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Warnwesten

SZ-Leser erhalten Einblick in Bahn-Baustelle

Merklingen / Lesedauer: 4 min

Aktion der „Schwäbischen Zeitung“: Teilnehmer besuchen die Bahnbaustelle bei Merklingen
Veröffentlicht:05.09.2018, 19:36

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15 Leser der „ Schwäbischen Zeitung “ schlüpfen in gelbe Gummistiefel, streifen sich orangefarbene Warnwesten über und setzen sich die weißen Helme auf. Ein Bus wartet schon. Das Ziel: die Baustelle der Bahn im Bereich Merklingen mit künftigem Bahnhof.

Bahn-Projektleiter Stefan Kielbassa , der für drei so genannte Planfeststellungsabschnitte verantwortlich ist, trägt sein Notebook in der Hand. Bevor die Gruppe im Rahmen der Aktion „SZ öffnet Türen“ auf die Baustelle fährt, gibt es viel Information rund um die Arbeiten auf der Neubaustrecke Wendlingen-Ulm.

Um das Bauprojekt zu leiten, arbeite Kielbassa in Stuttgart mit einem Team aus 40 Personen zusammen – darunter 30 Ingenieure und zehn Kaufleute. Um alle Teilnehmer auf einen Stand zu bringen, zeigt der gebürtige Braunschweiger und studierte Bauingenieur sowohl den geschichtlichen Hintergrund als auch die Planfeststellungsabschnitte auf.

Der Bahnhof Merklingen ist ein geplanter Regionalbahnhof an der Neubaustrecke Wendlingen-Ulm. Der Planfeststellungsabschnitt (PFA) 2.3 ist die Albhochfläche mit insgesamt 21 Kilometern Länge. Hinzu kommt der Abschnitt 2.4 mit einer Länge von sieben Kilometern – sechs davon übrigens im Tunnel. Das ist der Albabstieg. Vier Tunnel gibt es auf der Strecke insgesamt. Der PFA 2.5.a1 wiederum betrifft den Umbau des Bahnhofs Ulm mit einer Länge von einem Kilometer. Wichtig: Der Bahnhof Merklingen ist kein Teil von Stuttgart 21 und wird nicht aus Bundesmitteln finanziert. Das Land Baden-Württemberg, die Deutsche Bahn und der von den Kommunen auf der Laichinger Alb für dieses Projekt gegründete Zweckverband „Region Schwäbische Alb“ haben den Bau eines neuen Bahnhofs Merklingen vertraglich vereinbart.

Spatenstich im Jahr 2012

2012 wurde mit dem Bau der Neubaustrecke bei Dornstadt begonnen. Ende 2018 sollen die Arbeiten an der Albhochfläche abgeschlossen sein, jene am Bahnhof Merklingen Mitte 2019. Eine lange Bauzeit liegt dann hinter Kielbassa und seinem Team. „Wir sind demnächst also soweit, dass wir an die Kollegen der Bahntechnik übergeben“, sagt er. Dann müsse die feste Fahrbahn gebaut und darauf Schienen verlegt werden. Die Oberleitungsmasten, Stromversorgung und Signale kommen hinzu. Diese Phase soll 2020 abgeschlossen sein. Nach der sogenannten „Herstellung der Funktionstüchtigkeit“ folgen laut Kielbassa die Abnahme durch das Eisenbahn-Bundesamt und der Inbetriebnahmeprozess mit vielen Tests. Letzterer soll 2021 beendet sein.

Ein großes Problem sei die Verkarstung. Die Teilnehmer an der SZ-Aktion zeigen sich erstaunt, als sie von Kielbassa die Struktur und Formation des Kluftkarsthöhlensystems Merklingen gezeigt bekommen. Kielbassa ist vorbereitet; hat viele Bilder und Karten- sowie Erklärmaterial in einer Präsentation vorbereitet. „Am 13. Juli 2016 tat sich plötzlich ein großes Loch auf“, erzählt er. Es sei Glück gewesen, dass dort zu dieser Zeit kein Baustellenfahrzeug fuhr und eine gefährliche Situation glimpflich ausging. Im Fall des Höhlensystems wurde eine große Baugrube ausgehoben und komplett ausgebaut. „Damit keine Spätfolgen passieren“, zeigt der Bauingenieur auf. Sicherheit gehe vor.

Das betont Kielbassa auch auf der Baustelle. Die SZ-Leser stehen mittendrin – zwischen Baggern, Lastwagen und Schleppern. Es ist laut. „Von Außen sieht es immer so trivial aus, aber diese Erdmassen zu bewegen, ist ein richtiger Aufwand“, so Kielbassa. Die Teilnehmer folgen seinem Finger. Er zeigt auf das Portal des Tunnels Merklingen. Die Gruppe setzt sich in Bewegung. Währenddessen erklärt Kielbassa, wie die Entwässerung sowie Abdichtung der Strecke erfolgen. „Was passiert eigentlich mit Schneeverwehungen im Winter?“, fragt eine Teilnehmerin. Kielbassa sieht kein Problem. „Das war bei den Planungen nie Thema“, sagt er und fügt an: „Bei Zügen mit 250 Stundenkilometern wird der Schnee weggefegt.“

Viele Fragen, konkrete Antworten

Wie steht es um Licht im Tunnel und wie um das Mobilnetz? Wie wird der Bahnhof Merklingen aussehen? Kielbassa ist bestens vorbereitet, plaudert und berichtet von seinen Erfahrungen. Die Gruppe setzt sich wieder in Bewegung: Es geht den Mühlweg entlang, der dann zum Bahnhof Merklingen – mit seinen beiden Treppentürmen und der gläsernen Brücke – führt. Kielbassa appelliert an die Vorstellungskraft. „Das wird schon ein schicker Bahnhof“, meint er und sagt weiter: „Von dem, was wir investieren, werden unsere Enkel etwas haben.“ Zudem finde das Projekt deutschlandweit und auch im Ausland große Beachtung. Den Teilnehmern aus Laichingen, Hohenstadt, Westerheim, Heroldstatt, Merklingen und Zainingen geht es genauso. „Jetzt sieht man auch, dass hier geschafft wird“, sagt ein Teilnehmer und nickt voller Anerkennung. Zwei Merklinger stimmen ein. Das sei auch ihr Grund gewesen, sich bei der Aktion „ SZ öffnet Türen“ anzumelden. Stefan Kielbassa nickt ebenfalls: „Die Menschen, die hier wohnen, müssen einfach wissen, was passiert.“