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Dealer-Trio packt aus: Deshalb schmuggelten sie Drogen nach Erbach

Ulm / Lesedauer: 4 min

Die drei Männer gestehen, Drogen nach Erbach gebracht zu haben – und äußern unterschiedliche Beweggründe
Veröffentlicht:18.02.2019, 17:11

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Lange schien es, als ob sich der seit drei Monaten andauernde Prozess gegen das angeklagte Dealer-Trio aus Erbach im Kreis dreht – am Montag dann legten die drei zwischen 35 und 37 Jahre alten Männer nach etlichen Verhandlungstagen jeweils ein Teilgeständnis ab. Ihnen wird zur Last gelegt, mehrere Kurierfahrten ins Ausland gemacht zu haben, um kiloweise Marihuana zu kaufen und zurück nach Erbach zu schmuggeln (wir berichteten).

Unter anderem soll es etwa Ende November 2017 allein in einer Fahrt um rund 30 Kilogramm gegangen sein, so die Anklage der Staatsanwaltschaft . Zwei Fälle räumten die Angeklagten ein – ihre Biografien erzählen drei unterschiedliche Motivationen, sich in das illegale Geschäft zu begeben.

Lange Suchtkarriere

Angefangen beim mutmaßlichen Organisator der Fahrten, der auf eine lange Suchtkarriere zurückblickt und sich durch den Verdienst aus den Schmuggelfahrten eine regelmäßige Einkommensquelle aufgebaut hatte. Schon bevor er mit 17 Jahren nach Deutschland kam, habe er Kontakt mit Drogen gehabt, selbst „ein bis zwei Mal im Monat gekifft“. Später, während des Feierns in Erbach und der Region, seien, so trug es seine Verteidigerin Ricarda Lang in der verlesenen Erklärung vor, Ecstasy und Kokain, später auch Heroin hinzugekommen.

Angeklagter ist drogenabhängig

Zwar habe er nach einer erfolgreichen Therapie fünf Jahre drogenfrei gelebt, sei ab 2011 aber wieder in alte Muster verfallen. Ein Cocktail aus je ein bis zwei Gramm Kokain und Heroin pro Tag plus diverse Schmerzmittel habe dazu geführt, dass ihn seine Frau vor die Tür setzte. Sie habe es nicht ertragen können, wenn er „total breit auf dem Sofa liegt“ und die beiden Töchter alles mitansehen mussten.

„Im Jahr vor der Verhaftung herrschte bei ihm Ausnahmezustand. Er konnte sich nicht mehr erinnern, was er überhaupt gemacht hat“, erklärte Lang. Mehrere Versuche zu entziehen scheiterten oder verschafften ihm nur kurze nüchterne Phasen. „Das sitzt im Gehirn, das geht nicht raus“, begründete der Angeklagte gegenüber Richter Wolfgang Fischer. Während der Angeklagte in den vergangenen Verhandlungstagen lachte, immer wieder ins Publikum schaute, wirkte er am Montag apathisch, stützte über weite Strecken der Verhandlung seinen Kopf in die Hände.

Finanzielle Schwierigkeiten

Noch mehr mitgenommen erschien der zweite Angeklagte auf der Anklagebank. Er saß an jenem Tag – als das Trio aufflog und mit rund 20 Kilogramm verstecktem Gras aus Tschechien einreiste – am Steuer des Schmuggelautos. Als er selbst mit leiser und kratziger Stimme seinen Lebenslauf schilderte, brach er mehrfach in Tränen aus, nahm seine Brille ab und schüttelte den Kopf. Sein Vater habe eine starke Autorität und viel Wert auf Ausbildung gelegt, denn die Familie, so beschrieb der Angeklagte es in seiner Erklärung, sei „nicht reich“ gewesen. Sowohl im Finanzwesen als auch in BWL habe der Angeklagte deshalb einen Universitätsabschluss.

Weil ihm seine Abschlüsse in seiner Heimat aber nicht den erhofften Verdienst bescherten, zog er mit seiner Frau in die Türkei und machte sich als Touristenführer für russische Gäste verdient. Das angesparte Geld investierte er Zuhause in ein Stück Land, auf dem er ein kleines Mandel-Feld bestellte. Doch der Verkauf der Erträge sicherte nicht die Existenz, so dass er saisonweise weiterhin in der Türkei und auf Kreta Touristen durch das Land führte. Seine zweite mittlerweile zweijährige Tochter hab er nur ein Jahr lang gesehen, sein vier Monate altes Baby noch gar nicht. Wie es zum verhängnisvollen Engagement als Kurierfahrer kam, wurde in seinen Schilderungen nicht thematisiert. Er selbst, ließ er über seinen Verteidiger ausrichten, habe „keine genaue Kenntnis über die Hintergründe der Fahrten“.

Dieselbe Aussage machte auch der dritte Angeklagte. Er sei „nur Kurier“ gewesen. Auch er habe ein abgeschlossenes Studium und sei 2007 ins Restaurant seiner Eltern eingestiegen, habe dort als Manager und auch Einkäufer gearbeitet. Seine Frau lebe mit den beiden Kindern in der Heimat – er sitzt wie die beiden anderen Angeklagten seit März 2018 in Untersuchungshaft und gesteht, in zwei Fällen involviert gewesen zu sein.