StartseiteRegionalRegion Ulm/Alb-DonauUlmCorona-Effekt: Deutlich weniger Unfälle in der Region

Unfall

Corona-Effekt: Deutlich weniger Unfälle in der Region

Ulm / Lesedauer: 5 min

Besonders erfreulich ist laut neuer Polizeistatistik die niedrige Zahl der Verunglückten. Allerdings steigt die Zahl der Raser.
Veröffentlicht:17.02.2021, 13:05

Artikel teilen:

Corona hat deutliche Spuren in der Unfallstatistik 2020 für die Region Ulm/ Biberach hinterlassen. Offenbar waren wegen der Pandemie und diversen Lockdowns weniger Menschen unterwegs.

Die Folge: Die Zahl der Verkehrsunfälle im Bereich des Polizeipräsidiums Ulm – also in den Landkreisen Alb-Donau, Biberach, Göppingen, Heidenheim und in der Stadt Ulm – ist 2020 gegenüber dem Vorjahr um 17 Prozent gesunken.

Niedrigster Wert seit zehn Jahren

Wie die Ulmer Polizei am Mittwoch mitteilte, ließen sich die Zahlen wegen der Pandemie zwar nur „begrenzt“ vergleichen. Allerdings sind es erfreuliche Zahlen. 2019 krachte im Ulmer Präsidiumsbereich insgesamt noch rund 24 000 Mal – für das vergangene Jahr zählte die Polizei nur noch 20 000 Unfälle.

Das sei der niedrigste Stand innerhalb der vergangenen zehn Jahre und entspreche in etwa dem landesweiten Rückgang (Minus 18 Prozent).

Unfallentwicklung nach Monaten der letzten fünf Jahre im Bereich des Polizeipräsidiums Ulm: Zahlen 2020 liegen fast konstant deutlich unter den Vorjahren.

Am deutlichsten war der Rückgang in der Stadt Ulm. Die Zahl der Unfälle sank um 23 Prozent von 4984 auf 3868 in 2020. Aber auch im Kreis Biberach (von 4039 auf 3434, minus 15 Prozent) und im Alb-Donau-Kreis (3674 auf 3181, minus 14 Prozent) ist der Rückgang erheblich. Ebenso im Kreis Heidenheim (minus 16 Prozent ) und im Kreis Göppingen (minus 13 Prozent).

Laut Polizeipräsident Bernhard Weber und Polizeidirektor Karl-Heinz Reiter sind die Rückgänge auf die Corona-Beschränkungen – samt Lockdowns – und das damit verbundene reduzierte Verkehrsaufkommen zurückzuführen.

Weniger Verkehrstote

Erfreulich ebenso: Auch die Zahl der Unfälle, bei denen Menschen verletzt oder getötet wurden, ging deutlich zurück. Sie sank um zehn Prozent auf 2624 Unfälle (minus 276). Insgesamt wurden 2020 28 Menschen bei Unfällen getötet, das sind 13 (31 Prozent) weniger als 2019.

Allein der Pandemie seien die niedrigen Zahlen jedoch nicht geschuldet, so die Polizei. Auch die polizeilichen Maßnahmen würden Früchte tragen. „Das Polizeipräsidium hatte sich auf die Bekämpfung schwerer Unfälle konzentriert. Das Ergebnis lässt, bei allen Unsicherheiten angesichts der Pandemie, annehmen, dass wir mit unseren Maßnahmen richtigliegen“, so Karl-Heinz Reiter .

Einzelne Bereiche im Blick

Nach wie vor sei zu schnelles Fahren die Hauptursache von schweren Unfällen. Deshalb kontrolliere die Polizei ständig Geschwindigkeiten. 2020 seien 79 633 Verstöße registriert worden. Das seien zwar fünf Prozent weniger als im Vorjahr, jedoch habe sich die Zahl der gravierenden Verstöße deutlich erhöht – und das trotz Pandemie. Die Zahl der Fahrer, die mehr als 40 Stundenkilometer zu schnell fuhren, stieg um 890 auf 2438 (plus 57 Prozent), die Zahl der aufgrund von Geschwindigkeitsüberschreitungen drohenden Fahrverbote sogar um 1077 auf 2794 (plus 63 Prozent).

