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Dreilaufergasse

Leid der Donauschwaben tut weh

Ellwangen-Schönenberg / Lesedauer: 2 min

Dragi Bugarcic aus Werschetz las aus „Dreilaufergasse“
Veröffentlicht:30.05.2011, 07:20

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Das Leid der Donauschwaben im ehemaligen Tito-Jugoslawien thematisiert der dokumentarische Roman „Dreilaufergasse“, den der serbische Autor Dragi Bugarcic sowie die Donauschwaben Stefan Teppert, Stefan Barth und Johannes Weißbarth am Sonntag im Rahmen der Vertriebenenwallfahrt im Haus Schönenberg vorstellten. Bugarcic kam 1948 in Werschetz, serbisch Vrsac, zur Welt, in jenem Jahr, als die Konzentrationslager für die Deutschen Jugoslawiens aufgehoben wurden.

Überall in der Vojvodina wimmelte es von 1944 bis 1948 von Konzentrationslagern, wie bei der Autorenlesung zu hören war. Auch Massenerschießungen von Donauschwaben gab es, wie in Werschetz im serbischen Banat, nahe der rumänischen Grenze. Vom Völkermord an den Deutschen Jugoslawiens war die Rede.

„In Rudolfsgnad, Gakowa, Jarek, Zichydorf, Molidorf, Kudritz, Wolfsburg, Franzfeld, Karlsdorf, Weißkirchen, Semlin, Mitrowitz, Werschetz und anderen Städten und Dörfern im Banat, die in Lager für Donauschwaben umgewandelt worden waren, sperrte man die Deutschen aus der Vojvodina ein, die nicht in die Sowjetunion deportiert oder in eines der Bergwerke südlich der Donau gebracht wurden“, schreibt Dragi Bugarcic in seinem Buch. Man transportierte sie mit Lastwagen, in Güterwagen und Viehwaggons ohne Fenster, ohne irgendwelche Öffnungen, ohne ausreichend Luft zum Atmen und ohne Wasser. Zwangsarbeit mussten die Donauschwaben leisten.

Schon in den ersten Monaten starben, wie in Rudolfsgnad, Menschen massenhaft an Typhus. Krätze und Läuse plagten die Lagerinsassen. Geschlafen wurde auf Stroh in zerfetzten Lumpen. Ein halbes Kilo Maismehl und ein Löffel Öl war die mickrige Ration, heimlich ernährten sich die Menschen von Froschschenkeln und Kürbissen. Drei Jahre lang mussten die Internierten diese Qualen erdulden. Die, die an Erschöpfung und Seuchen starben, wurden in Massengräbern verscharrt. „Backi Jarak war ein reines Donauschwaben-Dorf. Es wurde zu einem Vernichtungslager, wo zeitweise fünfzehntausend Menschen untergebracht waren. Dort ließen siebentausend Zivilisten ihr Leben“, schreibt Bugarcic: „Wenn jemand starb, trugen ihn die anderen Gefangenen in den Pferdestall. Die Lagerkommandantin, eine gewisse Jana, begann dann auf der Brust des Toten herumzuspringen und schrie: Seid ihr endlich verreckt, Schwaben?“

Der aus Lazarfeld (Lazarevo) in der Vojvodina stammende Franz Schneider aus Stuttgart sprach die Verbrechen des in der vergangenen Woche in Schneiders Heimatdorf gefassten Ratko Mladic an und fragte: „Wir waren zuerst: die Donauschwaben, die abgeschlachtet wurden. Nimmt denn das gar kein Ende? Was ist denn hier los in Serbien? Weshalb ist der Hass so groß?“