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Ernstfall

Im Ernstfall gibt es keine zweite Chance

Ulm / Lesedauer: 2 min

Die Höhenretter der Feuerwehr Ulm proben die Bergung eines Schwerverletzten aus luftiger Höhe
Veröffentlicht:15.06.2016, 19:12

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Eine breite, blutende Wunde klafft im Bein von Holger Dittrich . Er hängt nach einem Absturz mit seinem Gleitschirm in 18 Metern Höhe in einem Gerüstturm. Ein Stahlrohr hat sich durch seinen Oberschenkel gebohrt. Ein Fall für die Höhenretter, die mit ihrer Spezialausrüstung anrückten. Was dramatisch aussieht, ist nur aber nur eine Übung der Kletterprofis von der Feuerwehr Ulm. Weil es im Ernstfall keine zweite Chance gibt, muss von Anfang an jeder Handgriff sitzen, ist das Motto des Manövers.

Eine passende Gelegenheit, um ein realistisches Ereignis zu üben, bot sich dazu am Rande einer Großbaustelle im Ulmer Dichterviertel. Für den technischen Einsatzleiter, Tim Schnell, steht fest, dass der Einsatz einer Drehleiter die beste Lösung ist, den Verletzten möglichst rasch und schonend zu bergen: „Im Ernstfall würde jede Minute zählen.“ Doch wollen die Höhenretter der Feuerwehr Ulm das Abseilen proben. Zusammen mit fünf Kletterern der Spezialtruppe steigt deshalb Notfallmediziner Florant Josse im Gestänge des Gerüstes nach oben.

Der ungewöhnliche Einsatzort in schwindelnder Höhe ist für den Arzt jedoch kein Hindernis, wie er sagt: „Man muss schon eine Vorliebe für Abenteuer und Gefahr haben, wenn man diesen Beruf ausübt.“ Mit der Bundeswehr war Josse bereits in den Kriegsgebieten von Afghanistan und Mali im Einsatz.

Arzt lässt sich nicht abschrecken

So lässt sich der junge Arzt auch nicht von der täuschend echten Schminke des Opfers abschrecken, die Beatrice Kuknat mit Knete und Theaterblut angebracht hat. Vielmehr konzentrieren sich die Helfer darauf, wie sie im Ernstfall das Leben des Verunglückten retten könnten. Schließlich sei die Lage „lebensbedrohlich“, so Josse. Mit einem Seitenschneider befreien sie das Opfer aus seiner Lage, bevor es abgeseilt und in den bereitgestellten Rettungswagen gebracht wird. Hier erhebt sich der Opferschauspiele am Ende der Übung sichtlich erleichtert. Fast zwei Stunden musste er im Gerüstturm aushalten. Dabei seien ihm in der unbequemen Haltung die Beine eingeschlafen, sagt er.