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Bioabfall

Biotonne kommt – Müllgebühren steigen

Ulm / Lesedauer: 3 min

Müllgebühren steigen - Einführung spätestens 2023
Veröffentlicht:16.07.2018, 17:36

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Auch im Alb-Donau-Kreis werden spätestens ab dem Jahr 2023 flächendeckend Bioabfälle getrennt von den anderen Abfällen gesammelt: Das hat der Kreistag am Montag bei sechs Enthaltungen ohne Gegenstimme beschlossen. Damit setzt der Landkreis Bundes-, künftiges EU-Recht und eine Weisung des Umweltministeriums Baden-Württemberg um. Bisher hatte es nur in einzelnen Kommunen des Alb-Donau-Kreises, beispielsweise in Ehingen, die getrennte Sammlung gegeben.

Nach Angaben des Kreises würde bei einer mittleren Steigerung der im Kreis sehr unterschiedlichen Abfallgebühren um 49,2 Prozent die durchschnittliche Müllgebühr für einen Vier-Personen-Haushalt mit 160 Euro pro Jahr nicht wesentlich über der durchschnittlichen Abfallgebühr im Land Baden-Württemberg mit 150 Euro pro Jahr liegen.

„Im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen wird auch eine Eigenkompostierung durch die Privathaushalte weiter ihren Platz haben“, betonte ein Kreissprecher.

Der vorletzte Kreis in Baden-Württemberg

Der Alb-Donau-Kreis war der vorletzte Kreis in Baden-Württemberg, in dem ein Beschluss zur Getrenntsammlung von Bioabfällen noch ausstand. Nur der Landkreis Sigmaringen wehrt sich weiterhin gegen die Biotonne.

Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) kritisiert seit Jahren Landkreise ohne Biotonne. Es sei „Verschwendung erster Güte“, wenn beispielsweise der Kreis Karlsruhe nachweislich gut 62 Kilogramm Bioabfälle pro Einwohner mit dem Restmüll in Mannheim verbrennen lasse, hatte Untersteller im Juli 2017 bei der Vorstellung der Abfallbilanz 2016 moniert.

Entsprechend positiv reagierte der Minister am Montag auf die Nachricht aus Ulm: „Ich freue mich, dass auch der Alb-Donau-Kreis jetzt zu den Kreisen gehören will, die die Bioabfälle getrennt erfassen, um sie effizient energetisch und zur Kompostierung nutzen zu können“, kommentierte Untersteller die Entscheidung des Kreistags im Alb-Donau-Kreis. „Es ist eine Entscheidung der Vernunft im Sinne einer besseren Kreislaufwirtschaft.“

Keine Änderungen zuletzt beschlossen

Vorausgegangen waren eine Reihe von Gesprächen, zuletzt vor einer Woche zwischen dem Umweltminister und Landrat Heiner Scheffold.

Denn der Kreistag hatte zuletzt im Dezember 2015 beschlossen, keine Änderung der bestehenden Abfallwirtschaftssatzung in Richtung einer Getrenntsammlung von Bioabfällen vorzunehmen. „Gründe dafür waren vor allem die sehr unterschiedlichen örtlichen Bedingungen in 55 Städten und Gemeinden sowie die teilweise sehr ländlichen Struktur des Landkreises und die damit verbundene Problematik der wirtschaftlichen Zumutbarkeit einer getrennten Erfassung von Bioabfällen“, blickt Bernd Weltin, Sprecher des Kreises, zurück.

Andere Argumente

Doch die Landesregierung setzte auf andere Argumente. Der bei der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW) zuständige Experte für Bioabfall, Carsten Schäfer, weiß: „Eigenkompostierung ist nur da sinnvoll, wenn die Flächen für den erzeugten Kompost auch vorhanden sind.“ Pro im Haushalt lebende Person rechne man 100 bis 150 Quadratmeter Fläche; andernfalls drohe Überdüngung. Außerdem können sich Landkreise nach Worten Schäfers nur dort um die Biotonnen drücken, wenn die Verwertung des Bioabfalls technisch nicht möglich oder die Einführung der Tonne wirtschaftlich nicht zumutbar ist. „Die ökologische Sinnhaftigkeit wird von niemandem bestritten“, betont er.

Zudem ließ Umweltminister Untersteller durchblicken, dass er notfalls – wie in Karlsruhe – die Biotonne anordnen würde.

Wolfgang Mangold (Freie Wähler) und Jens Kaiser (CDU) im Kreistag signalisierten im Kreistag zähneknirschende Zustimmung, Robert Jungwirth von den Grünen stellte heraus, dass die Biotonne im Sinne nachhaltiger Energiegewinnung sinnvoll sei.

Zeitplan über vier Jahre

Die konzeptionelle Umsetzung, auch mit der Wahl des geeigneten Sammelsystems, erfolgt ab 2019. Die Einführung erfolgt spätestens ab dem 1. Januar 2023.