Corona-Pandemie

Besonderer Gast im Cursillo-Haus

Oberdischingen / Lesedauer: 3 min

Mario Dieringer läuft um die Welt und pflanzt Bäume der Erinnerung für Suizidopfer
Veröffentlicht:17.08.2021, 05:00

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Mario Dieringer läuft seit März 2018 um die Welt und pflanzt Bäume der Erinnerung für Suizidopfer. Seine diesjährige Etappe führte ihn von Rosenheim über den Ammersee, nach München und später auch nach Oberdischingen und Ehingen. In Oberdischingen machte er im Cursillo-Haus Station und will im kommenden Jahr wiederkommen.

Zu Fuß und in Begleitung seines Hundes Tyrion ist Mario Dieringer seit drei Jahren durch Deutschland unterwegs und pflanzt Bäume. Er macht so auf Suizidopfer aufmerksam und will Menschen helfen, die einen Angehörigen oder Freund verloren haben. Der ausgebildete Trauerredner aus Berlin hat einen Verein gegründet namens „Trees of Memory“, der seine Anliegen unterstützt. Zudem kämpft er gegen das Tabu und Stigma an, das Hinterbliebene nach einem Suizid erfahren. „Jeder Baum steht für einen Menschen, der gegangen ist, für ein Suizid-Opfer. Jeder Baum soll die Gesellschaft auf die Opfer und die Hinterbliebenen hinweisen und mahnen, Menschen mit Depressionen oder Suizidgedanken und ihre Angehörigen nicht weiter zu stigmatisieren und das Tabuthema Suizid nicht weiter unter den Teppich zu kehren“, erklärt Dieringer.

Überlebender eines Suizidversuchs

Dieringer, der selbst einen Suizidversuch 2014 durch Reanimation überlebt hat und dessen Lebensgefährte sich 2016 das Leben nahm, lenkt mit seinem Lauf die Aufmerksamkeit auf seinen gemeinnützigen Verein. Durch dessen erste Anlaufstellen werden deutschlandweit Hinterbliebenen Paten zur Seite gestellt, die durch die ersten Wochen und Monate führen, wenn ein Suizid im nahen Familienkreis „das Leben in tausend Stücke gerissen hat“.

In Vorträgen und Workshops für Polizisten, Ersthelfer, Journalisten und Schüler vermitteln die ehrenamtlichen Mitarbeiter, die alle einen Suizid in der Familie zu beklagen haben, ihre Erfahrungen zu diesem Thema und unterstützen die Suizidprävention, indem Aufklärungsarbeit in Sachen Depressionen und Suizidalität betrieben wird.

Verspätung durch Corona-Pandemie

Wegen Corona startete Dieringer seinen Lauf in diesem Jahr erst im Juni von Rosenheim aus, wo er im vergangenen Jahr aufgehört hatte und in die Winterpause gegangen war. Seine diesjährige ungefähre Laufroute, die durch Bayern und Baden Württemberg führt, Frankreich, Österreich und die Schweiz streift, können Interessierte auf seiner Website www.treesofmemory.com/wanderung-einmal-um-die-welt nachvollziehen.

Depressionen und Suizide sind keine Seltenheit mehr. In Deutschland nimmt sich alle vier Minuten ein Mensch das Leben, weltweit sogar alle 40 Sekunden. Seit die Pandemie die Menschen beeinträchtigt, sind die Suizidzahlen deutlich gestiegen, heißt es vom Verein. Im Februar (19./ 20. Februar) kommenden Jahres kommt Mario Dieringer wieder zurück ins Cursillo-Haus St. Jakobus – dann ist Gelegenheit, ihm persönlich zu begegnen. Er wird seinen Verein vorstellen und erzählen, wie alles mit seinem Leben zusammenhängt.

Seit 2018 hat er 5000 Kilometer zurückgelegt

Seit März 2018 ist Dieringer rund 5000 Kilometer durch Deutschland gelaufen. Auf seinem Weg hat er bisher 30 Bäume der Erinnerung gepflanzt. Der 54-jährige geborene Münchner dokumentiert seinen Lauf auch in den sozialen Netzwerken.