einkommen zu etablieren. Denn weltweit erhalten viele Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen aufgrund von Fachkräftemangel und schlechten Versorgungsstrukturen keine oder keine ausreichende Behandlung. Koordiniert wird dieses internationale Projekt von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II des Universitätsklinikums Ulm in Günzburg. Das Projekt ist über fünf Jahre angelegt und wird gemeinsam von der Europäischen Union (EU) und der Global Alliance of Chronic Diseases (GACD) gefördert. Durchgeführt wird es an sechs verschiedenen Studienstandorten weltweit, neben den beiden deutschen Standorten Ulm und Hamburg auch in Indien, Tansania, Uganda und Israel.