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Wachhäuschen

Neue Wachhäuschen mahnen zur Wachsamkeit

Obermarchtal / Lesedauer: 3 min

Neue Wachhäuser auf dem Soldatenfriedhof Obermarchtal mit 300 Gästen eingeweiht
Veröffentlicht:19.08.2019, 06:00

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Mehr als 300 Gottesdienstbesucher haben am Sonntagmorgen den Feldgottesdienst beim Obermarchtaler Soldatenfriedhof besucht. Weil Parkplätze im Wald zwischen Obermarchtal und Gütelhofen rar sind, wurden die meisten der Gläubigen mit Shuttlebussen gefahren, manche kamen auch mit dem Fahrrad oder zu Fuß. Grund des Gottesdiensts unter freiem Himmel waren die neuen Wachhäuschen, die wieder am Eingang zum Soldatenfriedhof stehen.

Im vergangenen Jahr wurden die beiden Häuschen von Unbekannten zerstört und die Kupferdächer gestohlen. Gemeinsam mit Pfarrer Simon Francois zelebrierte Diakon Johannes Hänn den Gottesdienst, an dessen Schluss die Weihe der neuen Wachhäuschen stand. Bei der Segnung sagte Hänn, die Häuschen und der Soldatenfriedhof sollen weiterhin „Mahnung sein, wachsam zu bleiben gegen den Unfrieden und die Ungerechtigkeiten dieser Welt“.

In seiner Predigt sprach Diakon Hänn über die mehr als tausend Opfer von Kriegen und Gewalt aus ganz Europa, die auf dem Obermarchtaler Soldatenfriedhof, vor allem in den Jahren 1814 bis 1816, beigesetzt wurden. Vor zwei Wochen habe sich eine der Friedenslinden am Eingang des Friedhofs gespalten, in dem ein großer Ast abbrach. So gespalten seien auch die Menschen, die sich einerseits Frieden und Sicherheit wünschen, andererseits aber Streit und Ärger in die Welt bringen. „Wir alle sehnen uns nach Liebe und Geborgenheit, können aber auch dem anderen den Sauhund machen“, sagte Hänn. „Dieser Widerspruch gehört zum Leben“.

Zum Gottesdienst waren Fahnenabordnungen der Obermarchtaler Feuerwehr, den Bürgerwehren aus Munderkingen, Mengen, Bad Saulgau, Bad Urach, Altshausen und Ochsenhausen, eine Abordnung des Bundeswehr-Kommandos aus Stuttgart, Bundeswehr-Reservisten aus Unlingen und Laupertshausen, die Kyffhäuser Kameradschaft Grüningen und der Krieger- und Militärverein aus Reutlingendorf angetreten. Unter dem Kommando von Hauptmann Walter Stützle , Kommandant der Munderkinger Bürgerwehr, waren die Abordnungen zu Beginn des Gottesdiensts mit dem Obermarchtaler Fanfarenzug auf den „Kirchplatz am Soldatenfriedhof“ marschiert. Gemeinsam mit Hans-Peter Schleicher, dem ehemaligen Kommandanten der Obermarchtaler Wehr, hatte Stützle vor einiger Zeit die Idee eines Feldgottesdienst am Soldatenfriedhof entwickelt. „Durch das aktuelle Geschehen um die Wachhäuser und deren Einweihung wurde die Idee jetzt verwirklicht und im Rahmen der Feuerwehr-Hockete umgesetzt“, sagte Stützle bei der Feier am Sonntag.

Eines der Häuschen nach der Schreinerarbeit.

Nach dem Gottesdienst dankte Kommandant Martin Munding den Initiatoren des Feldgottesdiensts sowie den „Erbauern der neuen Wachhäuschen“. „Josef Schneider sowie Stephan und Anton Kleß haben die neuen Häuser gebaut, und Hans-Peter Striegel sorgte für den passenden Anstrich“, so Munding. Unter den Gottesdienstbesuchern waren General a.D.  Wolfgang Schneiderhan, heute Präsident des Volksbunds deutsche Kriegsgräberfürsorge, sowie Landesgeschäftsführer Martin Lunitz. Der Volksbund hatte für die neuen Wachhäuschen 1500 Euro gespendet. „Wir wollten hier schnell helfen, um den Vandalen, die die Häuschen zerstört haben, zu zeigen, dass sie uns nicht unterkriegen und die Erinnerung nicht zerstören können“, sagte Wolfgang Schneiderhan.

Die Friedhöfe von Soldaten als Mahnung zu erhalten, sei eine wichtige Pflicht, um Kriege in Zukunft verhindern zu können, betonte der Ex-Bundeswehr-General. „Der Obermarchtaler Soldatenfriedhof ist ein wichtiges Zeichen, um die Erinnerung wachzuhalten und Gewalt zu verhindern. Vor allem in einer Zeit, in der immer mehr Menschen gewaltbereiter werden“, sagte Schneiderhan.