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Fitnessstudio insolvent: Zu hoch gepokert

Laichingen / Lesedauer: 3 min

Fitnessstudio hatte Insolvenz angemeldet – Verfahren jetzt am Amtsgericht Ulm
Veröffentlicht:26.10.2017, 19:52

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Auf einmal standen die Sportler vor verschlossener Tür. Nichts ging mehr. Die Schließung eines Fitnessstudios im Raum Laichingen kam für viele unerwartet. Wie sich aber am Donnerstag bei einem Insolvenzverfahren am Amtsgericht Ulm herausstellte, hatte der Betreiber zu hoch gepokert. Das geht auch aus dem Bericht des Insolvenzverwalters hervor, der der „ Schwäbischen Zeitung “ vorliegt.

Am Ende des Verfahrens wird der einstige Fitnessstudiobetreiber einen Großteil seines über die Jahre hinweg angesparten Kapitals verlieren. Die 50 Gläubiger, die Geld von ihm einfordern, könnten laut Insolvenzverwalter und Betriebswirt Harald Ott damit rechnen, dass sie lediglich einen niedrigen einstelligen Prozentsatz ihrer Ansprüche erhalten.

Seit 2007 hatte der 54-Jährige das Studio in angemieteten Räumen betrieben, befristet über fünf Jahre. 2012 wurde das Mietverhältnis zum letzten Mal verlängert. Schon damals beabsichtigte er, das Studio von seinem Vermieter abzukaufen – doch ohne Erfolg. Beide Parteien konnten sich auf einen Kaufpreis nicht einigen. „Um den Vermieter zu einem Preiszugeständnis beim Kaufpreis zu bringen“, so heißt es im Bericht, habe der Fitnessstudiobetreiber fristgerecht gekündigt. Er spekulierte darauf, dass der Vermieter keinen Nachmieter findet. Doch das ging schief.

Bereits zum 1. September konnte ein neuer Mieter gefunden werden. Und dem Studiobetreiber brach die komplette Geschäftsgrundlage unter den Füßen weg. Ohne Studio sahen die Banken keine Finanzierungsgrundlage mehr und kündigten die Kredite. Versuche, eine neue geeignete Halle zu finden, scheiterten. Er hing in der Luft, musste Insolvenz anmelden. Und das, obwohl das Geschäft gut lief und sogar Gewinne im mittleren fünfstelligen Bereich abwarf. Auch die Zahl der Mitglieder war kontinuierlich gestiegen – von rund 360 bei Eröffnung des Studios auf mehr als 1000 zum Zeitpunkt der Insolvenzanmeldung. Die Gehälter der insgesamt zwölf Mitarbeiter – davon acht Angestellte, zwei Auszubildende und ein berufsbegleitender Student – sowie die Mieten der Räumlichkeiten konnten bezahlt werden. Doch eben nur so lange, wie auch regelmäßig Geld in die Kassen floss.

Der Großteil der Schulden liegt jetzt bei den Banken, aber auch beim Vermieter. Denn der Betreiber hatte in seiner Zeit im Studio einige Umbauarbeiten vorgenommen, die – so steht es auch im Mietvertrag – rückgebaut werden müssen. Die Kosten dafür muss der Mieter übernehmen. Unter den rund 50 Gläubigern sind aber auch Sportler, die sich zum Beispiel eine Zehnerkarte zum Trainieren gekauft haben, aber noch Trainingseinheiten ausstehen haben und darauf jetzt Anspruch erheben.

Um all diesen Ansprüchen gerecht zu werden, wurde von Insolvenzverwalter Ott ein Gutachter beauftragt, das private, aber auch das geschäftliche Vermögen des Fitnessstudiobetreibers zu bewerten. Dazu gehören zum Beispiel die Fitnessgeräte, die verkauft werden konnten. Aber auch Lebensversicherungen, die eigenen vier Wände sowie ganz banale Dinge, wie Eiweißpulver für Sportler. Das Ziel: Den Gläubigern so viel Geld wie möglich zurückzugeben. Nach Einschätzung des Insolvenzverwalters sollen die Gläubiger einen niedrigen einstelligen Prozentsatz ihrer Ansprüche erhalten.

Die restlichen Schulden werden dem Fitnessstudiobetreiber aller Voraussicht nach erlassen, wenn er sich „redlich“ verhält. Das heißt, wenn er seinen Umständen entsprechend einem Arbeitsverhältnis nachgeht, weiterhin Geld verdient und sich nichts zu Schulden kommen lässt. Damit das nicht passiert, muss er seine Finanzen die kommenden fünf Jahre seinem Insolvenzverwalter offenlegen.