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Bieriges Jubiläum in Munderkingen

Munderkingen / Lesedauer: 3 min

Wirtschaftskunde-Führer feiern in Munderkingen bieriges Jubiläum und erzählen Wissenswertes über die Stadt
Veröffentlicht:15.09.2019, 18:00

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Mit 20 interessierten Munderkingern haben die beiden „Wirtschaftskunde-Führer“ Uli Spranz und Florian Stöhr am Samstagnachmittag ein „bieriges Jubiläum“ gefeiert. Seit 2012 haben die beiden Munderkinger 60 Stadtführungen mit mehr als 2000 Gästen gemacht, dabei rund 8200 Euro eingesammelt und für soziale Zwecke in Munderkingen und der Region gespendet.

Grund genug für die „Wirtschaftskundler“ zunächst aus den Anfängen zu erzählen. Im Rahmen der Bürgerbeteiligung am Projekt Kleinstadtleben wollten sich die beiden engagieren. „Wir wussten aber überhaupt nicht wie“, sagte Uli Spranz. „Weil wir gut einkehren können, haben wir uns schließlich für Wirtschaftskunde entschieden“, ergänzte Florian Stöhr. „Inzwischen sind unsere Führungen zum Selbstläufer geworden“, waren sich die beiden am Samstag einig.

Viele Gruppen, von Landfrauen über Jahrgänger bis Backgammon-Spieler, hat das Wirtschaftskunde-Duo in den vergangenen Jahren durch die Stadt geführt. Auf ihren Rundgängen vermitteln Spranz und Stöhr stets viel Wissenswertes über die Munderkinger Wirtschaften und reichern ihre Erklärungen regelmäßig mit launigen Sprüchen und „stadtinternen Anekdoten“ an. So erzählten sie am Samstag die Geschichte vom „Heppa Frieder“, der einst Bier im Schwanen holen sollte, unterwegs den Gerstensaft probierte und die Bierkanne schließlich mit Wasser aus dem Martinsbrunnen wieder auffüllte. „Sein Vater hat sich sicher gewundert, wieso das Schwanen-Bier so wässrig ist“, sagte Florian Stöhr lachend.

Aus dem Stadtarchiv haben die beiden Stadtführer erfahren, dass es in Munderkingen einst 22 Wirtschaften und acht Brauereien gab, die pro Jahr rund 100 000 Liter Bier gebraut haben. „Und das bei nur 2000 Einwohnern“, betonte Uli Spranz. Die Wirtschaftskunde-Gäste erfuhren, dass Adler, Ochsen, Rose, Stadt, Krone, Lamm, Rössle und Hecht die Namen der Brauereien waren und kamen an der „Stadt“, heute ein Schreibwarengeschäft, an dem das alte Wirtshaus-Schild noch hängt, vorbei.

„Neben der Martinskapelle waren gleich zwei Lokale. Der Adler und das Paradies“, erklärte Spranz in der Martinsstraße und ein paar Schritte weiter betonte Stöhr, dass der „baufällige Löwen“ eines der ältesten Gebäude der Stadt sei.

Rund um den Munderkinger Marktplatz waren damals vier Brauereien: der Ochsen, das heutige VG-Gebäude, das Rössle, die heutige Apotheke, der Hecht, in der heutigen Sparkasse und die Krone, dem heutigen Café Knebel. Hier wurde „nach dem ersten theoretischen Teil des Rundgangs“ eine Pause eingelegt und um die Teilnehmer „praktische Erfahrungen“ sammeln zu lassen, ein Bier ausgeschenkt.

Weiter ging der Wirtschaftskunde-Rundgang über den Alten Schulhof, vorbei an der einstigen Lamm-Brauerei in Richtung Rose. „Auch das war früher eine Brauerei“, erklärte das Duo. Am Samstag war dort ein „Wurstsalat-Buffet“ aufgebaut. Auf die Frage, wieso es in Munderkingen so viele Lokale und Brauereien gab, erklärten die Wirtschaftskundler: „Munderkingen hatte als vorderösterreichische Stadt das Marktrecht und so kamen jede Woche Landwirte aus der weiten Region zum Viehmarkt. Und die wollten einkehren.“ Deshalb sei die Sonne am Obertor, als „letzte Wirtschaft vor Verlassen der Stadt“ eine wichtige „Einkehrstelle für die Bauern“ gewesen.

„Bier wurde nur an Festtagen oder eben beim Markt in der Stadt getrunken. Zuhause war Most das Alltagsgetränk“, erklärten Uli Spranz und Florian Stöhr den Gästen ihrer 60. Wirtschaftskunde-Führung durch die „Biergeschichte Munderkingens“.