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Hauptturm

Überraschung: Unbekannte Symbole am Ulmer Münster entdeckt

Ulm / Lesedauer: 3 min

Beim Heraustrennen maroder Steine des Ulmer Münsters erlebte der Hüttenmeister so manche Überraschung, die jetzt bemerkenswerte Rückschlüsse zulassen könnten.
Veröffentlicht:10.12.2018, 20:14

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Der Austausch nicht mehr erhaltbaren Steinmaterials am Hauptturm des Ulmer Münsters ist nahezu beendet, verriet Hüttenmeister Andreas Böhm beim Tag der offenen Münsterbauhütte. Beim Heraustrennen nicht mehr tragfähiger Steine gab es manche Überraschung: Historische Steinmetzzeichen und bislang unbekannte Symbole wurden beim Ausbau von mittelalterlichen Werkstücken entdeckt.

Deren Bedeutung soll in naher Zukunft erforscht werden, lassen sie doch Rückschlüsse über die Zusammenarbeit und die Wanderwege von Steinmetzen im Mittelalter zu. Über die Schwierigkeit, im 21. Jahrhundert Steinmaterial zu bekommen, das dem beim Münsterbau verwendeten ähnlich ist, sprach Hüttenmeister Böhm.

Im Wald zwischen Waldenbuch und Dettenhausen – unweit des Stuttgarter Flughafens – wird mit Steinsägen in einem Steinbruch ferritisch gebundener Sandstein hoher Qualität abgebaut, der dem einst beim Münsterbau verwendeten und nicht mehr erhältlichen Schlaitdorfer Sandstein sehr ähnlich ist. Etwa 206 bis 215 Millionen Jahre alt ist das drei bis fünf Meter dicke Band dieses Keuper-Sandsteins.

Himalaja ähnliches Gebirge

Böhm berichtet, dass der Sandstein ein Überrest eines wohl in der Höhe dem Himalaja ähnlichen Gebirges ist. Die gelbliche Farbe dieses hochwertigen Sandsteins gibt dem Münster beim notwendigen Austausch von etwa 2500 Steinen zunehmend wieder einen Hauch seiner ursprünglichen Farbe, nachdem man im 19. Jahrhundert gern mit Muschelkalk gearbeitet hatte, was dem Münster eine Art Grauschleier aufgedrückt hatte.

Als zweites verwendbares Material steht Lauchheimer Sandstein zur Verfügung, den Böhm aber wesentlich weniger schätzt: Der Stein sei beim Transport und in der Verarbeitung „die Hölle, weil er butterweich ist.“ Sogar mit der Hand sei er zerreibar. „Wenn man ihn schief anschaut, bröseln schon die Ecken weg.“ Ist der Stein erst an Ort und Stelle, stören diese Eigenschaften wenig.

Für wie viel Arbeit das Münster zunehmend sorgt, zeigt die Entwicklung der Mitarbeiterzahl in der Bauhütte: Noch vor zwölf Jahren hatte die Bauhütte neun Mitarbeiter; ab Januar werden es – ohne Münsterbaumeister Michael Hilbert – 21 sein.

In den Wintern entstehen in der Bauhütte jährlich zwischen 250 und 300 Werkstücke, die jeweils ab Frühjahr, wenn es frostfrei ist, bis Anfang November eingebaut werden müssen.

500 Kubikmeter Sandstein

Insgesamt 500 Kubikmeter Sandstein hat sich das Münster für die aktuellen Sanierungsarbeiten reservieren lassen: 350 Kubikmeter verbraucht die Sanierung des Hauptturms, weitere hundert Kubikmeter etwa werden für die kommende Sanierung des nördlichen Chorturms und der Strebepfeiler benötigt, die im Anschluss an die Arbeiten am Haupturm (dafür ist das Jahr 2025 avisiert) vorbereitet wird. Dass viel zu tun sein wird, deutet Böhm an: „Da brauchen wir eine ziemliche Menge Stein.“ Der Nordturm, das sei „die Zukunft“ der Münsterbauhütte bis zu seiner, Böhms, Rente. „Und ich bin jetzt 44.“

Chot Decke - kaputte Chordecke Ulmer Münster - Bessererkapelle - Chorraum

Ein neuer Flyer erklärt, wie man mit einer – auch verschenkbaren – Patenschaft zur Erhaltung und Sanierung des derzeit gesperrten Chorraums des Gotteshauses beitragen kann. Er ist im Münster und am Stand des Münsters auf dem Weihnachtsmarkt erhältlich.

Zudem sind am Stand der Münsterbauhütte auf dem Weihnachtsmarkt und im Münstershop derzeit handsignierte Drucke eines Kunstwerkes „Ulmer Münster im Weiß“ der Künstlerin Anneliese Hermès“ zu erwerben. Der Reinerlös aus dem Verkauf kommt dem Bauerhalt des Münsters zugute.