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Edeka schließt Albi-Werk: Das sind die Auswirkungen für die Region

Berghülen / Lesedauer: 3 min

Wasser und Abwasser werden teurer – Vereine büßen Sponsoring ein – Erste Gespräche verlaufen „sachlich“
Veröffentlicht:13.11.2018, 20:35

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Für viele Beschäftigte kam das von Edeka verkündete Aus des Albi-Werks in Berghülen aus heiterem Himmel. Noch ist unklar, wie es für die rund 70 Mitarbeiter des Fruchtsaftherstellers weitergeht. Erste Gespräche zwischen dem Betriebsrat und der Geschäftsführung haben am Dienstag stattgefunden, weitere sollen folgen. Der Betriebsrat und auch Edeka wollten sich auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“ wegen der laufenden Verhandlungen nicht zu weiteren Details äußern.

Die Zukunft der Albi-Mitarbeiter in Berghülen ist noch unklar.

Karin Brugger, Geschäftsführerin der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), war zwar beim Gespräch am Dienstagvormittag nicht dabei, konnte aber am Nachmittag mit dem Betriebsrat sprechen. Das Treffen sei „sachlich“ verlaufen, sagt sie auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Es seien weitere Informationen von Edeka eingefordert worden, die die Entscheidung des Lebensmittelhändlers, den Standort in Berghülen zu schließen, begründen, erklärt Brugger. „Erst dann können wir schauen, welche Möglichkeiten wir haben, um den Menschen zu helfen.“

Betrifft auch andere Gemeinden

Bei der Berghüler Gemeindeverwaltung laufen indes schon die Vorbereitungen auf die Zeit ohne Albi, die laut Bürgermeister Bernd Mangold „einen Rattenschwanz von Konsequenzen“ mit sich bringt – nicht nur für die Albi-Mitarbeiter und die Bürger Berghülens, sondern zum Teil auch für Menschen in den umliegenden Gemeinden.

Am deutlichsten würden dies demnach die Menschen an den Kosten für Wasser und Abwasser zu spüren bekommen, erklärt Mangold. Die genauen Zahlen darf der Bürgermeister nicht nennen, nur so viel: Der Fruchtsafthersteller habe ungefähr mehr als das Doppelte an Wasser verbraucht als die komplette Gemeinde. Dementsprechend sei bislang auch der Preis für Wasser und Abwasser berechnet worden.

Doch jetzt – ohne Albi – geht das nicht mehr. Weil die Neukalkulation von Wasser und Abwasser in der kommenden Woche aber ohnehin Thema im Gemeinderat gewesen wäre, musste die bisherige Neuberechnung kurzfristig nochmal komplett neu aufgestellt werden – ohne den Wasserverbrauch von Albi. „Wir haben gleich reagiert, als die Info reinkam“, berichtet Mangold. Am Ende sei herausgekommen: Pro Kubikmeter Wasser zahlt der Berghüler künftig rund 50 Cent mehr, pro Kubikmeter Abwasser um die 10 Cent mehr. Bei einem für Berghülen durchschnittlichen Verbrauch eines Vier-Personen-Haushaltes würden das demnach Mehrkosten von 120 Euro pro Jahr ausmachen.

Problem sind die Fixkosten

Das Problem seien hier laut Bürgermeister Bernd Mangold die hohen Fixkosten bei der Wasserversorgung, die unabhängig vom Verbrauch sind: Abschreibungen, Verzinsungen, Personal- und Betriebskosten. Und weil beim Wasserversorger nicht nur die Gemeinde Berghülen bestellt, müssten demnach auch die umliegenden Gemeinden – wenn auch nicht in so hohem Maße – am Ende draufzahlen.

Nicht direkt draufzahlen, aber zumindest nach Ersatz suchen müssen jetzt auch die Berghüler Vereine, die bislang von Albi unterstützt wurden. Das Ende von Albi sei „unendlich schade“, ein „großer Schlag“, sagt Oliver Borsdorf, Vorsitzender des TSV Berghülen. Die finanzielle Unterstützung sei zwar „nicht üppig“ gewesen, „ein kleiner Etat“ – „aber jeder Euro tut gut“, sagt er. So hätte Albi neben Trikotwerbung auch Getränke bei Weihnachtsfeiern oder Ähnlichem gesponsert. Zudem sei ein Großteil der Albi-Mitarbeiter natürlich auch Mitglied in den Berghüler Vereinen. Borsdorf sei beruflich viel im süddeutschen Raum unterwegs. Berghülen, sagt er, „das kennt fast niemand. Aber Albi-Säfte, das wusste gleich jeder.“ Mit Albi gehe Berghülen nicht nur ein großer Arbeitgeber verloren, sondern auch ein Unternehmen, das den Bekanntheitsgrad der Gemeinde über Jahrzehnte geprägt habe.