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Tot oder lebendig: Schuhklauender Fuchs darf bejagt werden

Nellingen / Lesedauer: 4 min

Schonzeit für die Tiere ist vorbei – Gemeinde holt sich beim Thema Rat beim Landkreis
Veröffentlicht:31.07.2018, 19:49

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Der Fuchs hat in Nellingen Aufsehen erregt. Aus Vorgärten verschwanden plötzlich Schuhe. Dann wurde der Übeltäter auch auf frischer Tat ertappt. Die Gemeinde Nellingen reagierte – fand den Fuchsbau und sammelt seither die Gummistiefel, Schlappen und Pantoffel ein, so dass die Einwohner ihr Eigentum wieder im Rathaus abholen können. Doch manche Nellinger machen sich auch Sorgen.

Mit dem 1. August endet die Schonzeit. Das heißt: Der Fuchs kann wieder bejagt werden. Mit dieser Frist beschäftigt sich auch die Gemeindeverwaltung schon länger. „Wir haben uns mit den Jagdpächtern in Verbindung gesetzt – auch für den bebauten Bezirk“, erklärt der Nellinger Bürgermeister Franko Kopp (CDU). Er stelle sich vor, dass die Jagdpächter in einer Gemeinschaftsaktion vorgehen.

Bei der Frage nach dem „Wie“ gebe es mehrere Möglichkeiten. Eine davon sind die Lebendfallen. „Wir hatten auch überlegt, ob der Bauhof dabei unterstützen kann, aber es bedarf eines Sachkundenachweises“, merkt das Gemeindeoberhaupt an. Zudem müssten die Lebendfallen immer wieder kontrolliert werden – die Füchse sollen nicht zu lange darin sitzen und ab und zu gehen auch andere Tiere sprichwörtlich ins Netz. Die zweite Möglichkeit sei der gezielte Abschuss.

In mehreren Gebieten unterwegs

Fest stehe aber: „Der Fuchs geht in mehreren Gebieten vor“, weiß der Bürgermeister. In der Bevölkerung wird zudem von mehreren gesichteten Tieren gesprochen. Zu Beginn sei der tierische Dieb noch eine eher „lustige Abwechslung“ im behördlichen Alltag gewesen. Auch die Nellinger hätten den Fall mit Humor genommen. Doch die Stimmung schwenke auch schnell um. Sorge, die Kinder draußen spielen zu lassen, oder die Beeren im Garten zu pflücken: „Die Leute haben dann auch Angst, beispielsweise dass der Fuchs Krankheiten überträgt“, so Kopp. Deswegen sei der Kommune von Anfang an klar gewesen, dass rechtzeitig reagiert und nach Möglichkeiten gesucht werden muss. „So haben wir uns rechtzeitig auch schriftlich mit den Jagdpächtern in Verbindung gesetzt“, zeigt Franko Kopp auf.

Eine weitere Hilfestellung habe sich die Gemeinde bei der Unteren Jagdbehörde des Landkreises geholt. Auch dort ist das Thema nicht neu, komme immer wieder vor. „Der Fuchs unterliegt dem Jagdrecht. Vom 1. August bis Ende Februar kann er dann gejagt werden. Die Jungfüchse sind reglementiert“, erklärt Jan Duvenhorst , der stellvertretende Fachdienstleiter Forst und Naturschutz beim Landkreis, auf Anfrage dieser Zeitung. Immer wieder gebe es Probleme mit den Tieren, die teilweise von der Bevölkerung auch selbst verschuldet seien. „Füchse sind Kulturvölker. Sie finden ihre Nahrung in Siedlungen und Gärten“, meint Duvenhorst und zeigt auf: „Sie gehen eben gezielt dorthin, wo sie etwas finden, freuen sich über Katzenfutter und Komposthaufen oder auch über einen noch nicht gereinigten Grill.“ Die Tiere seien meist in den Abendstunden oder auch nachts unterwegs.

Seine Empfehlung: „Die Leute müssen informiert werden und sollten auch verstehen, dass ein Wildtier wild bleiben sollte. Heißt: nicht füttern und die Mülltonnen gut verschließen.“ So eben auch, die Schuhe sicher zu verstauen. „Gerade junge Füchse haben so eine Marotte, Schuhe zu klauen. Sie tragen sie mit zum Bau, spielen damit, denn solch ein Schuh riecht auch interessant“, erklärt der stellvertretende Fachdienstleiter.

Tier verliert schnell die Scheu

Der Fuchs sei auch ein Tier, der schnell seine Scheu verliere. „Deswegen sollte man sie einfach vergrämen – beispielsweise mit Wasser“, gibt Duvenhorst einen Tipp. Mit der Zeit würden die Tiere durchaus verstehen, dass sie in diesem Gebiet nichts zu suchen haben.

Natürlich könne Jan Duvenhorst auch die Sorgen der Einwohner verstehen. Er rät, auf das Fell des Tieres zu schauen. Daran lasse sich beispielsweise erkennen, ob ein Fuchs gesund ist. „Ich würde nicht davon ausgehen, dass der Fuchs krank ist, nur weil er jetzt so nah kommt. Er ist einfach gewöhnt. Das kann dann natürlich schnell zu einem Problem werden“, sagt der stellvertretende Fachdienstleiter. Deswegen nochmals sein Appell: „Wildtiere sollten wild gelassen werden. Dann gibt es keine Probleme.“ Mit Blick auf den Nellinger Fuchs gebe es natürlich die Möglichkeit der Lebendfallen. „In der Regel ist es aber ein Schuss mit Schrot“, so Jan Duvenhorst aus seiner Erfahrung.