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Schulverbund

Schüler skypen mit ihrem Stratosphären-Lehrer in Kalifornien

Munderkingen / Lesedauer: 5 min

Munderkinger sind stolz auf Rolf Stökler, der live aus Kalifornien Fragen beantwortet
Veröffentlicht:21.09.2018, 15:03

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Schüler des Munderkinger Schulverbunds haben am Freitagmorgen eine etwas ungewöhnliche Unterrichtseinheit in der Aula erlebt. Eine Stunde lang durften die Schüler via Skype ihrem Lehrer Rolf Stökler, der sich seit sechs Tagen auf einer Nasa-Basis in Kalifornien befindet, Fragen stellen. Wie berichtet, durfte Stökler mit dem Stratosphärenflugzeug Sofia zwei Mal in die Stratosphäre fliegen.

Gut gelaunt und mit einem breiten Grinsen im Gesicht sitzt Rolf Stökler in einem Hotelzimmer in Kalifornien. Vor ihm steht ein Modell des Stratosphären-Flugzeugs Sofia. Stökler trägt ein blaues Hemd der US-Raumfahrtbehörde NASA – er sieht aus wie ein Astronaut. Derweil sitzen Schüler des Schulverbunds gespannt in der Aula, denn gleich dürfen sie ihrem Lehrer direkt Fragen stellen zu seinen Erlebnissen, die er bei zwei Stratosphärenflügen machen durfte.

„Es ist heiß hier. Wir haben knapp 35 Grad. Blöd ist, dass wir oft in unseren NASA-Overalls rumlaufen müssen und lange in der Sonne stehen“, schildert Stökler seine Situation in der kalifornischen Wüste. „Übrigens ist der Pazifik bei Malibu richtig kalt. Der hat gerade mal 18 Grad. Das ist anders als bei Baywatch“, sagt Stökler, bevor dann seine Schüler Fragen stellen dürfen. Und die jungen Munderkinger hatten einige Fragen an ihren Lehrer:

Wie läuft es mit der Stromerzeugung in der Sofia? Solarpanelen wären schön. Doch da Sofia nur bei Nacht fliegt, wird der Strom an Bord über Generatoren und Akkus erzeugt.

War es ein Kindheitstraum, mit der Sofia zu fliegen? Als ich ein Kind war, gab es die Sofia noch nicht. Aber da ich mich schon immer für Astronomie interessiert habe, war es schon immer ein Traum, dem Weltraum nahe zu kommen.

Wie wird das Teleskop an Bord gekühlt? Sofia hat ein Infrarot-Teleskop, das keine Wärme abstrahlen darf. Schon minus 250 Grad wären zu warm. Deswegen wird es mit flüssigen Helium auf minus 270 Grad heruntergekühlt. Übrigens hat es im Flugzeug auch nur zwischen 17 und 18 Grad.

Wie bleibt das Teleskop in einem Flugzeug fokussiert? Das Teleskop ist ja in den Flieger eingebaut. Der wackelt natürlich. An der Universität Stuttgart hat man extra dafür ein Dämpfersystem gebaut, das Turbulenzen ausgleicht. Bei zu starken Turbulenzen geht es aber nicht mehr.

Gebannt schauen die Schüler auf die Leinwand.

Was haben Sie bisher rausgefunden? So schnell geht das nicht. Es wird lange dauern, bis die Daten ausgewertet werden. Was die Wissenschaft noch nicht ganz verstanden hat, ist, wie sich Sterne entwickeln. Deswegen wird mit dem Teleskop ein Gebiet beobachtet, wo sich ein junger Stern entwickelt. In der Astronomie muss man eben geduldig sein.

Was haben Sie bisher in Kalifornien gemacht? Einen halben Tag Sicherheitstraining, Gespräche mit den Wissenschaftlern geführt und viele Fotos für das Planetarium in Laupheim.

Wie lange dauert ein Flug mit Sofia? Knapp zehn Stunden. Sofia könnte 16 Stunden fliegen, da bräuchten wir aber weitere Piloten. Zudem kostet die Minute Flug 2000 Euro, ein Zehn-Stunden-Flug also rund 1,5 Millionen Euro. Zwei Flüge habe ich gemacht – das hat drei Millionen Euro gekostet.

Haben Sie mal durch das Teleskop geschaut? Da hat noch nie ein Mensch durchgeschaut. An das Teleskop sind Messinstrumente angeschlossen. Aber alles, was das Teleskop sieht, sehen wir im Flugzeug auf Monitoren.

Kann Sofia auch auf kleinen Flughäfen landen? Ja, Sofia könnte sogar in Friedrichshafen landen. Sie war schon öfters in Stuttgart und ist alle vier Jahre bei Lufthansa in Hamburg, wo sie bei einer Inspektion überprüft wird.

An der Wand hängt die von den Schülern gebastelte Sofia. Mit vielen Fragen löcherten sie ihren Lehrer.

Wie viel PS hat Sofia? 80 000.

Warum heißt das Flugzeug Sofia? Weil die NASA einen süßen Mädchennamen gebraucht hat (lacht). Nein, Sofia steht für Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie.

Wie hoch sind Sie geflogen? Wir waren auf einer Höhe von 15 000 Metern.

Wie schwer ist Sofia? Also alleine das Teleskop wiegt 17 Tonnen. Vollgetankt wiegt Sofia 330 Tonnen.

Wieviele Menschen passen in die Sofia? Platz hat es für rund 40 Leute. Bei meinen Flügen waren immer rund 15 Menschen an Bord.

Was gibt es dort zu Essen? Das, was wir mit an Bord nehmen.

Seit wann gibt es die Sofia? Seit dem Jahr 2010 gibt es das Flugzeug, eine 747 SP, in seiner umgebauten Form.

Wie fühlt man sich an Bord? Zuerst hat man sehr viel Respekt vor der Technik. Man fühlt sich fremd. Doch das alles legt sich schnell, weil die Amerikaner schnell auf einen zukommen. Wir durften sogar beim Start im Cockpit sein. Irgendwann habe ich nicht mehr gemerkt, dass ich in einem Flugzeug bin.

Was kostet das Projekt? Sofia gibt es seit 2010. Pro Jahr werden 100 Millionen Euro dafür ausgegeben. Allein die Kerosinkosten pro Flug liegen bei 300 000 Euro.

Wann kommen Sie wieder zurück? Ich fliege am Sonntag nach Deutschland und bin am Montagmorgen dann wieder an der Schule in Munderkingen. Außer ein Vulkan auf Island bricht aus, dann könnte sich der Rückflug verzögern.