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Zu Gast in der Siedlung Zoar in Ohio

Merklingen / Lesedauer: 3 min

Ursula und Peter Bachteler beschäftigen sich intensiv mit dem aus Merklingen stammenden Josef Michael Bäumler
Veröffentlicht:31.12.2017, 14:59

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Vor 200 Jahren ist, wie berichtet, der aus Merklingen stammende Josef Michael Bäumler mit einer Gruppe von etwa 30 weiteren frommen Separatisten aus Rottenacker nach Amerika ausgewandert. In Ohio gründeten die Deutschen die Siedlung „Zoar“, lebten in einer Gütergemeinschaft, die sich gegen staatliche Vorgaben sowie Gesetze auflehnte und sich für den radikalen Pietismus entschied. 1898 löste sich die Gemeinschaft auf. Peter Bachteler von der Interessengemeinschaft für Geschichte und Brauchtum in Merklingen beschäftigt sich seit Jahren mit der „Community of Zoar“ und hält bis heute Kontakt zu deren Nachfahren.

Ein besonderer Grund trägt dieses Interesse auch dadurch, dass Hansjakob Rothenbacher, ein Vetter von Ursula Bachtelers Mutter, als Professor für Fischwirtschaft am State College lehrte und sich ebenfalls für diese Siedlung interessierte. Dessen Bindung zu Merklingen war übrigens so groß, dass er bereits damals vereinbarte, auf dem dortigen Friedhof beerdigt zu werden. Tatsächlich, so berichtet Ursula Bachteler, seien nach seinem Tod die Söhne mit der Urne in die Albgemeinde gekommen, um ihn dort im Familiengrab beizusetzen. „Hansjakob hat eigentlich herausgefunden, wo dieses Zoar überhaupt ist. Er hat ebenso die Verbindung zu Merklingen erforscht.“ Zoar, so dessen Nichte, sei aber in der Zwischenzeit zu einem Museum geworden.

Seit gut 20 Jahren recherchiert nun Peter Bachteler in Sachen „Zoar“ und „Bäumler“ und freut sich über sich immer neu ergebende Verbindungen und Zusammenhänge: In den 1990-Jahren entstand der Kontakt zu den direkten Nachfahren und Historikern, mitunter zu Eberhard Fritz. Sogar ein Liederheft „des Bäumlers“ wurde entdeckt und aufgearbeitet. 2002 arbeitete Eberhard Fritz, auch mit Hilfe der Bachtelers, im Buch „Bausteine der Geschichte – Kleinode aus vier Jahrhunderten“ das Leben von Josef Michael Bäumler auf. „Der seinerzeitige Landrat Wolfgang Schürle hat dieses Buch initiiert mit Historikern, die über ihre Gemeinden geschrieben haben“, kommentiert Peter Bachteler.

Spannend sei es gewesen, als die erste Gruppe aus Zoar nach Merklingen gekommen sei und mit dabei eine Eleanor Sullivan als direkte Nachkomme von Joseph Michael Bäumler. „Eine Krimi-Autorin“, fügt Bachteler hinzu, die auch ein kleines Theaterstück für das Jubiläumsfest geschrieben habe. Heute leben die Nachkommen in und um Zoar mit rund 300 Personen. Häuser, die vor 200 Jahren gebaut wurden, sind zum Teil noch bewohnt, manche wurden zum Museum.

Die Begegnungen zum 200. Gedenktag vor Ort haben die Bachtelers gemeinsam genossen und erzählen von einem beeindruckenden Erlebnis in den USA. Als Gastgeschenk überreichten sie ein Foto aus Merklingen: „Es soll darauf hinweisen, dass man sich hier in Merklingen noch an diese Zeit erinnert“, erklärt Bachteler und spricht damit auch die von Hunger geprägte Zeit im Jahr 1816 an. „Auch ein Grund für Bäumler und seine Anhänger, die Heimat zu verlassen.“ Bürgermeister Sven Kneipp und Pfarrer Cornelius Küttner hatten ebenfalls Grußworte mitgeschickt, die Bachteler vor Ort in den USA verlas.