StartseiteRegionalRegion Ulm/Alb-DonauMerklingenSo sollen Tiere in Zukunft die A8 überqueren

Grünbrücke

So sollen Tiere in Zukunft die A8 überqueren

Merklingen / Lesedauer: 3 min

Verkehrsminister gibt Grünbrücke über A8 bei Merklingen frei – Lebensräume verbinden
Veröffentlicht:07.12.2018, 19:58

Artikel teilen:

Bei Dornstadt können Reh, Wildschwein & Co. jetzt Autobahn und Bahnstrecke sicher überqueren. Eine 50 Meter breite Grünbrücke über die A8 hat der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann am Freitagnachmittag freigegeben – wobei die künftigen Nutzer nicht sichtbar waren. Die Kosten belaufen sich auf 3,4 Millionen Euro.

Errichtet wurde der Bau nördlich des Dornstadter Ortsteils Temmenhausen, damit Tiere neben der Autobahn auch die neue Bahnstrecke Ulm-Stuttgart gefahrlos überqueren können. Neben dem Verkehrsminister war auch der Tübinger Regierungspräsident Klaus Trappeser bei der Einweihung als Redner zugegen – und gut gelaunt. In Anspielung auf die Parteizugehörigkeit des Verkehrsministers betonte er launig die „Grün-Brücke“, während Hermann diese als Seitenhieb für den CDU-Mann Trappeser auch für „Schwarz-Wild“ freigab. Bevor gebaut wurde, mussten zuerst Informationen gesammelt werden: Mehrere Behörden arbeiteten zusammen, um die Wanderwege verschiedener Tierarten zu erforschen, denn nur, wenn man diese berücksichtigt, erfüllt eine Grünbrücke ihren Zweck.

 Verkehrsminister Winfried Hermann (Zweiter von links) beim Eröffnen der Grünbrücke.

Damit jede Tierart optimale Wege und auch Schutz findet, besteht die Oberseite der Brücke aus mehreren nebeneinanderliegenden Streifen, die zum Beispiel mit Baumreihen bepflanzt sind, um Wildtiere wie Reh, Wildschwein oder auch Luchs zu schützen. Im Schotter können auch Insekten die Autobahn queren, Eidechsen können in Kalkstein- und Sandhaufen pausieren und die Totholzhaufen auf der Brücke sind für Kleintiere ein idealer Schutzraum. Seitliche Sichtschutzwände sollen nachts scheue Tiere vor den Lichtreflexen der Autos schützen.

Auch Verkehrssicherheit soll profitieren

Aber nicht nur die Mobilität der Fauna soll profitieren, sondern auch die Verkehrssicherheit: Der Bau soll Wildunfälle vermeiden helfen. Die Grünbrücke neben dem Parkplatz Kemmental ist die erste Brücke des „Landeskonzeptes Wiedervernetzung“, mit dem systematisch den Tieren Wanderwege über viel befahrene Straßen in Baden-Württemberg geschaffen werden. An der Erarbeitung sind auch das Landwirtschaftsministerium und die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt beteiligt. Neben der Autobahn wird auch die neue Bahnstrecke überquert, der Tunnel neben der Autobahn wurde extra um rund 50 Meter verlängert, um die Grünbrücke über diesen fortsetzen zu können. Dafür investierte die Bahn nach den Worten von DB-Projektleiter Stefan Kielbassa rund 1,5 Millionen Euro. Die Grünbrücke an sich hat 3,4 Millionen Euro gekostet.

 Die Grünbrücke über die A8 bei Merklingen.

„Um unsere wertvolle Natur mit ihren einzigartigen Tier- und Pflanzenarten zu schützen, bedarf es der Anstrengung auf vielen Feldern“, sagte Minister Winfried Hermann. „Eines davon ist die Schaffung einer sogenannten ,Grünen Infrastruktur‘, damit Tiere und Pflanzen ausreichend große Lebensräume zur Verfügung haben. Straßen und andere Infrastrukturmaßnahmen zerschneiden Lebensräume. Durch den Bau von Grünbrücken und weiteren Querungsbauwerken verbinden wir diese Lebensräume wieder miteinander und ermöglichen es, den Tieren zu wandern.“

Viele Tier- und Pflanzenarten in Baden-Württemberg stehen auf der roten Liste der gefährdeten Arten.

Winfried Hermann, Verkehrsminister (Grüne)

Damit die Querungshilfen an den richtigen Stellen gebaut werden, hat das Verkehrsministerium ein Konzept erarbeitet, das den Bedarf widerspiegelt: „Viele Tier- und Pflanzenarten in Baden-Württemberg stehen auf der roten Liste der gefährdeten Arten. Die biologische Vielfalt geht weiter verloren, was uns jüngst mit dem Insektensterben besonders deutlich geworden ist. Diesem negativen Trend müssen wir entgegenwirken, indem wir Artenschutz flächendeckend gestalten und als Aufgabe aller Ministerien verstehen“, so Hermann.