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Schlepper

Polizei befreit zwei Flüchtlinge aus Container

Laichingen / Lesedauer: 3 min

Bei Hohenstadt – Zwei Jugendliche waren vier Tage eingesperrt – Laut Polizei bestand „keine Gefahr“
Veröffentlicht:15.01.2018, 20:53

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Die Polizei hat am Sonntag auf einem Autobahnparkplatz bei Hohenstadt zwei jugendliche Flüchtlinge aus einem Auflieger eines Sattelzugs befreit. Das teilte die Polizei am Montag mit. Der 14-jährige Afghane und der 17-jährige Iraker wurden an das Jugendamt des Landkreises Göppingen übergeben. Jetzt laufen Ermittlungen gegen mutmaßliche Schleuser.

Laut der Polizeimitteilung soll der Fahrer des Sattelzugs auf dem Autobahnparkplatz eine Pause eingelegt haben. Weil die Jugendlichen aber offenbar wissen wollten, wo sie denn seien, ob schon in Deutschland oder nicht, hätten sie gegen den verschlossenen Containeraufbau geklopft. Andere Verkehrsteilnehmer wurden auf dem Parkplatz auf Stimmen und Klopfen aus dem Planenlaster aufmerksam.

Unbegleitete Flüchtlinge

Die Polizei holte dann den 14-jährigen afghanischen Staatsangehörigen und den 17-jährigen Iraker aus dem Container. „Es bestand für die Jugendlichen keine Gefahr“, so ein Polizeisprecher auf Nachfrage. Ein Arzt habe beide Flüchtlinge untersucht. In Bulgarien, so sollen sie sich gegenüber den Beamten geäußert haben, seien sie zugestiegen. „Sie sind fit, hatten Essen und Trinken dabei“, so der Polizeisprecher weiter. Vier Tage sollen sie an Bord des Lasters gewesen sein.

Inzwischen befinden sich die zwei Jugendlichen in der vorläufigen Obhut des Kreisjugendamtes Göppingen. „Sie bekommen bei uns alles, was sie benötigen“, sagt Lothar Hilger, Leiter des Kreisjugendamtes: „Ernährung, Kleidung und ein Dach über dem Kopf.“ Eine Kollegin habe ihn über den Gesundheitszustand informiert, wonach nichts gesundheitlich „Negatives“ zu berichten sei. Wie es mit den beiden Jugendlichen weitergeht, darüber entscheide der Kommunalverband. Möglich ist, dass sie in einen anderen Landkreis verlegt werden.

Fälle wie diese seien laut Hilger „nicht Alltagsgeschäft“. Dass versucht werde, über Züge Menschen nach Deutschland zu bringen, käme „eher“ vor. Aber dass es Menschen in einem LKW bis in den Landkreis Göppingen schaffen, sei für ihn „einmalig“. Er wundere sich, dass diese nicht schon in Bayern aufgeflogen sind.

Nach Polizeiangaben hatte der Fahrer des Sattelzugs den verplombten Container an der deutsch-österreichischen Grenze übernommen. Wo genau und wie die Jugendlichen in den Container gelangt sind, sei nun Gegenstand weiterer Ermittlungen. Untersucht wird von der Polizei auch, wer ihnen dabei geholfen haben könnte. Die Herkunft sowie das Alter haben die Beamten den Ausweispapieren entnommen, die die Jugendlichen bei sich trugen, so der Polizeisprecher.

Der Fahrer habe im Gespräch mit der Polizei ausgesagt, dass es schon mehrere Fahrerwechsel, zum Beispiel in Kroatien, gegeben hätte. Bei der Spedition soll es sich nach Angaben des Polizeisprechers um ein bulgarisches Unternehmen handeln. Das Ziel des mit Textilien beladenen LKW sei England gewesen. „Aber so wie es aussieht, wollten die beiden Jugendlichen nach Deutschland“, so der Sprecher.

Zwar werde der A8-Grenzübergang zwischen Deutschland und Österreich von der Polizei stichprobenartig kontrolliert: „Aber eben nicht jedes Fahrzeug wird rausgezogen.“ Zudem seien die Papiere der Ladung in Ordnung gewesen, sodass ein verplombtes Fahrzeug auch nicht wieder aufgemacht wird.