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Genau so soll es sein: Faber rockt das Roxy

Ulm / Lesedauer: 3 min

Schweizer Singer-Songwriter reißt Fans mit – Vom italienischen Chanson bis zu Balkanpop ist alles mit dabei
Veröffentlicht:17.02.2018, 19:28

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Der derzeit angesagteste musikalische Export der Schweiz heißt Faber und er füllt seit einigen Monaten auch die deutschen Clubs. Am Freitag ist der Singer-Songwriter mit seiner Band im Ulmer Roxy zu Gast gewesen und spielte dort vor ausverkauftem Haus. Begleitet wurden sie von der Vorband Steiner und Madlaina. Die beiden Sängerinnen haben Faber bereits auf früheren Touren begleitet und sorgten auch in Ulm für die passende Einstimmung auf Faber. Übrigens: Madlaina ist die Schwester des 24-jährigen Schweizers.

Nach einer kurzen Pause startete Faber mit seiner Band, dem Goran Koc y Vocalist Orkestar.Im Roxy muss der Schweizer erst einmal gar nicht viel tun, damit die Fans durchdrehen; wenn auch zunächst eher innerlich, überall große Augen, große Ohren. Der Wuschelkopf steht mit Begleitband auf der mit übergroßen Schneewittchen-Standspiegeln dekorierten Bühne und singt wie schmieriger alter Bock „Zieh dich aus, du kleine Maus“. Dieser junge Pop-Expressionist erzählt mit Greisenstimme vom Vollsein in der leeren Tram, von Hafenhuren in Bratislava, von den verflossenen Lieben und vom allzu einfachen Leben in der linksalternativen Bürgerlichkeit. Der Bursche ist gut, aber es gibt schon einen Grund, warum Tom Waits kein 24-jähriger Zürcher ist.

Das darf man bei dem ganzen Hype um diesen Faber nicht vergessen: Für ihn ist das erst der Anfang. Auf der Bühne ist er fast schüchtern, auch wenn er sich ziemlich deutlich über die „DDR-mäßigen“ Absperrungen beschwert, die ihn von seinen Fans trennen. Ein richtiger Performer ist er nur dann, wenn die Musik läuft. Und es klingt jetzt auch nicht unbedingt brandneu und makellos, wie Faber und seine Mitmusiker Balkan-Pop, Cumbia, Akustik-Folk, Chanson, Dschungelbuch und Humpa-Humpa-Ska zusammenschrabbeln. Aber bei Letzterem natürlich: Pogo-Schub auf der Tanzfläche.

Faber heißt mit bürgerlichem Namen Julian Pollina, sein Vater Pippo Pollina ist ebenfalls Musiker, allerdings singt er auf Italienisch. Fabers Band ist unkonventionell. Schlagzeuger Tillmann spielt gleichzeitig Posaune und auch die restlichen Musiker der Band, Goran, Janos und Max, sind ähnlich flexibel, improvisieren und versprühen mitreißende Energie. Im Sommer 2017 erschien Fabers Debütalbum „Sei ein Faber im Wind“. Dabei lässt sich Fabers Bandbreite nur schwer einem Genre zuordnen. Vom italienischen Chanson bis zum Balkanpop ist alles mit dabei und so sind auch seine Livekonzerte vielseitig.

Liebe, Sex und Alkohol

Neben bekannten Songs von seinem Album spielte er am Freitag auch einige neue Stücke. Fabers Texte handeln von Liebe, Sex und Alkohol. Dabei sind sie manchmal ein wenig plump, manchmal tiefgründig und gesellschaftskritisch. So rechnet er mit den finanzstarken, offenbar gleichgültigen Zürichern ab – „In Paris brennen Autos und in Zürich mein Kamin“; im nächsten Lied geht es um die hoffnungslose Liebe zu einer Prostituierten, die er „Tausendfrankenlang“ geliebt hat. Faber deckt thematisch so ziemlich alles ab – Hauptsache Emotionen, Leid und Melancholie! Und genau diese Emotionen, die Faber und seine Band ganz besonders live auf der Bühne zeigen und die das Publikum mitreißen, waren am Freitag im Roxy zu spüren. Und wie singt Faber so schön: „Genau so soll es sein!“