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Brandstiftung

Schelklingen ist verunsichert: Jugendliche aus Konradihaus begehen Einbrüche und Brandstiftung

Schelklingen / Lesedauer: 4 min

Polizei ermittelt in Schelklingen – Stadtverwaltung plant runden Tisch mit Polizei und Konradihausleiter
Veröffentlicht:07.11.2018, 17:35

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Mögliche Brandstiftung, Einbrüche und Vandalismus: In jüngster Vergangenheit hatte die Polizei in Schelklingen einiges zu tun. Für die Stadtverwaltung ist das Maß der „dummen Jungenstreiche“ spätestens seit der mutmaßlichen Brandstiftung in der Schlossgasse Ende Oktober überschritten, betont Bürgermeister Ulrich Ruckh. Er plant nun einen runden Tisch gemeinsam mit Vertretern des Konradihauses und der Polizei, um nach Lösungen zu suchen. Viele Schelklinger sind indes verunsichert, das wurde in der Sitzung des Gemeinderates der Stadt klar. Konradihaus-Leiter Roland Zeller wehrt sich dagegen, für jeden Vorfall die Bewohner der Einrichtung verantwortlich zu machen, räumt aber ein, dass es in jüngster Vergangenheit häufiger zu Vorfällen gekommen ist.

90 Jugendliche werden aktuell im Konradihaus in Schelklingen betreut. „Gegen einzelne wird derzeit ermittelt“, sagte Leiter Roland Zeller auf Anfrage. Auch im Falle der Brandstiftung Ende Oktober in der Schlossgasse stehen Jugendliche der Einrichtung im Zentrum der Ermittlungen. Auch geknackte Automaten gehen wohl auf das Konto von Bewohnern. „Wir müssen das Thema aufgreifen, auch wenn nicht in jedem Fall Jugendliche aus dem Konradihaus in Straftaten involviert sind“, machte Bürgermeister Ruckh in der Sitzung des Gemeinderates am Mittwochabend klar. Er plant gemeinsame Gespräche und eventuell auch eine Einladung Roland Zellers in den Rat, der dort Rede und Antwort stehen könnte und sollte. Die Fraktionen des Rates begrüßten Ruckhs Vorstoß einhellig. „Da herrscht teilweise pure Zerstörungswut“, so Jürgen Haas (SPD). Er sei als Schelklinger an die Grenze der Toleranz gekommen. Und auch Paul Glökler (CDU) sagte dem Bürgermeister die volle Unterstützung zu.

Doch nicht alle Schuldigen sind im Konradihaus zu suchen. Das betonte Leiter Roland Zeller am Mittwoch auf Nachfrage. Im Falle einer Einbruchserie sei auch das Konradihaus selbst betroffen gewesen. Eine Überwachungskamera hatte ein Foto vom Täter geschossen, der eindeutig kein Bewohner des Hauses sei. Per E-Mail, telefonisch und auch persönlich wird Zeller derzeit öfter dazu aufgefordert, besser zu erziehen, die Jugendlichen zu sanktionieren oder gar zu bestrafen. „Aber wir sind eine offene Jugendhilfeeinrichtung, die Jugendliche begleitet“, machte er klar. Und er wies dabei nicht nur auf das Wort „offen“, sondern auch auf die Tatsache hin, dass es nicht der Großteil, sondern eben nur eine kleine Minderheit der Bewohner sei, die auffällig werde.

Jugendhilfe könne es nicht leisten, alle voll im Griff zu haben. „Die Jugendlichen werden begleitet und betreut“, sagte Zeller. „Aber das funktioniert nicht bei allen.“ Zeller bedauerte, dass es dann eben diese Jugendlichen seien, die in die Schlagzeilen gerieten und dabei vergessen werde, wie viel Positives im Konradihaus geleistet wird und wie engagiert die meisten seiner Schützlinge sich einbringen und in den verschiedenen Bereichen der Einrichtung mitarbeiten.

Verstehen kann er aber auch die Schelklinger, die auf Schäden sitzen bleiben oder sich in der Stadt zunehmend unsicher fühlen. Doch alleine könne er das Sicherheitsgefühl nicht wieder herstellen. Da müssten auch die Polizei und das Jugendamt mitarbeiten. „Das Amt müsste uns für Intensivtäter einen besseren Betreuungsschlüssel genehmigen“, forderte Zeller. Auch das könnte dann zur Prävention beitragen.

Auch der Leiter der Pressestelle der Polizei, Wolfgang Jürgens , sagte, dass es zu einfach sei, nur auf eine Einrichtung zu zeigen, wenn es um die jüngsten Straftaten in Schelklingen gehe. „Auch die Polizei ist kein Allheilmittel. Das Problem muss gesamtgesellschaftlich angepackt werden“, reagierte Jürgens auf die Aussage von Roland Zeller. Schulen und Vereine sieht Jürgens dabei ebenso mit im Boot, um zu erziehen und Moralvorstellungen zu vermitteln. „Aber was die Polizei leisten kann, das tut sie“, versicherte er. Und wenn der Polizeiposten in Schelklingen nicht besetzt sei, dann würden sich die Kollegen aus Ehingen kümmern und zusätzliche Streifen den Bereich Schelklingen, Blaubeuren und Laichingen mitbetreuen.

„Wenn die Stadt nun wirklich, wie angekündigt, einen runden Tisch einberuft, dann tut sie das auch auf unsere Anregung hin“, machte Jürgens klar. Denn schon länger hätten das seine Kollegen in Schelklingen angeregt.