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Gewerbegebiet

Zwölf Gemeinden im Zug Richtung Zukunft

Laichingen / Lesedauer: 5 min

Bahnhofsverband jetzt komplett – 7,5 Millionen Euro schon geflossen – Druck auf Bahn
Veröffentlicht:08.03.2018, 20:05

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Der Verband, der sich um die Finanzierung des Bahnhofs bei Merklingen, den dazu gehörigen P&R-Platz sowie perspektivisch ein neues Gewerbegebiet in Bahnhofsnähe kümmert, ist komplett. Am Mittwoch haben die bisherigen acht Verbandsmitglieder der Aufnahme von vier neuen Mitgliedern zugestimmt. Verbandsvorsitzender Klaus Kaufmann informierte im Alten Rathaus in Laichingen über den Baufortschritt. Und er zeigte sich optimistisch, dass eine „gute Lösung“ für den Übergangsbetrieb wegen der Verzögerung von S21 gefunden werden könne.

Wie diese genau aussehen könnte, dies vermag allerdings Kaufmann nicht zu sagen. Er stünde in engem Kontakt mit der Bahn (Bauherrin) sowie dem Verkehrsministerium; Gespräche fänden statt, mit dem Ziel, „dass wir eine Lösung finden“. Garantieren kann er es freilich nicht, dass in der Zeit zwischen der termingerechten Fertigstellung von Bahnhof und Neubautrasse (2021/22) und dem Tiefbahnhof in Stuttgart (2025) der „Bahnhof Merklingen – Schwäbische Alb“ auch vernünftig angefahren wird. Immerhin: Bahn und vor allem dem Land ist sehr daran gelegen, dass dies gelingt. Kaufmann: „Es wäre jammerschade, wenn unser Bahnhof in dieser Zeit ungenutzt rumliegt.“ Was hoffen lässt sind Worte, die Verkehrsminister Winfried Hermann jüngst bei einem Besuch der SZ in Ravensburg dazu verlor. Zwar gab er an, dass durch die eingleisige Anbindung an den Bahnknoten Stuttgart die Kapazität der Neubaustrecke vor der Fertigstellung von Stuttgart21 „stark beschränkt“ sei. Sagte aber: „Ich werde es nicht zulassen, dass da eine neue Bahnstrecke fertig gebaut wird, und dann fahren da monate- oder gar jahrelang keine Züge. Zur Not richten wir einen Nahverkehr nur von Ulm bis Merklingen ein.“

Kurt Wörner, Laichinger Mitglied der Verbandsversammlung, regte jedoch an, den Druck seitens des Verbandes zu erhöhen. Er schlug vor, der Bahn in einem „deutlichen Zeichen“ in Form eines (offenen) Briefes klar zu machen, „dass was auf die Schiene muss“. Ähnlich äußerte sich Pius Kneer (Westerheim). Es sei sicherzustellen, dass die Züge so schnell wie möglich über die neue Trasse geleitet werden, und nicht auf der alten Strecke (über Geislingen) verbleiben. Kaufmann allerdings will abwarten, bevor der Verband ein solches Zeichen setzt. „Die Gespräche laufen in guten Bahnen.“

„Haben uns vergrößert“

Gut war am Mittwoch auch generell die Grundstimmung unter den Anwesenden im Alten Rathaus. Selten dürfte man den Sitzungssaal so voll gesehen haben. Anwesend waren neben den Bürgermeistern der zwölf Verbandsgemeinden noch weitere Mitglieder der Verbandsversammlung, die darüber hinaus die zwölf Kommunen (wie die Gemeinderäte Wörner und Kneer) vertreten (siehe Kasten). Zunächst hatte sich Kaufmann bei den neu hinzukommenden Gemeinden und deren Gremien dafür bedankt, dass sie diesen Schritt gegangen sind. Er zeigte sich erfreut über das „volle Haus“, und meinte mit einem Augenzwinkern: „Wir haben uns vergrößert und Kinder bekommen.“

