StartseiteRegionalRegion Ulm/Alb-DonauLaichingenLaichinger Einzelhandel sagt Amazon den Kampf an

Einzelhandel

Laichinger Einzelhandel sagt Amazon den Kampf an

Laichingen / Lesedauer: 4 min

Das ist das Ziel eines Projekts, an dem die Wirtschaftsvereinigung mitmachen möchte
Veröffentlicht:19.04.2018, 20:47

Von:
Artikel teilen:

Wie können lokale Händler gegen digitale Riesen wie Amazon bestehen? Das will das Ministerium für Ländlichen Raum herausfinden. Es hat einen Ideenwettbewerb für lokale Online-Marktplätze ausgeschrieben. Die Idee: Händler in kleinen Städten vernetzen sich auf einer eigenen Plattform im Netz, über die Verbraucher vor Ort ihre Ware beziehen. Mitmachen können Bäcker, Metzger, Schneider, Schuster, Handwerker, Friseure, Banken – nahezu alle lokalen Händler. Ralf Schiffbauer von der Wirtschaftsvereinigung fände es gut, wenn Laichingen bei dem Landesprojekt als Modellkommune im Boot wäre. Es winkt eine stattliche Förderung.

Wie gemacht für Laichingen erscheinen die Teilnahmebedingungen, die das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz am Donnerstag bekanntgegeben hat. Mitmachen an dem Ideenwettbewerb für lokale Online-Marktplätze können Städte und Gemeinden des ländlichen Raums. Ihr Einzugsgebiet sollte mindestens 10 000 Einwohner betragen und/oder über einen touristischen Schwerpunkt verfügen. Beides kein Problem für Laichingen. Weitere Voraussetzung: die Organisation der Händler in einer Standortgemeinschaft – die Wirtschaftsvereinigung.

Nun allerdings wird’s kniffliger: Mindestens 20 Händler müssen sich vorab zur Präsentation auf dem neuen, lokalen Online-Marktplatz verpflichten (muss programmiert werden, eine App ist denkbar), und außerdem auch die teilnehmende Stadt zur Einrichtung der Personalstelle eines „lokalen Kümmerers“. Dieser schaut danach, dass es auf der Plattform rund läuft.

Und was haben die Gemeinden von der Teilnahme an dem Ideenwettbewerb? Wirklich viel erst dann, wenn sie auch zu einer der Modellkommunen erkoren werden. Zehn sind hier im Gespräch. Dann winkt Geld und Unterstützung. Bis zu 200 000 Euro können hier pro Stadt fließen. Der Fördersatz beträgt bis zu 80 Prozent der Projektkosten.

„Eine tolle Chance“

Ralf Schiffbauer von der Wirtschaftsvereinigung fände es positiv, wenn es Laichingen und der hiesigen Händlerschaft gelänge, zum Zug zu kommen. Für ihn „eine tolle Chance“. Und er kann sich auch vorstellen, dass Laichingen das hinbekommt. Allerdings: Den Antrag muss die Stadt stellen. Anmeldeschluss ist der 31. Juli. Ab Herbst soll das Projekt zwei Jahre lang laufen.

Was Schiffbauer freuen dürfte: In Bürgermeister Klaus Kaufmann hat er einen, der ähnlich denkt. „Ein funktionierender Einzelhandel ist eine grundlegende Notwendigkeit, die es unbedingt zu erhalten gilt, um die Lebensqualität und die Attraktivität unserer Innenstädte und damit der gesamten Stadt zu bewahren.“ Kaufmann sichert zu, dass er das Anliegen der Wirtschaftsvereinigung „nach Verbesserung der Gesamtsituation des Laichinger Einzelhandels und auf der gesamten Laichinger Alb“ mit all seiner Kraft unterstützen werde. Gemeinsam mit Schiffbauer und anderen ist Kaufmann in dieser Angelegenheit aber auch schon eine ganze Weile unterwegs, war nicht untätig. So soll es bald schon zum Beispiel öffentliches WLAN in der Innenstadt geben.

Doch besteht in Laichingen überhaupt Handlungsbedarf? Einige dürften hier mit „ja“ antworten. Zumindest ist die Zahl von Geschäften in der Vergangenheit gesunken. Dies lag aber nicht unbedingt daran, dass die Angebote, die die stationären Händler in ihren Geschäften gemacht haben und machen, nicht attraktiv wären. Im Gegenteil. Ein Problem allerdings – so dürften es auch viele Händler selbst sehen – ist die Konkurrenz aus dem Internet. Und genau hier sollen die lokalen Online-Marktplätze ansetzen.

Minister Peter Hauk will, dass auch die Händler vor Ort was vom Kuchen des digitalen Handels, der stetig wächst, abbekommen. Damit es nicht zum schlimmsten Fall kommt: Dass das Kleidergeschäft aus der Fußgängerzone angesichts der Übermacht aus dem Netz nicht mehr kann und schließt, Innenstädte in der Folge an Attraktivität verlieren – ein Teufelskreis.

Umsetzung demnächst

Und was bringt ein lokaler Online-Marktplatz den Verbrauchern? Für Kunden sollen Bestellungen „mit regionaler Qualität“ möglich werden, mit lokalem Bezug und das bei gleichem Komfort „wie bei großen E-Commerce-Plattformen“. Als Partner des Projekts stehen dem Ministerium der Gemeindetag und der Handelsverband zur Seite.

Wann eine Laichinger Bewerbung abgegeben werden kann, kann Schiffbauer noch nicht sagen. Gemeinsam mit der Stadt sei man aber auf einem guten Weg. Kaufmann ist optimistisch: „Ich denke, dass demnächst an eine Umsetzung der Gedanken gegangen werden kann und wir bald für unsere Einwohner ein attraktives Angebot bezüglich des Onlinehandels haben werden.“ Und dazu, so Kaufmann weiter, würde eben auch der Förderantrag für das Landesprojekt passen, „um damit letztlich die Finanzierung zu unterstützen“.