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Brezel

Experten trennen Spreu vom Dinkel

Mundingen / Lesedauer: 2 min

Urgetreide wie Dinkel und Emmer erlebt eine neue Blüte – Am Sonntag erklären Experten in Mundingen, warum
Veröffentlicht:09.07.2015, 18:13

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Eine Brezel mag zwar mehr kosten als noch vor 50 Jahren. Aber arbeiten muss ein deutscher Arbeitnehmer heute dafür deutlich weniger. Das ist nicht zuletzt dem Einsatz von ertragreichen Weizensorten, Dünger und Pestiziden in der industriellen Landwirtschaft zu verdanken. Reinhold Schnizer geht einen anderen Weg: Er betreibt in Mundingen Bio-Landwirtschaft mit sogenanntem Urgetreide. Das sei nicht nur für den Boden besser, sondern auch gesünder für den Verbraucher. Diesen will er und fünf weitere Referenten am Sonntag, 12. Juli, ab 13 Uhr von den Vorteilen von Dinkel und Co. überzeugen.

Früher war nicht alles besser. Aber zumindest auf den Feldern gab es noch noch mehr Vielfalt als heute. Bis ins 19. Jahrhundert zählten die heute fast in Vergessenheit geratenen Urweizenarten wie Einkorn, Emmer und Dinkel zu wichtigen Getreidesorten auf deutschen Äckern. Das änderte sich mit dem Einsatz von chemischen Düngemitteln und Pestiziden: Denn anders als beim „modernen“ Weizen lässt sich das Ertragsniveau von Dinkel nicht mit Dünger künstlich steigern. Zudem muss bei dem Urweizen in einem Extra-Arbeitsschritt der Spelz entfernt werden. Dafür enthält Dinkel höherwertiges Eiweiß und mehr Vitamine. Der Emmer hingegen habe laut Reinhold Schnizer den Vorteil, dass er bei langem Regen stabiler steht und weniger anfällig gegen Krankheiten ist als etwa der Dinkel. Das alles macht das Urgetreide insbesondere für Bio-Bauern wie Reinhold Schnizer interessant.

Seinen Idealismus bezahlt Schnizer mit einer aufwendigeren Fruchtfolge: Im Gegensatz zu seinen Nachbarn, die allesamt noch auf konventionelle Landwirtschaft setzen, könne er nicht einfach jahrelang Monokulturen beackern, sondern muss zwischendurch Kleegras anpflanzen. Nur so könne Schnizer auch ohne Dünger und Pestizide eine nachhaltigen Bodenfruchtbarkeit gewährleisten. Den niedrigeren Ertrag mache Schnizer durch einen höheren Verkaufspreis wieder wett: Bäcker und Mühlen in der Region, etwa das Bäckerhaus Veit in Bempflingen, zahlen gutes Geld für das rare Korn.

Alternativen zum hochgezüchteten Weizen, den viele für Glutenintoleranz und Allergien verantwortlich machen, gibt es also genug. „Jeder Verbraucher kann etwas verändern“, erklärt Schnizer. Und der Wille, etwas zu verändern, ist offenbar vorhanden: Beim ersten Feldtag kamen fast 300 Leute. Mit soviel Andrang habe Schnizer nie gerechnet. Auch sein Vater, selbst Landwirt, nicht: „Der meinte im vergangenen Jahr noch, dass das doch ohnehin niemand interessiert“.

Der Feldtag in Mundingen

Der Feldtag findet am Sonntag, 12. Juli, 13 Uhr in den Brühlwiesen 19 in Mundingen statt. Zu den Referenten zählen etwa ein ehemaliger Landbauprofessor und ein Bäckermeister. Zudem gibt es Brot, Bier und Kuchen aus Urgetreide.