Bisher bildeten Laichingen, Heroldstatt, Westerheim, Berghülen, Nellingen, Merklingen, Hohenstadt und Drackenstein die Verbandsmitglieder. Einstimmig beschlossen diese nun, die vier weiteren Interessenten aufzunehmen (wirksam ab April). Diese da wären Bad Ditzenbach, Dornstadt, Mühlhausen im Täle und die Stadt Wiesensteig (wir berichteten gestern). Platz wäre auch für weitere Kommunen noch gewesen in dem Verband; doch Städte wie Münsingen oder Schelklingen, aber auch Römerstein zierten sich. Bis zu 20 Prozent der Anteile waren die Gründungskommunen bereit, vom Verband „Region Schwäbische Alb“ (RSA) an neue Mitglieder abzutreten. Nun wurden es „nur“ zwölf.

Zunächst und auch noch längere Zeit sind diese Anteile für die Mitglieder mit Kosten verbunden. Insgesamt zahlt der Verband ja 13 Millionen Euro für Bahnhof und P&R-Platz (1,5 Millionen kommen vom Kreis). Und dann wird sich der Verband aber auch noch um die Realisierung eines rund 50 Hektar großen Gewerbeparks kümmern. Auch das kostet; zunächst. Der Gewerbepark, eine Art „Lockmittel“, um dem Verband beizutreten, soll sich irgendwann rechnen (der Bahnhof ja auch, dies ist aber schwieriger zu messen). Und dann – irgendwann – werden die Mitgliedsgemeinden auch etwas zurück bekommen in barer Münze: Gewerbesteuer zum Beispiel, die dann ihrer jeweiligen Anteile gemäß an die Mitgliedskommunen ausgeschüttet wird. Allein 40 Prozent des Verbandes entfallen auf Laichingen, jeweils nur ein Prozent auf Mühlhausen und Drackenstein. Trotzdem: Die Stimmen jedes einzelnen Mitglieds zählen immer gleich viel. Nicht der Proporz ist entscheidend. Darauf lege der Verband auch Wert, sagte Kaufmann: Dass Entscheidungen einstimmig getroffen würden, „konsensual“.

Eine Menge Geld geflossen

Einstimmig haben die zwölf Verbandsmitglieder dann auch den vom kaufmännischen Geschäftsführer Thomas Eppler vorgestellten Haushalt des Verbandes für 2018 abgesegnet. Eppler (gleichzeitig Kämmerer Laichingens) informierte, dass schon eine Menge Geld geflossen ist. Von den in Summe zu zahlenden 13 Millionen Euro wurden bereits 4,123 Millionen an die Bahn in Form eines „Barzuschusses“ gezahlt; außerdem 3,2 Millionen für Planung und die Karstuntersuchungen. Unterm Strich muss der Verband nun noch 5,86 Millionen aufbringen. Summa Summarum: mehr als 13 Millionen Euro; weil für die vom Verband aufgenommenen Kredite Zinsen anfallen (zu zahlen nur von Gemeinden, bei denen die Finanzierung über den Verbandskredit erfolgt). Insgesamt kostet der Bahnhalt 43 Millionen Euro. Das Land zahlt 30 Millionen.

Von einem „Quantensprung“ sprach Bernhard Schweizer (Laichingen). Es sei für ihn „persönliche Genugtuung“, dass mit den neuen Mitgliedern der Verband und damit die Realisierung des Bahnhofs „auf breite Basis“ gestellt werde. Für ihn ein „Glücksmoment“, der nicht hoch genug bewertet werden könne, so Schweizer, der sich in der Vergangenheit sehr für das Projekt eingesetzt hatte.

Sehen, wie der Bau des Bahnhofs vorankommt, das soll bald die Bevölkerung können. Die Bahn werde eine Webcam aufstellen, so Kaufmann am Ende der Sitzung. Bauwerke sind noch keine in die Höhe gewachsen, dafür ist der Aushub erledigt.