In zehn Prozent der Unfälle sei die Ursache auf die Geschwindigkeit zurückzuführen. Das klinge zunächst wenig, so die Polizei. Doch stecke dahinter immer auch Eile . Und die bilde sich auch in anderen Unfallursachen wie Missachten der Vorfahrt (18 Prozent), Fehler beim Abbiegen (fünf Prozent) und falsches Überholen (vier Prozent) ab. Zusammengenommen mache damit Eile die Ursache von mehr als einem Drittel der Unfälle aus.

Erfreulich: Die Zahl der Schulweg-Unfälle habe sich fast halbiert (22 Unfälle, minus 45 Prozent). Polizeipräsident Weber: „Die Sicherheit der Kinder liegt uns in besonderem Maß am Herzen. Gerade sie sind auf den Schutz durch Eltern und Dritte, auch durch die Polizei, angewiesen.“

Die Ulmer Polizei hat die Statistik für 2020 vorgestellt.

Zwar stellte die Polizei 2020 weniger Handyverstöße fest (miuns vier Prozent), dennoch sei ihre Zahl mit 6582 immer noch auf einem sehr hohen Niveau und auf dem zweithöchsten Stand der letzten fünf Jahre. Wer beim Fahren das Handy nutzt, sei zu sehr abgelenkt. Selbst bei einem Blick von wenigen Sekunden auf das Handy ergäben sich lange Strecken, die im Blindflug gefahren würden.

Weiterer Schwerpunkt: Alkohol- und Drogenkontrollen . 2020 registrierte die Statistik 358 Unfälle (minus zwölf Prozent), die auf Alkoholeinfluss zurückzuführen gewesen seien und 54 Unfälle (minus 18 Prozent) durch Fahrer im Drogenrausch.

Die Zahl der jungen Fahrer , die an Unfällen beteiligt sind, geht seit Jahren stetig zurück. Auch 2020 sank ihre Zahl als Verursacher von Unfällen, analog der Gesamtzahl der Unfälle, um 18 Prozent (1011 Unfälle).

Ein weiterer Trend lasse sich eindeutig aus der Statistik herauslesen: Die Menschen seien zu Zeiten der Pandemie verstärkt als Fußgänger und Radfahrer unterwegs gewesen. Die Zahl der Unfälle mit Fußgängern sei lediglich um fünf Prozent auf 236 Unfälle zurückgegangen. Die Zahl der Unfälle mit Radfahrern blieb mit 617 (minus drei) fast unverändert. Dagegen schnellte die Zahl der Unfälle unter Beteiligung von Pedelec-Fahrern auf das Eineinhalbfache: von 165 auf 239 Unfälle. Zwei Drittel dieser Unfälle verursachten die Pedelec-Fahrer selbst, bei der Hälfte der Unfälle waren sie allein beteiligt. Diese Entwicklung bereite der Polizei Sorgen.

Ebenfalls in der Statistik angekommen seien die Elektrokleinstfahrzeuge (eKF): die E-Roller , Segways und ähnliche Fahrzeuge. 17 Unfälle mit diesen Fahrzeugen registrierte die Polizei 2020, von denen 16 (94 Prozent) zu Verletzungen führten. 14 Personen erlitten leichte, vier schwere Verletzungen. Zum Glück verlor niemand sein Leben. Auffällig ist, dass 15 der Unfälle von den Nutzern selbst verursacht wurden (88 Prozent). Die Statistik zeige auch, dass nicht nur junge Menschen betroffen seien.

Die Einschränkungen im Reiseverkehr machten sich auch auf den Autobahnen bemerkbar. Auf den Abschnitten der A7 und der A8, für die das Präsidium Ulm zuständig ist, sank die Zahl der Verkehrsunfälle um ein Drittel auf 1145 Unfälle (minus 33 Prozent).

Das Resümee von Polizeipräsident Bernhard Weber: „Die Pandemie ist in der Unfallstatistik angekommen.“ Die Polizei sei sich im Klaren, dass sich die letztjährigen Unfallzahlen „nur begrenzt“ mit den Zahlen aus den Vorjahren vergleichen ließen. Gleichwohl sei zu erkennen, dass die Polizei mit den anderen Behörden und Einrichtungen weiter daran arbeiten müsse, die Gefahren im Straßenverkehr zu reduzieren. „Wir werden deshalb unsere Kontrollen und unsere Präventionsmaßnahmen intensiv fortsetzen“, bekräftigt Weber.