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Frühjahrskonzert

Musik zum Hören und zum Spüren

Kißlegg / Lesedauer: 3 min

Musik zum Hören und zum Spüren
Veröffentlicht:06.05.2012, 21:05

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„Bei uns können Sie Musik nicht nur hören, sondern auch spüren.“ Matthias Walser, musikalischer Leiter des Frühjahrskonzerts von Modern Voices & Jazz Singers, brachte es am Ende auf den Punkt: Dieses Konzert war für alle Zuhörer ein großartiges Musikerlebnis, das viele schwärmen ließ. Es war ein gelungenes Ensemble von zwei Chören, die zum ersten Mal getrennt auftraten, von zwei talentierten Musical-Sängerinnen (Hannah Lindauer, Sarah Beilicke ) und einer toll besetzten Band (Daniel Gräser/Piano; Josef Matheis/Bass; Mike Scholz/Gitarre; Michael Jung/Schlagzeug).

„Heute drehen wir uns gerne für sie um…“ hieß es zunächst, und tatsächlich: Die Chöre nahmen diesen Satz wörtlich, und drehten zu Beginn dem Publikum den Rücken zu. Silke Stampp (Vorsitzende) freute sich über ein volles Haus, das sie einstimmen durfte auf ein buntes Programm aus Rock, Pop, Musical und Jazz. Mit „Proud Mary“ (Fogerty/Shaw) eroberten die Stimmen von „Modern Voices“ gleich zu Beginn die musikalischen Herzen der Zuhörer. Ebenso beim zweiten Stück von Michael Jackson „Heal the world“.

Dann ging es gleich zum Höhepunkt des Abends: „Wicked“, ein packendes und fesselndes Musical. Hannah Lindauer und Sarah Beilicke verzauberten mit ihren Auftritten die Herzen, eindringlich und einfühlsam: Mit „Der Zauberer und ich“ (Lindauer) und „Was fühl ich in mir“ (Lindauer/Beilicke) wurden alle Register von Liebesdrama und Liebesglück gezogen, die die Menschheit kennt. Hin und hergerissen zwischen Sehnsucht und Illusion kommt am Ende die nüchterne Einsicht: „…gib auf! Lass los…manche Wünsche zerplatzen bloß…!“ Und doch auch Dankbarkeit, denn „weil wir uns hatten, bin ich heute wie ich bin“. Wunderbar, wie der Chor die beiden Solistinnen mit klanggewaltigen Stücken umrahmte.

Mit „My funny Valentine“ (Rodgers) führten die Jazz Singers eine Ballade aus dem Jahre 1937 auf, die auch uns heute noch etwas zu sagen hat: Man soll zu sich selber stehen, auch wenn man nicht gerade von hübscher und wohl proportionierter Figur ist. Auch die nächsten zwei bekannten Lieder hatten ihre tiefe Botschaft: „You are the sunshine of my life“ (Wonder) und das wunderbar interpretierte „Über sieben Brücken“ (Karat, Maffay) waren nicht nur echte Ohrwürmer, sondern ein spürbares Erlebnis.

Nach der Pause klopfte der Tod an. Modern Voices ließ „die Schatten länger werden“, denn: „Es ist fünf vor zwölf, die Zeit ist beinahe um…“. Dramatische Liedverse aus dem Musical „Sissy“, das den Teufelskreis von Liebe und Vergänglichkeit machtvoll und eindringlich darstellt. Weniger melancholisch das nächste Lied, sondern ein echter Mutmacher: „You raise me up to more than I can be…“ (Graham/Lovland). Und danach war Party angesagt: „All night long“ (Richie).

Die Jazz Singers nahmen am Ende die Zuhörer noch einmal mit auf die lange Reise des „Rattenfängers”. Und wenn man jemanden nicht mehr ausstehen kann, dann kann man ihn dorthin verwünschen, „wo der Pfeffer wächst“ – zumindest stimmlich und sangesfroh. Ganz außergewöhnlich, aber passend zur späten Stunde wie ein „Betthupferl“: „Engel“ (Ramstein/Gies). Denn: „Erst wenn die Wolken schlafen gehn, dann kann man sie am Himmel sehn.“ Bei so viel musikalischer und stimmlicher Brillanz mussten am Ende noch zwei Zugaben her: Ein afrikanisches Lied, bei dem alle mitklatschen und mitpfeifen durften, und ein „Ladidadidei“, das alle beschwingt auf den Heimweg einstimmte.